Venedig - Kapitel 2 (Hobby? Barfuß! 2)

Vesa Local @, Stammposter, Wednesday, 28.06.2006, 08:17 (vor 6663 Tagen)

Als Frühaufsteher lag ein langer Tag vor uns, der entgegen aller Befürchtungen sogar richtig schön sonnig wurde. Wir sind wieder durch die Gassen und Gässchen gebummelt (Den Platz im Rucksack brauchte ich für wichtigere Dinge als Schuhe.), haben neue und teilweise kürzere Verbindungswege zwischen Plätzen entdeckt, kamen an Kreuzungen und Weggabelungen heraus, die wir aus "dieser Richtung" noch gar nicht kannten und haben an die armen Tagestouristen gedacht.

Welchen Eindruck bekommt man von dieser Stadt, wenn man morgens dort ankommt, dann an der "Scalci" vorbei (Die Brücke über den "großen Kanal" mit 40 Stufen rauf und 40 Stufen runter gleich bei der "Ferrovia" (Eisenbahn).) direkt auf die Touristenhauptstraße geführt wird, sich dann entlangschiebt an Verkaufstischen mit Schmuck und - tja, was eigentlich noch? Ich muß zugeben, daß ich gar nicht so sehr darauf geachtet habe -, dann führt der Weg immer wieder an Verkaufshäuschen vorbei (Eine Art grün gestrichener Kiosk. Dort werden u.a. auch Zeitungen verkauft.), wo es für die Touristen dann z.B. T-Shirts und Wandteller zu kaufen gibt.
Verkauft wird immer und überall: Bei Sonnenschein werden Handtaschen angeboten ("Nachbauten" der sehr viel teureren Originale.), und bei Regen braucht sich auch niemand Sorgen zu machen, naß zu werden. Nicht wenn man sich entlang der "Hauptstraßen" aufhält: Bei schlechtem Wetter findet sich immer jemand, der kleine Regenschirme verkauft. (Ich vermeide hier bewußt den Ausdruck "Knirps".)
Schließlich wird man auf den Markusplatz geschoben, hat noch ein paar Stunden Zeit, um sich die "Basílica di San Marco" anzusehen und wartet erst einmal stundenlang bis man reinkommt.
Danach dürfte es Zeit werden, zurück zum "Piazzale Roma" zu eilen. Mit Glück über die Kanalbrücken "Academia" und die "Scalci" etwas abseits des "großen Rummels". Aber nur, wenn man es nicht verseumt hat, auf dem Weg zum Markusplatz über die "Rialto" zu gehen. Am besten einmal links, dann rechts rüber und zweimal die Mitte. Die Idee, auch dort noch kleine Läden einzurichten, mag ja ganz lustig sein, aber...
Dann ist man zurück am Bus (oder an der Bahn) fährt zurück und fragt sich, was man denn nun eigentlich vom Tag gehabt hat. Das T-Shirt ist ein T-Shirt wie jedes andere auch, der Wandteller sieht irgendwie auch nicht mehr so schön aus wie im Laden, Der Eindruck vom Palast ist vielleicht noch geblieben.

Aber wer von diesen Touristen wird sagen können, welche Farbe die Häuser haben, mit welchen Steinen die Wege gestaltet sind? Wie sehen die kleinen Balkone aus? Wie sind die Leitungen teilweise verlegt? Wer hat den Park betreten, der ganz leicht zu finden ist? Wer hat sich getraut, die engen verwinkelten Gassen zu betreten? War die Sorge um die verpaßte Rückfahrt doch größer?
Das ist meine Vorstellung. Ich wünsche den "Betroffenen", daß so ein Tag anders verläuft.

Meine Frau und ich hatten es da doch viel besser: Ohne Zeitdruck und Panik können wir es uns erlauben, auch einmal in einem Geflecht aus Sackgassen mit nur einem Ausweg zu "verirren". Was gibt es denn spannenderes als so immer wieder neues zu entdecken?
Der abbröckelnde Putz an den Häusern und die wuchernden Pflanzen, die sich ihr Revier an der Kante zwischen Weg und Mauer erkämpft haben. Die Eidechsen, die sich sonnen, die noch nicht glattgelaufenen Steinplatten. DAS ist Venedig!
Sich nach guten zehn Kilometern erschöpft auf das Bett fallen lassen können, um dann abends wieder loszuziehen. DAS ist Urlaub!


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