Nicht nachahmen! (Hobby? Barfuß! 2)

Robert (Franken) @, Monday, 10.07.2006, 11:18 (vor 6716 Tagen)

Liebe Barfüßler,

nun bringe ich auch einmal einen kleinen Bericht zu Papier (oder in die digitale Welt):

Am Wochenende vor 2 Wochen lockte mich das Wetter in die Bayerischen Berge am Tegernsee. Natürlich sollte alles barfuß ablaufen. Da ich zum einen mich immer wieder im Barfußjoggen übe, zum anderen aber auch mal in den Bergen barfuß gehen wollte, verband ich beides. FATAL!
Zunächst gings also los mit Joggen: 30 min. asphaltierte Wege, zum Großteil bergauf. Das ging ja alles noch problemlos. Mir gelang es sogar, 2 Radfahrer mit ihren Mountainbikes zu überholen. Motiviert von diesem ersten Abschnitt gings nun Richtung in die Höhe. Der erste Abschnitt war auch noch unproblematisch: Eine geteerte Straße bis zu einer Almhütte. Aber wer will schon in den Bergen immer über Teerboden gehen. Nun folgte eine lange Passage zerklüftetes zügig nach oben gehendes Gelände, wo man im wahrsten Sinne ständig über Stock und Stein musste. Langsam begann ich meine Füße zu merken. An eine Umkehr war nicht zu denken, da dieser Weg bergab für meine Füße eine Tortur dargestellt hätte. Oben angekommen konnte ich an einer verlassenen Hütte etwas rasten, aber der Weg ins Tal musste schließlich angetreten werden. Die eigentlich vorher geplante Gratwanderung viel wegen zu starken Fußsohlenschmerzen aus, die Abkürzung ins Tal brachte mich in völlig unwegsames Gelände, wo ich ziemlich hilflos über riesig große Steine ähnlich einer Endmoräne robbte. Leider kam ich gänzlich vom (ohnehin nicht mehr sichtbarem Weg) ab und musste einen Großteil des Weges wieder aufsteigen. Notschuhe hatte ich natürlich nicht einmal mit, inzwischen hätte ich quasi jeden Preis für ein Paar bezahlt... Kurze Zeit später kam ich auf den eigentlich angenehmsten Teil der Strecke: Eine saftige Matschwiese, vereinzelt Restschnee (wie angenehm für die Füße). Dann wurde es aber noch mal richtig hart. Meine Fußsohlen waren inzwischen extrem empfindlich, so dass nur noch vorsichtigstes Gehen möglich war. In der Wiese, die im übrigen steil abfiel, waren zahlreiche spitze Steine verborgen, die mir vereinzelt die Tränen in die Augen jagten. Ich bin dann in einer Art Brücke unter Einsatz meiner Hände langsamst zu einem Feldweg gekommen, der mich zu einem Gehöft brachte. Dort erkundigte ich mich nach dem Weg, um ja keinen weiteren Umweg zu riskieren. Einige Wanderer wollten mich auf ihrem Weg mitnehmen, wir verwarfen dies aber wegen meiner bloßen Füße und der Beschaffenheit dieses Weges. Stattdessen lief ich einen (Schotter!)weg von 2 km längs, wo ich nicht einmal links oder rechts in die Büsche ausweichen konnte. Meine Füße hielten dort kein normales Aufsetzen mehr aus. Nach endloser Zeit endlich eine asphaltierte Straße, welch ein Segen. Der Rückweg von dort verlief leidlich, für die letzten 2 km nahm ich den Bus.

Fazit: 1. Wer übertreibt, wird bestraft.
2. Nie ohne Schuhe in die Berge, es sei denn, man hat's schon mal auf genau dem Weg probiert.

Zuhause gab's ein Vollbad. Meine Fußsohlen haben sich nach 2-tägiger Überempfindlichkeit wieder an den barfüßigen Alltag gewöhnt. Die Regenerationsfähigkeit ist ja doch erstaunlich schnell. Einige Schrunden und Blasen erinnern mich allerdings noch heute an meinen Leichtsinn.

Nur zur Info: Ich kenne mich ansonsten in der Gegend eigentlich recht gut aus und habe auch Erfahrung mit Klettern etc. Bin also nicht der völlig depperte Stadtmensch.

Gruß Robert

Nicht nachahmen!

Ralf RSK, Stammposter, Monday, 10.07.2006, 11:43 (vor 6716 Tagen) @ Robert (Franken)

2. Nie ohne Schuhe in die Berge, es sei denn, man hat's schon mal auf genau dem Weg probiert.

Hallo Robert,

das sehe (und praktiziere) ich ähnlich. Bei unbekannten Wanderstrecken ist bei mir entweder ein paar Tevas mit guter Sohle oder ein paar leichte Wanderstiefel im Rucksack, im Gebirge eher die Stiefel. Es ist ja keine Schande, bei Notwendigkeit darauf zurückzugreifen. Außerdem will ich den Leuten, die mit mir wandern (meist "Beschuhte") nicht zumuten, dass sie ständig auf mich warten oder gar die Route abkürzen müssen, weil ich nicht mehr "kann".

Das hat in der Vergangenheit zum Beispiel dazu geführt, dass ich meine Wanderstiefel tagelang in den Vogesen spazieren getragen habe. Aber den Stiefeln hat das sehr gut getan ;-)

Viele Grüße, Ralf

Nicht nachahmen!

Nicole (WO), Stammposter, Monday, 10.07.2006, 13:27 (vor 6716 Tagen) @ Ralf RSK

Hallo Ralf,

Das hat in der Vergangenheit zum Beispiel dazu geführt, dass ich meine Wanderstiefel tagelang in den Vogesen spazieren getragen habe. Aber den Stiefeln hat das sehr gut getan ;-)

Du hast also Stiefel, die in Teilrente sind ;-))

kleiner Tipp

Rosi ⌂ @, Monday, 10.07.2006, 17:48 (vor 6715 Tagen) @ Robert (Franken)

Lieber Robert,
ich bin am Tegernsee aufgewachsen (siehe Homepage) und ich habe einen kleinen Tipp einer Einheimischen für Dich:
Die Berge von unten, die Kirchen von außen und die Wirtshäuser von innen! :-)))
Das schont die Füße.
Liebe Grüße (nicht nur) an die Füße,
Rosi

[image] meine Seite

Berge von unten...

Kamel Leon, Tuesday, 11.07.2006, 10:37 (vor 6715 Tagen) @ Rosi

Ich habe gehört, dass die Pommern an der Ostseeküste früher ähnliche Regeln hatten: Sie badeten niemals im Meer und schüttelten die Köpfe über die komischen Touristen, die dort hineingingen und ertranken.

Wanderung auf die Zugspitze

Jens aus dem Elsass, Stammposter, Monday, 10.07.2006, 22:23 (vor 6715 Tagen) @ Robert (Franken)

Lieber Robert,

um mir ein ähnliches Schicksal wie Dir zu ersparen zog ich meine Wanderschuhe schon in Garmisch an, als ich auf einem geschotterten Wanderweg in Richtung Partnachklamm lief. Ich wäre sonst einfach viel zu langsam gewesen und im weiteren Verlauf wäre es unmöglich gewesen. Hut ab vor dem Herrn, der die Zugspitze schon oft barfuss erklomm.

Ein wenig erstaunt war ich aber doch wie schnell ich aufgeben mußte, da ich ansonsten in der Freizeit praktisch immer barfuss bin. Aber geteerte Straßen und wohlige Waldwege in den Vogesen sind nicht die spitzen Alpen.

Barfüssige Grüße aus dem Elsass

Jens

Barfüßiger gemütlicher Betriebsausflug

Leo, Stammposter, Thursday, 13.07.2006, 21:28 (vor 6712 Tagen) @ Jens aus dem Elsass

Hallo, insbesondere Jens,

in der Gegend waren wir gerade gestern:

Der Treffpunkt unseres gestrigen Ausflugs mit der Abteilung (ca. 60 Leute) war eindeutig beschrieben und für alle Teilnehmer leicht zu finden, und so konnte die Reise pünktlich losgehen mit dem Bus bis zum Parkplatz am Skistadion in Partenkirchen (einer der beiden vereinigten Haupt-Ortsteile von Garmisch-Partenkirchen). Hier gibt es nur ein Skistadion und dort auch nur einen Parkplatz, und so hatten auch die hier noch zu uns stoßenden Autofahrer keine Schwierigkeiten, uns zu finden.

Vor dem Start habe ich mir dann vorsichtshalber Sandalen angezogen, aber bis zum Anfang der Partnachklamm entlang ging es dann erst mal eine geteerte Straße entlang, so grob geschätzte 2 km (ich kann leider meine beiden Wanderkarten von der Gegend nicht finden).

Nach einigen verwunderten Kommentare von Kollegen, die sich anscheinend schon an meine Barfüssigkeit gewohnt hatten, habe ich die Schuhe daher dann nach 100 Metern gleich wieder ausgezogen.

In der Klamm war es zwar naß, aber angenehm kühl und man konnte angenehm barfuß laufen. Die meisten Verzögerungen traten durch Fotostopps und Gegenverkehr auf. Oberhalb der Klamm kam dann noch ca. 1 km harmlos geschotterter Weg (kleine Steinchen, nicht scharfkantig, mehrere Lagen übereinander und daher etwas nachgebend auf dem obendrein meist feuchten und somit nachgebenden Untergrund).

Nach ca. einer Stunde und 150 Höhenmetern hatten wir dann das "Forsthaus" Graseck (ein richtiges Hotel mit eigener Seilbahn vom unteren Anfang der Klamm) erreicht, wo ausgiebiges Mittagessen angesagt war. Wir waren alle eingeladen und genossen das zwar nicht billige, aber angesichts von Qualität und Quantität durchaus preiswerte Mittagessen.

Trotz prall gefülltem Magen und großer Mittagshitze wollten einige Sportliche den nicht gerade schattenreichen Aufstieg zum Eckbauer machen. Wenn ich auch gern zwischendurch meine Kohlehydratvorräte mit Kuchen (oder zur Not alten Mini-Toblerone) auffülle, ein großes Essen kommt bei mir erst am Ende des Aufstiegs in Frage. Mit meinen Knieproblemen hätte ich ohnehin nicht wieder zu Fuß bis zum Forsthaus absteigen können, sondern hätte mit der Bahn bis ganz nach unten zum Parkplatz fahren und neu zum Forsthaus aufsteigen müssen, was zeitlich sehr knapp geworden wäre. So blieb ich bei den Gemütlichen hocken und genoß dann abschließend noch ein Stück Zwetschgendatschi (=Pflaumenkuchen).

Es ergaben sich anschließend noch nette Gespräche, auch mit solchen Kollegen, die ich eigentlich nur vom Sehen kenne. Die Lücken nach dem Abmarsch der sportlichen Wanderer und ein kräftiger Regenschauer durchmischte die Sitzordnung und ließ die Geselligen unter dem Schirm eng zusammenrücken.

Als die eifrigen Wanderer erst zur verabredeten Abmarsch-Zeit zurückkamen, wollten sie aber auch gerne noch etwas rasten und Kuchen essen. Kurzerhand wurde daher der Zeitplan geändert und der Abstieg ins Tal um eine halbe Stunde verschoben. Nachdem jeder seinen restlichen Hunger und vor allem Durst gestillt hatte und alle zufrieden waren, traten wir schließlich den Rückweg an.

Angesichts vorheriger ausführlicher, ehrlicher (trotz einer verkauften Liftkarte weniger) Weg-Beratung der freundlichen Inhaberin habe ich dann doch noch den Abstieg zu Fuß gewagt. Auch beim Abstieg war der fein geschotterte Anfang recht harmlos, dann ging es auf einer Brücke über die Klamm und am Hang entlang runter. Der Boden war dann aber natürlicher Felsboden und gerade für den barfüßigen Abstieg schon etwas anspruchsvoller aber zumindest auf der kurzen Strecke nicht unangenehm. Wegen vieler Treppenstufen konnte ich die Stöcke aber doch gut gebrauchen, um mein Knie zu schonen. Am Eingang der Klamm kamen wir dann wieder auf die Teerstraße.

Fazit: Ein wunderschöner, harmonischer, wenn auch für mich nicht sehr sportlicher Tag, aber Hauptzweck war ja schließlich die Geselligkeit und das gegenseitige Kennenlernen. Aber trotz meiner Faulheit hatte auch ich an diesem Tag eine Grenze überschritten: Barfuß laufen in aller Öffentlichkeit vor der ganzen Abteilung!

Gruß

Leo

Barfüßiger gemütlicher Betriebsausflug

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 16.07.2006, 10:09 (vor 6710 Tagen) @ Leo

Hallo Leo

Vielen Dank, für Deinen interessanten Bericht. Man erkennt daran, wie wichtig es ist, mögliche Probleme wie ungenaue Treffpunkte oder zu große Eile zu vermeiden. Auch Verzögerungen durch Fotostopps halte ich für keinen Nachteil, da immer genügend Zeit zum Fotografieren sein sollte, ohne nachher dem Rest der Gruppe hinterher eilen zu müssen, was nicht immer leicht ist, insbesondere wenn man barfuß ist. Auch finde ich es prima, das die vorgesehene Abmarschzeit mit Rücksicht auf die Bedürfnisse einzelner Wanderer verschoben wurde.
Ich kenne es z. B. von meinen schon mehrfach erwähnten zweimal jährlich wandernden Bekannten, aber auch von anderen Touren, dass es niemals Pausen zum Fotografieren gibt. Wer es dennoch tut, muss sich dann eben beeilen. Auch wird stets ein genauer Zeitplan erstellt, wann man wo sein muss. :-(
Auch Dein Fazit finde ich absolut richtig. Hauptzeck eines solchen
Ausflugs ist es schließlich nicht irgendwo möglichst schnell anzukommen, sondern ein schöner harmonischer Tag, der sich mit dem Kennenlernen netter Menschen verbinden lässt. :-)

Viele Grüße

Ulrich

... und kein Friedhof

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 18.07.2006, 07:05 (vor 6708 Tagen) @ Leo

"Der Treffpunkt unseres gestrigen Ausflugs mit der Abteilung (ca. 60 Leute) war eindeutig beschrieben und für alle Teilnehmer leicht zu finden, und so konnte die Reise pünktlich losgehen mit dem Bus bis zum Parkplatz am Skistadion in Partenkirchen (einer der beiden vereinigten Haupt-Ortsteile von Garmisch-Partenkirchen). Hier gibt es nur ein Skistadion und dort auch nur einen Parkplatz, und so hatten auch die hier noch zu uns stoßenden Autofahrer keine Schwierigkeiten, uns zu finden. "

Hallo Leo,

Du verstehst es geschickt, scheinbar belanglose Dinge in Deine Texte zu integrieren. Ein Außenstehender mag sich da fragen, weshalb. Vermutlich hättest Du den letzten Satz nicht geschrieben, wenn Du nicht an der barfüßigen Rheinsteig-Wanderung teilgenommen hättest. Einen "Vorwurf" kann ich Dir allerdings nicht ersparen: Es wäre ebenfalls von großer Wichtigkeit gewesen, AUSDRÜCKLICH darauf hinzuweisen, daß sich gegenüber dem Parkplatz KEIN FRIEDHOF befindet!

Oder täusche ich mich da?

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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