Die Zeit zwischen den Wanderungen (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 8.7.2006: Am Abend verließ der "Bummler" in Richtung Köln den Bahnhof des malerischen Städtchens Linz . An Bord waren bis auf Ralf RSK, der einen Gegenzug benutzen mußte, alle Teilnehmer der Barfußwanderung über den Rheinsteig. Aber nicht für lange, denn in Unkel mußte der Großteil wieder raus, um zu den Autos, die auf dem Parkplatz (pardon: auf den ParkplätzEN!) in Rheinbreitbach, dem Startort mit Resten der "unteren Burg" . Für mich endete die Bahnfahrt in Beuel, während Dieter und Guenther noch noch Köln weiterfuhren.
Ich hatte keine Lust mehr, noch irgendetwas in Bonn zu unternehmen. Da die Rheinaue recht weit entfernt war und ich auch nicht noch Geld fürs Tram ausgeeben wollte, wanderte ich einfach vom Bahnhof über einen Parallelweg zur Hauptbahn, bis ich das ehemalige Trassee der Rhein-Sieg-Bahn erreicht hatte. Dann wanderte ich weiter bis zum Rheinufer. Hier lagen noch Schmalspurgleise, die museumsmäßig erhalten waren, in einem schönem Bogen. Ich aber machte einen entgegengesetzten Bogen und folgte dem Rhein einige hundert Meter, dann ließ ich mich nieder. Ich war erschöpft. Wenigstens war hier Sand, in dem ich meine nackten Füße vergraben konnte. Nach etwa einer halben Stunde verkroch ich mich im Schlafsack. Die ganze Nacht hatte das "Muckebicke-muckebicke" der vorbeifahrenden Schiffe (aber nicht nur das) für einen nicht gerade ruhigen Schlaf gesorgt.
Es wurde Morgen. Auf dem Weg in Richtung Kennedybrücke schwankte ich ziemlich stark, was diesmal nicht an den Füßen lag. Der Sandboden verursachte keine Schmerzen. Das Kopfsteinpflaster in der Bonner Altstadt schon etwas mehr. Ein paar Besoffene fragten: "Bist du von hier?" "Nein, aus der Schweiz!" "Laufen da alle barfuß rum?" "Nein, nur die Nicht-Spießer!"
Am Friedensplatz suchte ich den Brunnen auf, um meine Wasservorräte zu ergänzen. Ein Radfahrer kam angefahren, wollte auch seine Plastikflasche füllen. Während meine Flasche gerade dreiviertel voll war, lallte er: "Was soll der Scheiß, die Flasche ist doch schon voll!" Nachdem auch er seine Flasche gefüllt hatte, rief er: "Nicht mal Schuhe!"
Ich wartete noch einige Zeit, dann begab ich mich zum Hauptbahnhof, von wo mich der Telecom-Expreß nach Siegburg bringen sollte. Der unterirdische Bahnsteig war angenehm barfuß begehbar. Ein Bahnbediensteter ging an mir vorbei, dah mich an (aber auch andere Personen), dann kamen sie zu viert. Aber im Gegensatz zu Lothars Beschreibung über seinen Besuch in einem Einkaufszentrum in den USA waren diese Leute nicht bis an die Zähne bewaffnet. Und sie führten mich aus nicht aus der Station, sondern gingen an mir vorbei, um dann 20 Meter vor mir zu warten. Ich rechnete damit, daß sie planten, denselben Zug wie ich zu besteigen, um sich dann wie die Geier auf mich zu stürzen, um mir wegen Schwarzfahrens ein erhöhtes Beförderungsentgelt abknöpfen zu können. Und ich freute mich schon, daß sie bei mir nur eine gültige Fahrkarte finden würden. Aber mein Zug fuhr mit mir, aber ohne die Kontrolleure ab.
Im Tram störte sich keiner an meinen nackten Füßen. Nach 25-minütiger Fahrt war ich in Siegburg, wo auch kurze Zeit später auch Eva und Guenther eintrafen. Das war der (ich sage nicht klägliche) Rest, der nach der gestrigen Rheinsteigwanderung auch noch am zweiten Tag teilnehmen würde. Ein Entscheid, den ich aus heutiger Sicht nicht bereut habe, trotz der Brähmen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen