Die nächsten Barfusswanderungen: Übers Joch nach Tschiertschen (Hobby? Barfuß! 2)
Auch diesmal war es noch dunkel, als ich mich nach vier Uhr morgens auf den Weg machte. Bis zum Weiler Grida war das kein Problem, aber nach Obergrida beginnt der Wald und in diesem Wald zweigt bald einmal eine fast unsichtbare Wegspur vom Strässchen ab. Diese Wegspur erwischte ich zwar noch, aber eine zweite Abzeigung übersah ich. Ich entschloss mich deshalb für die Direttissima durch den steilen Wald hinauf. Es wurde noch steiler als geahnt und ich musste mich mit den Zehen richtig festkrallen, um nicht zurückzurutschen. Wo kleinere Felsschrofen an die Erdoberfläche kamen, reichten die Zehen nicht mehr aus, da mussten auch die Finger helfen. Endlich legte sich der Steilhang etwas zurück und schon trat ich auf die Maiensässsiedlung Runcalier hinaus. Unterdessen war es deutlich heller geworden. Es ging nun weiter in der Falllinie, aber bedeutend flacher über die Weide. Einige Worte wechselte ich mit einem jungen Landwirt, der bereits am Zäunen war. Über meine "mangelhafte" Bekleidung staunte er nicht weiter, mein Spleen war ihm bekannt. Weiter gings durch Weide und lockern Wald und nach Querung eines steilen Hangs betrat ich die Jochalp und schliesslich den Passübergang von Churwalden nach Tschiertschen. Der Wanderweg Richtung Tschiertschen war unangenehm steinig und so entschloss ich mich wieder für den direkten Weg, der über die steilen, blumenübersäten Hänge unter dem Joch führte. Sumpfige Stellen musste ich als Barfüsser ja nicht fürchten, im Gegenteil, es ist schön, so richtig in den Schlamm zu stampfen. Das folgende Strässchen ist kiesig-unangenehm und ich versuchte, möglichst dem grasigen Rand zu folgen. Ab Furgglis (Skihaus) folgt ein Teersträsschen und dann nochmals ein passabler (vom Barfüsserstandpunkt) Wanderweg bis zum Dörfchen Tschiertschen, wo ich eine Viertelstunde vor Abfahrt des Postautos eintraf.