Barfußwanderung mit Eva und ihrer Familie (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Stammposter, Sunday, 23.07.2006, 00:12 (vor 6703 Tagen)

Hallo zusammen,

am vergangenen Mittwoch hatte ich mich mit Eva und ihrer Familie getroffen, um eine gemeinsame kleine Wanderung zu unternehmen.

Angesichts der Hitze (Tageshöchsttemperatur in Köln/ Bonn-Flughafen: 36 Grad) haben wir erst mit dem Gedanken gespielt, ins (sicherlich überfüllte) Freibad zu gehen oder eine nicht allzuweit entfernt gelegene Schauhöhle zu besichtigen, aber wir alle haben ziemlichen Bewegungsdrang und beschlossen daher, wenigstens eine kleine Wanderung (etwa 6 bis 7 Kilometer) zu machen, die nur im schattigen Wald verlaufen sollte.

Daher wurde bei ihr zu Hause entsprechend umdisponiert, und wir marschierten - ausgerüstet v.a. mit viel Trinkwasser - zunächst zum Bahnhof von Siegburg. Der kleine Tilo war in seinem Buggy durch ein Verdeck geschützt. Ein großer Luftballon war ebenfalls am - erstaunlich geländegängigen, wie sich später herausstellte - Gefährt angebunden, er spendete Tilo weiteren Schatten. Hans-Jörg, der Mann von Eva, äußerte jedoch den Verdacht, dass der Ballon der Hitze vielleicht doch nicht dauerhaft standhalten würde...

Wo wird das Fahrradabteil sein - vorne oder hinten? Erfahrungsgemäß vorne, also ab zur Spitze des Bahnsteigs! Der (ca.) 13:00-Uhr-Regionalexpress fährt ein - leider vorne ohne Fahrradabteil, dafür dort mit zwei Erste-Klasse-Wagen hintereinander. Wir marschieren in einen Eingangsbereich, in dem die Klimaanlage ausgefallen ist, wie sich danach gleich herausstellt. Korrekt, wie wir immer sind ;-) , fläzen wir uns nicht in die Erste-Klasse-Sessel, sondern bleiben stehen. Nach der Anfahrt stellt sich heraus, dass die Tür zum Wagenübergang auch defekt ist, sie lässt sich nicht schließen. Dies verbessert die Warmluftversorgung weiter und sorgt für eine angenehme Geräuschkulisse. Na ja, es sind ja nur drei Stationen bis zu unserem Ziel...

Nach vielleicht 20 Minuten Fahrt steigen wir aus in Herchen an der Sieg. Draußen ist es anscheinend nicht viel heißer als drinnen, aber die Strahlung der Sonne kommt hinzu. Da wir uns erst etwas verlaufen, nehmen wir nicht die Straßenbrücke und somit den kürzesten Weg zum schattigen Wald, sondern einen kleinen Umweg stromauf, über eine Eisenbahnbrücke. Obwohl ich eigentlich nie Probleme mit zu heißem Asphalt habe, war es auf der Brücke für mich doch ganz schön "stramm", da der Belag ihres Fußwegs ziemlich dunkel und glatt war und daher kräftig aufgeheizt. Eva kam hier gut zurecht (Hans-Jörg und Tilo zogen Sandalen bzw. solche und den Kinderwagen vor).

Schließlich erreichten wir den Wald; es begann der Aufstieg zum Sieghöhenweg. Er war schön schattig und bestand aus angenehmem Asphalt. Nach nicht allzulanger Zeit kamen wir an eine Kreuzung, und es stellt sich leider heraus, dass der Abzweig rechts genommen werden muss - eine sehr unschöne Schotterpiste, die den eigentlichen siegparallelen Weg darstellt und auch nicht immer schattig ist... Der Luftballon zerknallt, was Tilo gar nicht gut findet. Ihm werden für zu Hause zwei neue Luftballons versprochen und auch Eis, was seine die Laune schnell wieder hebt. :-)

Zwar kommen wir mit dem Schotter recht gut zurecht, wir fragen uns aber alle, was so ein über drei Meter breiter Grobschotterweg dem Erholungssuchenden eigentlich bieten soll: Für Schuhträger wirklich auch nicht toll, und für Radfahrer arg daneben. Ausweichmöglichkeiten auf angenehmeren Untergrund: zunächst noch einiger grüner "Mittelstreifen", später nur noch seitlich und selten gegeben.

Zum Glück gibt es recht wenige Zecken, da man bei seinen Ausweichbemühungen ja oft am Gras und höheren Kräutern entlangstreift. Eva Bio-Zeckenmittel zum Aufsprühen tut hier dann gute Dienste; ich sprühe es von direkt unterhalb der kurzen Hose bis etwas unterhalb der Kniekehlen. So "behandelt" man nicht zu große Flächen des Körpers damit, und der Aufstieg der Zecken nach oben wird wirkungsvoll unterbunden. Dafür gibt es leider so einige Bremsen, doch als Bachauen gewohnter Rheinländer hat man schon einen Instinkt für die Abwehr dieser Viecher.

Anfangs machen wir noch recht häufig Rast, später jedoch stellen wir fest, dass ein Weg, den der dem Kinderwagen entstiegene Tilo nimmt und dem wir vor lauter Begeisterung ;-) etwas zu kritiklos folgen, doch nicht so optimal ist wie zunächst angenommen. Hinzu kommt, dass die (aktuelle) Wanderkarte die Wegbezeichnungen anders wiedergibt als in Wirklichkeit vorzufinden. Wir zweifeln zunächst an Hans-Jörgs kleinem GPS-Empfänger und meinen, ihn justieren zu müssen. Wie sich schließlich herausstellt, arbeitet er völlig korrekt, und die Karte führt uns in die Irre. Die Wege sind hier ziemlich verschlungen geführt (das völlige Gegenteil zu manchen anderen Wäldern), und manche Verbindungswege, die abkürzen könnten, mit einem Kinderwagen nicht befahrbar.

So kommt es, dass wir schließlich (wir sind zwischenzeitlich, in der Nähe des Mönchskopfes, von ca. 95 auf ca. 300 Meter aufgestiegen) feststellen, dass es zum Bahnhof Eitorf inzwischen näher ist als zurück nach Herchen, nämlich etwa 7 Kilometer... Etwa hier hat Eva endgültig die Nase voll von dem Dauer-Grobschotter. Sie sagt, zwei Tage Rheinsteigwanderung á 20 km wären feinste Sahne gegen solche Wege wie hier, und zieht sich die Sandalen an. Ich laufe barfuß weiter und halte auch bis zum Ende der Wanderung durch, da ich Schuhe an den Füßen absolut nicht mag (ich beneide zutiefst alle, die auf ihrer Arbeit barfuß sein dürfen und dort auch schon so ankommen dürfen). Mein im Vergleich nun etwas geringeres Tempo ist für Eva und Hans-Jörg erfreulicherweise kein Problem.

Zwar ist die Landschaft teilweise sehr schön (Blicke auf die Sieg), und der Wald durchgängig besonders schön, jedoch ist die Strecke für das genussvolle Barfußwandern schlicht ungeeignet; nur die letzten vier Kilometer sind wieder Asphalt. Naturboden: Null, Fehlanzeige. Selbst felsiger Naturboden ist im Rheinischen Schiefergebirge viel leichter begehbar als der künstlich hergestellte Grobschotter, da die Bruchstücke überwiegend plattig sind und meist flach auf dem Weg liegen.

Dafür sind die letzten vier Kilometer auf Asphalt landschaftlich sehr schön, da man allmählich durch Seitentäler der Sieg wieder nach Eitorf absteigt. Hier trinke ich auch den letzten Rest aus meiner letzten Wasserflasche; ich hatte allein für mich drei Liter mitgenommen!

Die Heimfahrt mit dem Zug funktioniert sehr gut, im schön klimatisierten Fahrradabteil. :-)

Zu Hause gab es viel Eis für Tilo und für uns alle, und danach ein sehr gutes Abendessen. Habt vielen Dank dafür! :-)

Wie sich wieder einmal gezeigt hat, ist spontanes Planen "á la carte" im Rheinischen Schiefergebirge nicht möglich, wenn man dabei hofft, auf großenteils halbwegs barfußfreundliche Wege zu stoßen. Hier beneidet die "rheinische Fraktion" ganz außerordentlich die Berliner, die rund um die Stadt traumhafte Verhältnisse, eben schöne sandige Wege haben.

Viele Grüße,

MarkusII


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