Ich kann mir ebenfalls gut vorstellen, dass das Autoritätsgefälle bei diversen Entscheidungen ausschlaggebend ist. Im Dialog Arzt-Patient liegt es meiner Meinung nach daran, dass ein Mediziner es hier mit einem Hilfesuchenden zu tun hat.
Bücher zum Thema Überzeugungskunst sind durchaus interessant. Die Erfolge der "Überzeugung" sind jedoch davon abhängig, wie das Gegenüber strukturiert ist.

Wie sich doch manchmal Gespräche so entwickeln:
Hatte neulich als Arzt eine Patientin bei mir, die erhebliche Gelenksprobleme, vor allem auch Sprunggelenk und Knie, hatte. Beim Thema Therapiemöglichkeiten sprach sie selbst davon, dass sie sich für horrendes Geld einen "Barfußschuh" zugelegt hat, um eben ihre Fußmuskulatur immer gut zu trainieren. Meine Erwiderung war, dass sie dies auch deutlich billiger hätte haben können, indem sie nämlich barfuß liefe. Ihre Antwort kam prompt: Nee-das ginge ja nicht wegen dreckige Füße usw, eben das übliche. Und nun kommt das Interessante: Als ich ihr nämlich sagte, dass ich mit Vorliebe barfuß liefe und auch so Fragen wie "doch nicht aber in der Öffentlichkeit" und so entsprechend beantwortet wurden, schwenkte radikal ihre Meinung: Eigentlich sollte sie es ja auch machen und wäre ja viel besser usf. Hier viel mir doch sofort ein kürzlich gelesenes Buch von Robert Cialdini ein (Die Kunst des Überzeugens). Das wir nämlich mehr als wir glauben autoritätenhörig sind. Ich bin sicher, gerade meine Rolle als Arzt (Autorität) führte zu diesem schnellen Einschwenken auf meine Meinung. Hätten wir uns in der Stadt (sozusagen gleichwertig) getroffen und dasselbe Gespräch gehabt, hätte ich sie nicht so schnell überzeugen können. Im Buch von Cialdini wurden hierzu mehrere Beispiele aufgeführt, wo Menschen teilweise recht skurile Sachen machen, nur weil eben eine Autoritätsperson diese vormacht (womit ich beileibe nicht sagen will, dass barfuß skuril wäre).
Jedenfalls glaube ich, wir haben in der Bevölkerung nach wie vor so eine geringe Akzeptanz gegenüber barfuß, weil eben die hiesigen Autoritäten dies nicht tun. Gelänge es uns, nur einige größere Erfolge in diesem Bereich zu erzielen, würde plötzlich eine erhebliche Masse Menschen ohne Schuhe laufen.
Und wer glaubt, die meisten Menschen interessieren sich nicht dafür, was Autoritäten machen, der irrt gewaltig. Wir lassen uns da mehr beeinflussen, als uns lieb ist.
Die Tatsache, dass ich als Leiter meiner Abteilung in unseren Räumen viel barfuß laufe, führte zu einem massiven Nachahmereffekt bei meinen Mitarbeitern. Klar, hier spielt natürlich noch mit, dass sie wissen, es hat keine negativen Konsequenzen, da ihr Chef es auch tut.
Das wollt ich einfach mal loswerden.
Gruß aus Erlangen, Robert