Noch'n Spruch "Das ist nicht dafür gedacht!" (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 06.07.2006, 14:14 (vor 6720 Tagen) @ Vesa Local

Hallo Vesa Local!

"So was tut MAN(N) nicht!"
Das sagt häufig auch meine Mutter und zeugt sicher von Humorlosigkeit.

Ein noch häufigerer Spruch lautet: "Das ist nicht dafür gedacht!"

Jeder, der mal mit meiner Mutter Kontakt hatte, der hat diesen Spruch schon gehört. Meine Mutter hat diesen Spruch jedoch nicht selber erfunden, sondern eins zu eins von IHRER Mutter übernommen.

Als mich meine Eltern kürzlich besucht hatten, war sie natürlich gar nicht begeistert, als sie von meiner Barfußwanderung im Elbsandsteingebirge einige Bilder sahen. Während meine Mutter die alle Barfüßer am liebsten an den Strand verbannen würde, fand mein Vater die Idee einer organisierten Barfußwanderung nicht schlecht. Aber auch er konnte es nicht nachvollziehen, daß ich die Schuhe gleich zu Hause gelassen hatte. Öffentliche Verkehrsmittel sind halt "nicht dafür gedacht", daß man sie barfuß benutzt. Auf meine Frage, ob es irgendwo in den Beförderungsbedingungen schriftlich verankert sei, daß die Fahrzeuge nur für beschuhte (das Wort "fett" gebrauchte ich nicht) Fahrgäste gedacht sind, konnte mir keiner eine klare Antwort geben. Einzige Antwort: "So was tut man eben nicht, andere könnten sich daran stören!" Als ich davon erzählte, daß auch andere es täten, meinte meine Mutter: "Wenn man kein Geld hat, aber du verdienst doch genügend Geld, daß du Schuhe tragen kannst!"

Solche Diskussionen bringen meistens nichts. Aber wenigstens hat sich meine Mutter nicht mehr aufgeregt, daß ich während der Zeit, wo sie mich besuchten, ohne Schuhe zum Baden fuhr und, wenn ich mit ihnen unterwegs war, keine Socken trug. Als ich aber geschäftlich in Basel unterwegs war und hinterher noch privat barfuß die Stadt unsicher machte, zog ich wenige hundert Meter vor meiner Wohnung meine Dienstkleidung wieder an. Der Hauptgrund: Ich hatte meinen Eltern nicht erzählt, daß ich nach Basel wollte, sondern nur daß ich etwas später von der Arbeit nach Hause komme. Hätte ich was von Basel erzählt, hätte meine Mutter möglicherweise gesagt, ich solle dafür eine "bessere Dienstkleidung" anziehen.

Als ich meine Mutter fragte, was sie tun würde, wenn sich einer ohne Schuhe in der S-Bahn neben sie setzen würde, wich sie immer aus mit: "Das ist aber noch nie passiert" oder "Ich fahr selten S-Bahn". Als ich sie fragte, ob sie die Polizei rufen würde, meinte sie: "Nein, aber ich würde mich woanders hinsetzen." Dann war das Thema durch. Wenn meine Mutter 78 Jahre lang der Meinung war, daß S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Omnibusse nicht dafür gedacht sind, daß man sie barfuß benutzt, ohne daß jemand dieses in Frage gestellt hat, dann kann man sie kaum noch umpolen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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