Heißer Sand (Hobby? Barfuß! 2)

Joachim (GE), Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 06:25 (vor 6736 Tagen)

In den letzten Tagen war ja im Forum öfters von zu heißem Pflaster die Rede, dazu kann ich auch ein Erlebnis vom Wochenende beisteuern. Bei angesagten 35 °C gab es eigentlich nur zwei Alternativen, entweder im Haus verkriechen und die Klimaanlage auf "Volldampf" stellen oder "Pack die Badehose ein und ab an den Strand !", die Wahl fiel nicht schwer ... :-)))

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Aus der Luftmatrazenperspektive, im angenehm kühlen Wasser dahintreibend verlieren auch solche Temperaturen ihren Schrecken. Aber irgendwann muß man auch mal wieder ans Land zurück. Und spätestens bis Mittag hat die Sonne ganze Arbeit geleistet und den Sand ordentlich aufgeheizt.

Ob es nun an dem mit zunehmenden Alter langsamer werdenden Reaktionsvermögen liegt, oder ob es Dank einer durch viel barfuss laufen abgehärteten Fußsohle einige Zeit dauert, bis das Signal "es ist heiß" die Nervenenden und dann das Gehirn erreicht, ich war bereits eine ganze Ecke weit vom Wasser weg, als es von unten immer wärmer wurde. Obwohl ich sofort kehrt machte, steigerte jeder Meter zurück durch den heißen Sand zum kühlen Wasser deutlich meine Hochachtung vor Feuerläufern. Das letzte Stück hatte ich das Gefühl, über eine glühende Herdplatte zu laufen. Nur das nahe kühle Wasser hat wohl Schlimmeres verhindert, zumindest haben sich bis heute noch keine Brandblasen entwickelt.

Zum Glück gab es dann neben dem direkten Weg über die Dünen auch einen etwas längeren, dafür aber schattigen Weg zurück zum Parkplatz. Denn Schuhe hatte ich keine dabei. Auch wenn ich nicht viel von Dress Codes halte, einer Regel stimme ich ohne Vorbehalt zu, Schuhe und Strand schließen sich absolut aus (auch wenn es noch so heiß ist) !

Zum Schluß noch eine Frage an die Physiker hier im Forum. Der Sand ist hell, der Asphalt auf dem Parkplatz ist pechschwarz, über den Strand weht ein kühler Wind vom See her, der Parkplatz liegt im Windschatten, beide sind er prallen Sonne ausgesetzt. Trotzdem war es überhaupt kein Problem, auf dem Asphalt zu laufen. Die sicher nicht perfekte Erklärung eines Chemikers: Auf dem harten Asphalt berührt wirklich nur die Sohle den Boden, während am Strand auch Teile des Fußes mit dem heißen Sand in Berührung kommen, die nicht so gut durch Horn- und Lederhaut geschützt sind ???

Obwohl erst Montag Schon wieder von Sonne Sand und Wasser träumend

JoachimGE

Heißer Sand

Leo, Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 11:38 (vor 6736 Tagen) @ Joachim (GE)

Hallo Joachim,

Deine Vermutung kann ich voll bestätigen:

An Stellen mit (relativ dicker) Horn- oder Lederhaut ist die Wärmeleitung wesentlich niedriger. Wenn man sich nun mit kalten Füßen auf heissen Asphalt stellt, steigt die Temperatur an der Innenseite der Haut gegen den Wert des Asphalts an, und zwar recht langsam. Bleibt man stehen, verbrennt man sich die Füße; geht man langsam weiter, so kühlen die Sohlen von außen wieder ab, bevor die Hautinnenseite die Asphalttemperatur erreicht. Gefährlich wird es an den Stellen ohne Hornhaut: Wenn man es nicht schafft, vielleicht mindestens 50 km/h zu laufen, hat die Hautinnentemperatur schon fast den Endwert erreicht, bevor die Abkühlung mit dem Abheben des Fußes einsetzt. Auf schwarzem glattem Boden werden diese dünnen Stellen nicht aufgegeheizt. Aber der nicht ganz so heiße helle Sand führt zu Verbrennungen am Fußgewölbe.
Das Experiment hab ich unfreiwillig im März bei 25 Grad auf Gran Canaria gemacht und so obige Theorie bestätigt.

Gruß Leo

Heißer Sand

Dominik (Bern), Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 12:06 (vor 6736 Tagen) @ Joachim (GE)

Hallo Joachim,

>Zum Schluß noch eine Frage an die Physiker hier im Forum. Der Sand ist hell, der Asphalt auf dem Parkplatz ist pechschwarz, über den Strand weht ein kühler Wind vom See her, der Parkplatz liegt im Windschatten, beide sind er prallen Sonne ausgesetzt. Trotzdem war es überhaupt kein Problem, auf dem Asphalt zu laufen.

Ich bin zwar kein Physiker, aber nehme mir mal die Freiheit, Dir trotzdem meine persönliche Antwort auf diese Frage zu geben:

Ich denke ebenfalls, dass es was mit Hautkontakt und Wärmeisolation durch Luft zu tun hat. Sand ist sehr feinkörnig. Zwischen der Fusssohle und dem Sand gibt's so relativ wenig Luftzwischenraum, der wärmeisolierend wirken könnte, und die Hitze wird stark auf die Fusssohle übertragen.

Im Gegensatz dazu hat Asphalt (gerade solcher, der nicht oft von PKWs und LKWs befahren wird) oft eine unebene Oberfläche. Dadurch gibt's zwischen Fuss und Boden eben die kleinen Zwischenräume, die isolierend wirken. Sprich: der Fuss kommt weniger mit dem Boden in Berührung.

Ich habe mich in letzter Zeit auf verschiedenen Bodenbeschaffenheiten in der Stadt darauf geachtet und das scheint hinzuhauen. Wenn man konsequent auf nicht-glatten Oberflächen läuft, geht's viel leichter. Würde mich interessieren, wie andere das sehen.

Gruss, Dominik

Guter Gedanke! ;-)

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 12:31 (vor 6736 Tagen) @ Dominik (Bern)

Hi Dominik! ;-)

Ich habe gerade Deine Antwort gelesen und Du könntest mit Deiner Theorie sogar durchaus Recht haben, so habe ich das noch garnicht bedacht, das stimmt eigentlich, denn der Sand "verdichtet" sich ja viel mehr unter den Füßen und um die Füße!

Liebe Grüße,

Andi

Heißer Sand

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 12:23 (vor 6736 Tagen) @ Joachim (GE)

Hi Joachim!

Vielen Dank für Deinen Beitrag und das Bild. ;-)
Naja, ich denke, dass es länger gedauert hat, bis Du es als zu heiß empfunden hast, hing mit Letzterem Beispiel in Deinem Beitrag zusammen, nämlch, dass Deine Füße "abgehärtet" sind.
Sie sind durch das viele Barfußgehen einfach unempfindlicher geworden, das merke ich bei mir selbst ja auch.

Ich gehe aber auch oft in der heißen Mittagssonne barfuß, allerdings muss ich meine Aussage, in einer kürzlichen Antwort hier, teilweise zurück nehmen, denn ein Mal hatte ich im Sommer 2003 auch Probleme!
Das war, als Jan (NRW) zu mir ins Saarland kam und wir in Saarbrücken in der Fußgängerzone über rote Steinplatten gingen: Jan ging ganz locker darüber und schleckte sein Eis, ich musste hüpfen! :-D
Dafür ging es bei mir über groben Schotter besser, wenngleich ich darauf auch vorsichtig "`rumeierte" :-D, aber Jan hatte in dieser Situation dafür mehr Probleme als ich.

Ein Freund von mir war zwei Mal im nördlichen Afrika, in Djaba und dort konnte man mittags garnicht barfuß gehen, auch nicht im Sand, aber wo warst Du denn, dass es im Sand so dermaßen heiß war?
Was die Antwort eines Chemikers z.B. angeht, da ist unser Forumsfreund Michael aus Zofingen der richtige Mann für Dich, denn er ist ja Chemiker!
Vielleicht schreibt er Dir auch sogar noch eine Antwort, wenn er Deinen Beitrag liest, denn ich kann es Dir auch nicht beantworten, warum Asphalt teilweise weniger heiß ist, als Sand!

Liebe Grüße und heile Füße,

Andi ;-)

Heißer Sand

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 20.06.2006, 14:20 (vor 6736 Tagen) @ Joachim (GE)

Hallo Joachim,

normalerweise werden dunkle Flächen schneller warm in der Sonne als helle. Entscheidend ist aber auch die Beschaffenheit des Materials (Oberfläche, Leitfähigkeit usw. Braunglas wird schneller heiß als Weißglas. Glattes Quarzgestein wird nicht so schnell heiß wie Asphalt. Feinkörniger Sand kommt mehr mit dem Fuß in Kontakt als Asphalt oder Stein. Andererseits wirken die Sandkristalle wie Linsen (Brenngläser) Sie brechen das Sonnenlicht, darunterliegende Schichten werden erwärmt, manchmal lokal recht stark, was wiederum von der Form der Sandkristalle und der Schichtung anbelangt. Wenn sich die unteren Sandkörner gerade im Brennpunkt der oberen befinden, wird es besonders schlimm.

Metalle, etwa Gullydeckel oder Tramgleise, sind morgens recht kühl, kühler als der danebenliegende Asphalt, weil die Körperwärme abgeleitet wird. Werden sie von der Sonne bestrahlt, erwärmen sie sich, aber nicht so schnell, da die Wärme der Sonne zunächst noch abgeleitet wird. Wenn Metall und Asphalt schon längere Zeit der Sonne ausgesetzt sind, sind sie gleich warm. Wenn man aber barfuß drauftritt, kommt einem das Metall heißer vor. Der heiße Asphalt gibt die Hitze an den Fuß ab und nähert sich der Körpertemperatur an. Als schlechter Wärmeleiter wird die Hitze nicht so schnell nachgeliefert. Anders bei Schienen. Darum bin ich immer vorsichtig, wenn ich bei heißem Wetter auf Metalle trete. Das gilt übrigens auch fürs Anfassen oder fürs sich Draufsetzen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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