Theater gegen Schuhe :-)

Ihr Lieben,
am letzten Samstag waren wir bei der "Theatersport-WM". Das ist eine Weltmeisterschaft im Improvisionstheaterspiel. Es spielten ein französisches und ein slowenisches Team gegeneinander. (Frankreich hat an diesem Abend nur das Fußballspiel gewonnen :-) )

Eine Aufgabe war eine freie Szene, für die die Zuschauer einen Gegenstand nennen sollten. Jemand rief "Schuh". Das slowenische Team bestand aus zwei Frauen und einem Mann. Die Frauen spielten Mutter und Tochter. Die Mutter ist schuhverrückt und versucht, der Tochter beizubringen, wie toll und wichtig Schuhe sind.

Die Tochter würde am liebsten barfuß laufen, was die Mutter schier in Panik versetzt. "Mama, meine Freunde schauen mir ins Gesicht, nicht auf die Schuhe!" sagt das Mädchen, oder "Mama, es gibt im Leben mehr als Schuhe!"

Vergebens, die Mutter besteht darauf, dass das Mädchen auf keinen Fall barfuß laufen darf. Als der neue Nachbar an der Tür klingelt, um sich vorzustellen, wird die Mutter fast ohnmächtig vor Entsetzen: der Mann ist barfuß!

"Oh, ihr Fußboden fühlt sich aber schön an", sagt er begeistert und bringt die Tochter schnell dazu, sich auch ihre Schuhe auszuziehen. Beide rollen begeistert auf dem Boden herum und fühlen.

Der Nachbar sieht das Entsetzen der Mutter und versucht sie dazu zu bringen, auch ihre Schuhe auszuziehen. Nein, nein, sagt sie zitternd. Einmal hat sie ihre Schuhe ausgezogen und dann bekam sie ihre Tochter... (Viel Gelächter und Beifall im Publikum für diesen Einfall.) Empörter Kommentar der Tochter: "Mama, du wusstest doch immer, dass ich noch einen kleinen Bruder haben wollte!"

Der Nachbar fragt die beiden nach ihrem Alter - die Tochter ist zu jung für ihn, die Mutter einige Jahre älter... aber... er schmeichelt ihr tatsächlich ihre Schuhe ab, sie wird immer weicher, hingebungsvoller und lebenslustiger... Dann fragt er sie "Wie alt fühlst du dich jetzt?" Barfuß fühlt sie sich wie ein junges Mädchen!

Die Tochter tritt an die Bühnenrampe und sagt ins Publikum: "Und meine Mutter und der Nachbar heirateten und wurden glücklich... und ich schwöre: meine Kinder werden niemals Schuhe tragen!"

Ich liebe Impro-Theater, aber das war natürlich meine erklärte Lieblingsszene :-) )

Kleine Anmerkung am Rande: es war sehr warm bis heiß an dem Abend und unter rund 100 Zuschauern war nur ich barfuß.

Viele Grüße
Nicole

Hallöchen Nicole,

das nenn ich ein gelungenes Theaterstück!
Aber dieser Satz Kleine Anmerkung am Rande: es war sehr warm bis heiß an dem Abend und unter rund 100 Zuschauern war nur ich barfuß. macht sehr, sehr deutlich, dass die Zuschauer den Sinn des Stückes nicht wirklich verstanden haben... Wie Schade!!!

Liebe Grüsse, und weiterhin viel Spass barfuß im Impro

bix

Hi bix,

das war ja nur eine 5-Minuten-Szene unter etlichen Szenen, die gespielt wurden. Die Zuschauer haben das nur als ein Thema unter vielen betrachtet. Schade ;-)

Ich bin aber immer wieder erstaunt, wie unglaublich groß die Hemmung ist, selbst an einem so warmen Abend, die Schuhe auszuziehen.

Ich bin aber immer wieder erstaunt, wie unglaublich groß die Hemmung ist, selbst an einem so warmen Abend, die Schuhe auszuziehen.

Meine Mutter könnte Dir jetzt genau erklären, warum man im Theater die Schuhe nicht auszieht. Das macht "man" halt eben nicht ;-)

Hihi. Ich sag dann immer "Der Mann kann das machen, wie er will. Und ich mach das, wie ich will." Oder ich frage: "Wer ist denn dieser Mann, ich kenn den gar nicht?" Das gibt oft pampige Reaktionen oder "Du weißt doch genau, was ich meine", aber die Leute verstehen's schon :-)

Ich bin aber immer wieder erstaunt, wie unglaublich groß die Hemmung ist, selbst an einem so warmen Abend, die Schuhe auszuziehen.
Meine Mutter könnte Dir jetzt genau erklären, warum man im Theater die Schuhe nicht auszieht. Das macht "man" halt eben nicht

>>Das macht "man" halt eben nicht
[quote]Hihi. Ich sag dann immer "Der Mann kann das machen, wie er will. Und ich mach das, wie ich will." Oder ich frage: "Wer ist denn dieser Mann, ich kenn den gar nicht?" [/quote]

*grins*
Und ich frage immer:
"Tatsächlich, und in welchem Gesetzbuch steht das?"

"Das macht man nicht!" ist leider der Satz, der meiner Mutter am häufigsten eingefallen ist... Und auch heute noch einfällt, wenn ich mal wieder barfuß irgendwo gewesen bin, wo "man das halt nicht macht!" *seufz*

Liebe bix!

Vor Jahren sah ich mal einen Aufkleber, leider gibt es den wohl nicht mehr, mit einer Zeichnung des Comicautoren Gerhard seyfried, wo mampfende, trinkende zottelige Hippies an einem Tisch saßen und auch verdächtig aussehende "Zigaretten" *ggg* rauchten.
auf dem Aufkleber stand geschrieben: "Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben!" Das fiel mir auf Anhieb so ein.

Lass dich durch Mutti, Knigge oder sonstwem nicht dreinreden. Knigge hat nur versucht, die Bürger dazu zu bringen, sich genau so verkrampft und heuchlerisch wie der Adel zu benehmen. Ist ihm ja leider auch gelungen. Ob ich nun die Gabel links und das Messer rechts vom Teller hinlege oder Messer und gabel beide zusammen links vom Teller und wieviele Zentimeter Abstand der teller vom Tischrand hat, ist mir völlig Banane. Mir ist es egalk, wie jemand rumläuft, Hauptsache, er oder sie müffelt nicht, wie ein Marder.

Mit entsetzlich ungehörigen schwarzen Sohlen,

der Hippie

hihihi den Aufkleber hatte ich Jahrelang auf meinem VW-Bully :o)

*lach* Hallo, Don Primo!

Ich hatte ihn auch mal, als ich noch zuhause wohnte. Gab damals regelmäßig Ärger mit meiner Mutter, die leider etwas eingeschränkt war, was Humor anging. Ich hab ihn dann später nicht mehr wiedergefunden, in irgendwelchen Läden oder so. Mal schauen, in der nächsten Großstadt gibt es den bestimmt noch irgendwo, oder ich faksimile mir den irgendwie selbst.
Den Aufkleber hatten damals viele Leute aus der Alternativszene, die meisten davon sehr sympathische Freaks.

Mit schwarzen Sohlen grüßt der Hippie

[image] [image]

[...] Mutter, die leider etwas eingeschränkt war, was Humor anging.

Erinnert mich an meine, die ist auch total humorresistent... Humorlosigkeit und "das macht man nicht" gehört wohl unmittelbar zusammen.... Heute ist mir egal, was sie sagt und denkt und findet, ich laufe barfuß und lebe mein Leben, wie es mir gefällt. Aber es nervt einfach, dieses ewige "Du rennst ja schon wieder ohne Schuhe rum, wo du doch eh dauernd krank bist und ständig ne Blasenentzündung hast" (ich bin seit Monaten nicht krank und die Blasenentzündung hatte ich EIN MAL als ich Mitte 20 war....); "zieh Socken an!"; "so geht man nicht durchs Dorf, kannst du dir keine Schuhe leisten!" usw.

Hallo, bix!

Jetzt mal ein Kompliment: Wie kann so ein humorloser und engstirniger Mensch so eine humorvolle und sympathische unkonventionelle Tochter haben? Das find ich schon erstaunlich. Ich kenn dich zwar nur aus dem Forum, aber immerhin. Oh Gott, brauchst nicht rot zu werden *ggg*
Naja, bei mir hat sich das durch andere Einflüsse herausgebildet. War schon immer der kleine Sonnenschein - wenn nicht gerade ganz was schieflief.
Mein ältester Bruder und seine Frau sind da aber leider doch etwas voreingenommen, und wären wahrscheinlich sehr schockiert, wenn ich da barfuß aufkreuzen würde. Tu ich aber kaum mal, sie wohnen auch recht weit weg. Und was sie nicht wissen, macht sie nicht ärgerlich. Hier im Ort bin ich schon als "der Indianer", der "Naturmensch", der Hippie bekannt, und komme ganz gut mit allen aus.

Und ich bin inzwischen auch nicht mehr der Einzige, wie ich schon schrieb. Heute war ich barfuß beim schnellimbiss, und Thema war nicht meine Barfüßigkeit, sondern der Fußball-"Krimi" gestern.

Grüße an die bloßen Füße vom

Hippie

Hi, bix

Selbstverständlich gehen Humorlosigkeit und "das macht man nicht" Hand-in-Hand:
Das "das macht man nicht" ist die Selbsteinschränkung, die dann den Frust bringt, der sich nach außen in Humorlosigkeit äußert.

Ich wünsche Dir und uns allen eine lustige Zeit!

Viele Grüße
Vesa Local

Hallo Vesa Local!

"So was tut MAN(N) nicht!"
Das sagt häufig auch meine Mutter und zeugt sicher von Humorlosigkeit.

Ein noch häufigerer Spruch lautet: "Das ist nicht dafür gedacht!"

Jeder, der mal mit meiner Mutter Kontakt hatte, der hat diesen Spruch schon gehört. Meine Mutter hat diesen Spruch jedoch nicht selber erfunden, sondern eins zu eins von IHRER Mutter übernommen.

Als mich meine Eltern kürzlich besucht hatten, war sie natürlich gar nicht begeistert, als sie von meiner Barfußwanderung im Elbsandsteingebirge einige Bilder sahen. Während meine Mutter die alle Barfüßer am liebsten an den Strand verbannen würde, fand mein Vater die Idee einer organisierten Barfußwanderung nicht schlecht. Aber auch er konnte es nicht nachvollziehen, daß ich die Schuhe gleich zu Hause gelassen hatte. Öffentliche Verkehrsmittel sind halt "nicht dafür gedacht", daß man sie barfuß benutzt. Auf meine Frage, ob es irgendwo in den Beförderungsbedingungen schriftlich verankert sei, daß die Fahrzeuge nur für beschuhte (das Wort "fett" gebrauchte ich nicht) Fahrgäste gedacht sind, konnte mir keiner eine klare Antwort geben. Einzige Antwort: "So was tut man eben nicht, andere könnten sich daran stören!" Als ich davon erzählte, daß auch andere es täten, meinte meine Mutter: "Wenn man kein Geld hat, aber du verdienst doch genügend Geld, daß du Schuhe tragen kannst!"

Solche Diskussionen bringen meistens nichts. Aber wenigstens hat sich meine Mutter nicht mehr aufgeregt, daß ich während der Zeit, wo sie mich besuchten, ohne Schuhe zum Baden fuhr und, wenn ich mit ihnen unterwegs war, keine Socken trug. Als ich aber geschäftlich in Basel unterwegs war und hinterher noch privat barfuß die Stadt unsicher machte, zog ich wenige hundert Meter vor meiner Wohnung meine Dienstkleidung wieder an. Der Hauptgrund: Ich hatte meinen Eltern nicht erzählt, daß ich nach Basel wollte, sondern nur daß ich etwas später von der Arbeit nach Hause komme. Hätte ich was von Basel erzählt, hätte meine Mutter möglicherweise gesagt, ich solle dafür eine "bessere Dienstkleidung" anziehen.

Als ich meine Mutter fragte, was sie tun würde, wenn sich einer ohne Schuhe in der S-Bahn neben sie setzen würde, wich sie immer aus mit: "Das ist aber noch nie passiert" oder "Ich fahr selten S-Bahn". Als ich sie fragte, ob sie die Polizei rufen würde, meinte sie: "Nein, aber ich würde mich woanders hinsetzen." Dann war das Thema durch. Wenn meine Mutter 78 Jahre lang der Meinung war, daß S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Omnibusse nicht dafür gedacht sind, daß man sie barfuß benutzt, ohne daß jemand dieses in Frage gestellt hat, dann kann man sie kaum noch umpolen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Hi, Michael!

Zu dem Spruch fällt mir nur dieses ein:
"Die... " (auf Füße zeigen) "...sind dafür..." (auf Schuhe zeigen) "...nicht gedacht."

Viele Grüße
Vesa Local

Öffentliche Verkehrsmittel sind halt "nicht dafür gedacht", daß man sie barfuß benutzt.

Stimmt!!
Logische Schlußfolgerung:

Öffentliche Verkehrsmittel sind auch "nicht dafür gedacht", daß man sie mit Schuhen benutzt.

Denn: Öffentliche Verkehrsmittel sind "dafür gedacht", Menschen von A nach B zu transportieren. Ob diese dabei Schuhe tragen oder nicht hat mit dem, wozu Verkehrsmittel "gedacht sind", nix zu tun!

Hi, bix!

Dann bestelle Deiner Mutter einen schönen Gruß ;-) und richte ihr doch bitte uas, daß ich letztens sogar in der HH Staatsoper aus meinen sockenlos getragenen Sandalen rausgeschlüpft bin und die Teile auch für die Heimfahrt nicht wieder angezogen habe. :-)
Beim Verlassen des Hauses kam erst ein freundliches (zustimmendes?) Kichern und dann eine Frauenstimme, die sagte: "Das würde ich jetzt auch am liebsten; mein einer Schuh ist doch recht eng."

Deine Mutter hat recht: Es gibt Dinge, die macht man nicht. Und wenn es nicht irgendjemand doch einfach mal macht, wird sich da auch in zehn Jahren nichts daran geändert haben.
Zugegeben: Auch ich bin gegen dieses größtenteils unsinnige "Das macht man nicht, das ist nun mal so." nicht vollständig immun. (Darum bin ich ja in Sandalen zumindest dort angekommen. Bei der Ankunft, kann der Zutritt verweigert werden. Was aber will das Personal beim Verlassen des Hauses machen? Mich etwa rausschmeißen?)

Die Hemmung, Schuhe(!) auszuziehen kann ich nachvollziehen: Die meisten kommen ja erst auf diese Idee, wenn schon alles "schwimmt" und "richtig frisch" sind solche Teile ja auch nur beim (bzw. vorm) ersten Tragen. Mir wäre es doch sehr unangenehm, wenn sich dann eine Dunstwolke breitmachen würde. Und das mag ein Grund sein, weswegen sich so wenige der Schuhträger(innen) trauen. Wer kann sich schon jedes Mal ein neues Paar Schuhe leisten!?

Viele Grüße
Vesa Local

Ich bin aber immer wieder erstaunt, wie unglaublich groß die Hemmung ist, selbst an einem so warmen Abend, die Schuhe auszuziehen.

Ich denke, die Leute wissen gar nicht wie gut es ist, und verstehen uns nicht. Nur barfuss bin ich gut.
Barfüssige Grüsse aus Frankreich. Luc

Da hast du recht, Luc. Mir tun die Leute oft leid, weil ich denke, dass es viele von ihnen eigentlich gerne mal ausprobieren möchten. Aber sie trauen sich nicht.

Liebe Grüße ins schöne Nachbarland :-)
Nicole

Ich denke, die Leute wissen gar nicht wie gut es ist, und verstehen uns nicht. Nur barfuss bin ich gut.
Barfüssige Grüsse aus Frankreich. Luc

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