Deprimierendes Forum (Hobby? Barfuß! 2)
Ich habe mir im Archiv mal die Beiträge aus den "Gründerjahren" des Forums (3. Juli 1998) angeschaut und mit den gegenwärtigen verglichen. Während damals jeder Beitrag vor Begeisterung für das "Hobby" Barfuß nur so sprudelte, scheint heute jeder zweite Beitrag schlechte Stimmung zu verbreiten.
Stimmt, da hast Du recht.
Doch es gibt nicht nur gutes auf der Welt.
Vor einigen Wochen kam eine neue kostelose Abend-Zeitung in der Schweiz heraus. Sie nennt sich "Heute". Ziel der Zeitung war es, nur positive Meldungen abzudrucken. Dieses Ziel wurde aber bei weitem nicht erreicht. Nicht dass es nicht genügend Positives zu melden gäbe. Aber die Leser wollten dies nicht. So werden nun auch tagesaktuelle negative Berichte gebracht.
Anbei noch ein positiver Bericht (inkl. Barfuss) aus Heute:
Keine Lego, keine Bauklötze und auch keine Puppen. Zufikons Kindergärtler mussten für eine Woche auf jegliches Spielzeug verzichten. Doch das Alternativprogramm liess sich sehen: Sie plantschten im Lehm rum, balancierten auf Tonnen, schaukelten in Hängematten.
Das Spezialprogramm hatte einen Grund: Die Kindergärtnerinnen in Zufikon hatten sich entschlossen, eine Projektwoche zum Thema Bewegung und Wahrnehmung durchzuführen. Bewegung ist nämlich nicht nur für ein ausgewogenes Körpergewicht von Bedeutung. Bewegen bedeutet auch, sich zu spüren, beim Rennen, Drehen, Balancieren oder Ziehen. «Bewegung und Wahrnehmung sind die Grundlage für kindliches Handeln, Spielen und Lernen», weiss die freischaffende Ergotherapeutin Mona Wipfli. Sie hat das Projekt in Zufikons Kindergärten fachlich begleitet und auch für die Eltern ein Referat gehalten. Die eigenen Sinneswahrnehmungen richtig zu sortieren und einzuordnen, ist von elementarer Bedeutung für das spätere Lernen, die gesunde Sprach- und Intelligenzentwicklung. Von grosser Wichtigkeit sind das Spüren, der Tastsinn, wie auch der Gleichgewichtssinn, die beide in der Bewegung angesprochen und geschult werden.
Grundlegendes fehlt
Dass aber viele Kinder heute unter einem latenten Bewegungsmangel leiden, ist bekannt. Nicht ohne Folgen für ihre Sinnesschulungen und Koordinationsfähigkeiten. Wie viele ihrer Kolleginnen in der ganzen Schweiz stellten auch Zufikons Kindergärtnerinnen in ihrem Alltag vermehrt Defizite bei den Kindern fest. «Es fehlt oft am Grundlegenden», weiss Petra Gepp, Lehrkraft am Regelkindergarten. «Die Kinder können ihre Kraft nicht richtig dosieren und beispielsweise den Farmerstängel oder die Glace nicht selber auspacken.» Und hier beabsichtigten die Kindergärtnerinnen, einen Akzent zu setzen. «In dieser Woche wollten wir vor allem den Tastsinn und das Gleichgewicht üben. Wir wollten auch die Eltern sensibilisieren und ihnen Mut machen», sagte Andrea Müller, Leiterin des Sprachheilkindergartens. Tatsächlich braucht es nicht viel, um Kindern eine Vielfalt von Sinneswahrnehmungen zu ermöglichen. Im Freien übten sie die grobmotorischen Fähigkeiten. Die Kinder balancierten über Tonnen, fuhren Pedalo. Auf grosse Begeisterung stiess das Lehmloch, da liess sich so richtig rumtollen. Und den Lehm spürten die Kinder auf der Haut, als sie sich von ihren Kollegen «eincremen» liessen. Eine etwas extremere Sinneserfahrung war dann das Abspritzen mit dem kalten Wasser aus dem Gartenschlauch.
Mit Zehen Zeitungen zerknüllen
Die Übungen waren oft einfach gestaltet. «Wir haben mit den Füssen versucht, Zeitungen zusammenzuknüllen», erzählte Andrea Müller. Während der ganzen Projektwoche waren Schuhe oder Finken tabu. Sowohl Lehrerinnen als auch Kinder gingen nur barfuss - egal bei welchem Wetter. Auch mit Handcreme haben die Kinder experimentiert. «Einen dosierten Tupf auf den Finger zu bekommen war für einige schwierig», beobachtete die Kindergärtnerin.
Zentral in der Projektwoche war ein Bewegungs-Parcours, den die Lehrkräfte in der Turnhalle einrichteten. Auch dort ging es an den verschiedenen Posten darum, dass die Kinder lernen, sich durch die Bewegung selber zu spüren und so ihre koordinativen Fähigkeiten auszubilden. Und es machte ihnen Spass. Sie lernten, dass es gar nicht einfach ist, die Balance auf einer Matte zu halten, wenn darunter lauter Bälle liegen. Auch die Übung am Barren war für einige der Kinder nicht so leicht. Die Eltern waren ebenfalls zu diesem Parcours eingeladen. Und auch sie zeigten sich begeistert von der Initiative der Kindergärtnerinnen. «Ich finde diese Woche sehr positiv», meinte Ancolette Schrago, deren Sohn David die Barrenübung locker meisterte. «Es ist vor allem schön, dass Kinder in dieser Woche auch mit anderen Kindern in Kontakt kommen.» Auch Emilys Vater Carsten Grabner zeigte sich hoch erfreut. «Ich finde es sehr spannend, die Kinder haben viel Spass.» Er selber bereute es offensichtlich nicht, seine Termine am Donnerstag kurzfristig umgestellt zu haben, um seine Tochter in die Turnhalle begleiten zu können.
tipps für zuHause
Es braucht nicht viel, um die Bewegung der Kinder zu fördern. Grundsätzlich geht es darum, sie zum Bewegen zu ermuntern und ihnen die Bewegung auch zu ermöglichen. Das kann, muss aber nicht immer im Freien stattfinden. Hier ein paar einfache Tipps:
1. Kinder sollen die Möglichkeit haben, barfuss[100] zu gehen auf allen möglichen Unterlagen: im Sand, auf Teer, im Wald oder auf Kies. So lernen sie auch über die Füsse zu spüren und können ihre Zehen freier bewegen, vielleicht sogar mit ihnen greifen.
2. Der Haushalt bietet eine Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten, die gerade für die Feinmotorik, die Koordination und den Tastsinn von Bedeutung sind. Kinder sollen mithelfen können. Beim Apfelschälen beispielsweise lernen sie, die Kraft zu dosieren, eine Drehbewegung und eine Bewegung nach unten gleichzeitig auszuführen. Auch das Zusammenwischen mit Besen und Schaufel schult die Koordination beider Hände.
3. Wichtig ist auch, den Kindern einen Raum zu bieten, wo sie ihren Bewegungsdrang ausleben können, wenn das Spiel draussen nicht möglich ist. Dazu ist nicht viel notwendig. Auf einer alten Matratze lässt sich hervorragend herumspringen. Mit alten Wolldecken und Teppichresten lassen sich tolle «Häuser» bauen, in die man reinkriechen kann.
4. Kinder profitieren vom Kontakt mit der Natur. Dort lassen sich alle Bewegungs- und Sinnesbereiche bestens stimulieren. Kinder sollen auf Baumstämmen balancieren, auf Bäume klettern und Hänge hinunterrollen. Dabei erfahren sie, wie sich Heu oder Gestrüpp anfühlen.