Welche Bedeutung hat barfuss laufen in religioeser HInsicht?

Barfußgehen hat im religiösen Kontext die Bedeutung von Demut, Bedürfnislosigkeit und Ehrfurcht vor dem Heiligen. Als Gott Mose erscheint, soll er seine Schuhe ablegen, denn er stehe auf heiligem Boden. (2. Mose 3) Jesus sendet seine Jünger barfuß in die Welt hinaus: "Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe" (Lukas 10)

In Irland ist immer wieder zu beobachten, wie Pilger den Patricks-Berg barfuss besteigen, aus religioeser Einstellung. (zumal der Aufstieg ueber einen steinigen Weg erfolgt)

Hier wird die Sache problematisch: Ich halte es für Aberglauben, wenn man meint, dass irgendein Gott sich freut, wenn seine Gläubigen sich Schmerzen zufügen. So viel ich weiß, ist es offiziell verboten, diesen Weg barfuß zu begehen. Die Leute machen's trotzdem.

Gab es dies in Deutschland auch mal?

Im späten Mittelalter siedelten sich in den Städten Bettelorden (wie z.B. die Franziskaner) an. Deren Angehörige gingen zum Zeichen der Armut und der Christusnachfolge barfuß, weswegen sie auch als "Barfüßermönche" bezeichnet wurden.

Wuerde man barfuss als besonders fromm empfinden? bzw. als Entfernung vom Konsumorientieren leben?

Als besonders fromm wohl nicht. Als konsumkritisch vielleicht schon eher. Aber dazu würde wohl mehr gehören, als nur das Barfußgehen.

Lieber Ian,
neben dem, was Stefan schreibt, ist mir auch nichts bekannt, was sich da speziell auf Deutschland bezieht.

Es war im Judentum immer schon üblich - und da findet man auch in der Bibel verschiedene Stellen von Fußwaschungen -, sich vor dem Betreten des Hauses die Schuhe auszuziehen und sich die Füße zu waschen (bzw. in reichen Häusern von Dienern waschen zu lassen).

Und im Islam ist es ja auch so: vor dem Betreten einer Moschee zieht man die Schuhe aus. Die Touristen gehen dann auf stinkigen Socken rein (was ich nicht so gut finde), und die Gläubigen waschen sich die Füße richtig an den Brunnen vor der Moschee.

Ein schönes Wochenende noch,
Nicole

http://www.reikigarten.de

Hallo Ian

In Irland ist immer wieder zu beobachten, wie Pilger den Patricks-Berg barfuss besteigen, aus religioeser Einstellung. (zumal der Aufstieg ueber einen steinigen Weg erfolgt)
Gab es dies in Deutschland auch mal?

Als 1654 die Kirche auf dem Gipfel des Staffelbergs bei Staffelstein vom Würzburger Weihbischof Melchior Söllner geweiht werden sollte, sagte er am Fuße des Berges überwältigt von der Schönheit der Natur: "Dieser Berg ist heilig, ich bin nicht würdig ihn mit Schuhen zu betreten." Er zog sie aus und stieg barfuß hinauf! Die Kirche wurde also von einem barfüßigen Bischof geweiht!!!
Auch ich erstieg diesen Berg barfuß, allerdings ohne von dieser Geschichte etwas zu ahnen. Den geeigneten Weg habe ich hier http://www.seedwiki.com/wiki/barfuss/von_horsdorf_auf_den_staffelberg.cfm?wpid=208669 beschrieben.

Wuerde man barfuss als besonders fromm empfinden? bzw. als Entfernung vom Konsumorientieren leben?

Ich wurde mal beim Barfußwandern im Elbsandsteingebirge gefragt, ob ich auf einer Wallfahrt wäre. Für mich eine sehr seltsame Vorstellung, aber offensichtlich kann Barfüßigkeit tatsächlich von einigen als Zeichen der Frömmigkeit gesehn werden. Dass mich jemand für einen Konsumabstinenzler hällt, ist mir allerdings noch nicht passiert.

Viele Grüße

Ulrich

Hi Ian,

vielleicht interessiert dich, dass es in Irland noch eine zweite Stätte gibt, wo die Piger traditionell barfuß sind: Die Insel "Station Island", oder auch "Saint Patrick’s Purgatory" (St. Patricks Fegefeuer) im Lough Derg im County Donegal.

http://www.loughderg.org/
http://www.merkur.de/5188.0.html?&no_cache=1

Viele Grüße, Ralf