Reaktionen auf Zeitungsartikel (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 27.06.2006, 12:35 (vor 6663 Tagen)

Dieser Artikel
http://www.wiggertal.ch/index.cfm?srv=cms&pg=&dom=1&prub=1083&srub=1743&rub=1904&id=500381,

den ich hier im Forum schon vorgestellt habe, erschien letzten Freitag auch in der Print-Version.

An jenem Freitag mußte ich geschäftlich mit der Bahn nach Basel, ich trug Dienstkleidung. Mit demselben Zug fuhren auch die Frau meines früheren direkten Vorgesetzten und ein früherer Verkäufer in unserer Firma nach Basel (wenn auch alle zu unterschiedlichen Anlässen). Beide hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Der Verkäufer sprach: "Michael, meine Frau hat heute einen Artikel über dich in der Zeitung gefunden. Da du jetzt Krawatte, lange Hosen und Schuhe trägst, nehme ich an, daß du entweder geschäftlich unterwegs bist oder deine Eltern zu Besuch sind." "Beides ist der Fall", antwortete ich.

Im Zug setzte sich noch eine junge Frau zu uns, die die mir unbekannt war, aber die anderen kannte. Der Verkäufer stellte mich der Frau vor: "Das ist ein Mitarbeiter in der Firma, in der ich früher war. Der war heute in der Zeitung, weil er in seiner Freizeit ohne Schuhe läuft, nicht nur im Sommer!" Die Frau konnte es einfach nicht glauben, sie dachte sogar, ich würde dann Socken ohne Schuhe tragen. Im ganzen war sie aber positiv dem Barfußlaufen gegenüber eingestellt. Sie selber mag im Sommer liebend gerne im Sand barfuß laufen, aber auf der Straße sei es ihr zu unangenehm und im Winter zu kalt. "Alles eine Sache der Gewöhnung!" meinte ich.

Gestern bei einer Sitzung. Ein Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst und ich waren die ersten im Sitzungssaal. Er meinte: "Ich habe immer gehört, daß du in der Freizeit barfuß läufst, aber ich glaubte immer, man wollte mir einen Bären aufbinden. Nun aber steht es sogar in der Zeitung!" Nichts weiter.

Die Abteilungssekretärin (sie wollte den Artikel noch ihrer (und meiner) Chefin geben) und die Bibliotheksangestellte fanden den Artikel treffend.

Meine Eltern, denen ich vom Interview vorher nichts erzählt hatte (sie hatten ja auch nicht danach gefragt, sonst fragen sie immer, selbst wenn es eindeutig ist, z.B. "Warst du beim Friseur", wenn meine Haare kurz geschnitten sind), hatten den Artikel auch gelesen. Meiner Mutter fiel der Kinnladen runter, sie hatten Angst, der Arbeitgeber oder die Polizei könnten den Artikel lesen und mir Schwierigkeiten machen. Mein Vater fand den Artikel besser, vor allem fand er gut, daß bei als "Schuhmacher" und nicht als "Schuster" bezeichnet wurde. Er selber hat eigentlich nichts gegen Barfußlaufen, man solle es aber nur dort machen, wo es nicht stört. Wo es stört und wo nicht, da sind sich mein Vater und ich aber nicht einig. Er findet es passend am Strand, im Garten, bei "offiziellen" Wanderungen in der Gruppe, unpassend dagegen beim Radfahren, Autofahren, in der Straßenbahn, beim Einkaufen, im Restaurant. Von Kirche, Theater, Friseur usw. sprach er dabei nicht.

Im großen und ganzen war die Meinung also eher positiv über den Artikel. Ob der Spießer, der mich in einem quasianonymen Brief diskreditierte, neidisch war, falls er auch diesen Artikel über mich las?

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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