Barfuß in Basel nach dienstlichem Auftrag (Hobby? Barfuß! 2)
Freitag, 23.6.2006: Von 8.15 bis 17.30 Uhr im Kongreßzentrum Basel wissenschaftliche Vorträge anhören, lediglich unterbrochen von 2 halbstündigen und einer einstündigen Pause mit Verpflegung ist sicher kein Vergnügen, auch wenn sie noch so interessant waren. Besonders die letzten 2 Stunden waren mühsam. Da aber die Räume klimatisiert waren und keine Sonne in den Saal drang, empfand ich es nicht ganz so frustrierend, daß ich nicht barfuß war, sondern in Dienstkleidung.
Endlich war meine geschäftliche Veranstaltung vorbei, an meinen "normalen" Arbeitsplatz mußte ich nicht mehr, also konnte ich noch in Basel bleiben. Ich traute mich allerdings nicht, mich bereits im Kongreßgebäude meiner Schuhe zu entledigen. Da aber gerade eine Straßenbahn an der nahen Haltestelle einrollte, bestieg ich sie und fuhr damit zur Haltestelle "Eglisee". Hier fand ich ein geeignetes Gebüsch, an der ich ungestört Schuhe und andere lästige Kleidungsstücke (und das waren bei diesem schönen Wetter ziemlich viele, aber nicht alle) ordentlich in meiner schwarzen Tasche zu verstauen. Nach "Ratinger Gesetzbuch" war ich nun ein "unechter Barfüßer". Über diese Definition kann man sich zwar streiten, aber immerhin trug ich "förmliche" Kleidung - in der Tasche!
Dann wanderte ich los, in Richtung Süden, ein barfüßiges Mädchen kam mir auf dem Trottinett entgegen. Ich überquerte den Rhein beim Kraftwerk Birsfelden, kam zum Barfußpark, den ein paar Kinder mit dem richtigen "Schuhwerk" benutzten. Die Birskopfwiese war auch nicht "barfußfrei", einige badeten auch im Rhein. Ich wanderte am Rhein entlang, benutzte das Kneippbecken (und nicht nur ich), überquerte die Wettsteinbrücke und folgte dem Rhein bis zur Mündung des Flusses Wiese. Auf dem Asphaltweg parallel zur Wiese lief ein barfüßiges Mädchen. Auch die Mutter war barfuß, sie bewegte sich weniger geschickt, vermutlich lag es aber nicht an den fehlenden Schuhen, sondern an ihrer alles andere als fettfreien Figur.
Dann ging es über Gras weiter, auch hier lagerten viele Leute, die sich ihrer Schuhe entledigt hatten. Bis zum Ende des Waldes folgte ich dem Fluß, dann bog ich in einen Seitenweg ein. Die Sonne stand knapp über dem Horizont, als ich einen Rastplatz ereichte, wo viele Leute standen. Ein paar Kinder hatten ihre Schuhe ausgezogen und wateten durch einen Graben, wobei sie es "geil" fanden, das ihre langen Hosen naß wurden und die Entengrütze dran klebte. Jedem das seine!
Nur wenige hundert Meter weiter, und ich erreichte die Kirche in Riehen. Noch kurzer Wartezeit, rollte der "Sechser" ein, der mich ins Baseler Stadtzentrum bringen sollte. Aus dem Tram sah ich, wie eine junge Frau auf der Straße barfuß lief. Am Barfüßerplatz (wo den sonst?) wechselte ich das Tram, um mit dem "Sechzehner" über eine "Hochgebirgsstrecke" zum Bruderholz zu fahren. Anstatt im selben Wagen zu warten, hetzte ich in den "Vorgängerzug, der mich durch die Wolfsschlucht nach Basel brachte. Obwohl viele Leute (nicht nur Frauen) in Flipflops unterwegs waren, starrten doch etliche Kinder auf meine Füße. Erstaunlich, was so ein bißchen Plastik ausmachen kann.
Ich wanderte noch durch die Basler Altstadt, wo viele Leute gespannt in und vor den Kneipen beobachteten, wie die Schweiz ein Fußballspiel gewann. Kurz vor dem Barfüßerplatz kam mir noch ein Mann entgegen, der selber barfuß war, jedoch ansonsten weniger sommerlich gekleidet war als ich. Kurz vor 23 Uhr bestieg ich an der Schifflände ein Tram, das mich zum Bahnhof bringen sollte. In diesem Tram wimmelte es von Jugendlichen, die Bier tranken und rauchten, was eigentlich verboten ist. Dafür regten sie sich maßlos über meine Aufmachung auf. Im Bahnhof SBB mußte ich rennen. Nicht wegen der Jugendlichen, die auch hier das Tram verließen, sondern weil mein Zug nicht wegen mir verspätet abfahren wollte.
Im Zug war ich der einzige ohne Schuhe. Am Zofinger Bahnhof empfing mich, oh Wunder, keine Polizei. Normalerweise wäre ich dann so wie ich war, mit dem Fahrrad nach Hause gefahren. Da aber meine Eltern bei mir zu Besuch waren, "beugte ich mich dem Unrecht" und zog etwa hundert Meter vor meiner Wohnung wieder Dienstkleidung an. Meinen Eltern hatte ich nur erzählt, daß ich wegen einer Veranstaltung später als üblich von der Arbeit heimkommen werde. Und das stimmte ja auch.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen