Gefährliches Scherbentheater (Hobby? Barfuß! 2)
Ich war im Freilichttheater bei uns in der alten Hofhaltung.
Es gab "Herr Puntila und sein Knecht Mattil."
Die Inszenierung war toll gemacht, sehr lustig aber die Kritiker haben es böse verrissen.
Aber eine Szene fand ich überhaupt nicht toll.
Da gibt der Puntilla seiner Magd die Anweisung eine Schnapsflasche,
die er gerade leer gesoffen hat, zu zerdeppern, weil er nie mehr
Alkohol trinken will. (Wer es nicht kennt: Puntilla ist betrunken ein Menschenfreund, großzügig, behandelt sein Personal gut und erkennt, dass der Freier seiner Tochter es nur auf sein Geld abgesehen hat;
nüchtern ist er ein absolutes Ekel und will seine Tochter, nur wegen
des Status, zwingen einen hochverschuldeten englischen Diplomaten zu heiraten.
Und dann schmeißt die Magd die Flasche mit voller Wucht vor die
Zuschauertribüne. Und die Glasscherben blieben bis zum Ende des
Stückes dort liegen und lagen auch noch da, als sich die Zuschauer auf den Weg nach Hause machten. Und es handelt sich um uraltes Kopfsteinpflaster, wo es schwierig ist, Scherben vollständig aufzukehren.
Wenn man, wie ich auf der linken Seite der Tribüne saß, muss man
über diese Stelle laufen, um zum Ausgang zu kommen, und das in
einer Menschenmenge und bei diffuser Beleuchtung. Ich hörte schon von oben, wie unten die
Scherben klirrten und durch die Zuschauer so richtig schön verteilt wurden. Ein kleiner Junge hob den abgebrochenen Flaschenhals auf und nahm ihn als Souvenir mit nach Hause.
Ich gebe zu meiner Schande zu, dass ich Sandalen anhatte, aber in diesem Moment war ich froh drum.
Es gab übrigens kein Schild, das das barfüssige Betreten verboten hätte.
Lothar
