Ätzender Fußschweiß? 2. Teil (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Sunday, 18.06.2006, 11:14 (vor 6673 Tagen)

Aber auch sonst weht bei der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung ein anderer Wind als vor 3 Jahren: Das Fotografieren ist aus "organisatorischen" Gründen verboten, aber man verkaufe Postkarten...

Mein bissiger Kommentar, die kaufe ich dann aus Prinzip nicht, wurde dann erwidert: "Dafür dürfen Sie hier ja auch barfuß rumlaufen!"

Ist das Argument mit dem ätzenden Schweiß haltbar oder auch nur vorgeschoben?

Gruß Leo

Ätzender Fußschweiß? 2. Teil

Kai (VS) @, Sunday, 18.06.2006, 13:41 (vor 6673 Tagen) @ Leo

Hallo, Leo,

meine Antwort von gerade eben scheint ins Nirvana verschwunden zu sein, daher wiederhole ich sie nochmal.

Aber auch sonst weht bei der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung ein anderer Wind als vor 3 Jahren: Das Fotografieren ist aus "organisatorischen" Gründen verboten, aber man verkaufe Postkarten...

In der ZEIT stand vor Kurzem ein Artikel, dass die Bayerische Regierung inzwischen kreativ geworden sei beim Geldverdienen: Sogar das Begehen von Waldwegen kann Gebühren kosten ...

Ist das Argument mit dem ätzenden Schweiß haltbar oder auch nur vorgeschoben?
Gruß Leo

Ich finde die Frage interessant und wüsste auch gern die Antwort. Frage daher doch bitte mal offiziell nach, woher diese Weisheit stammt.

Ich selbst kann mir kaum vorstellen, dass was dran ist. Schweiß enthält Wasser, Salz und Säuren, und diese Mischung greift z.B. reine Metalloberflächen an, deswegen musste ich mir in der Lehre manchmal die Hände eincremen, um Stahloberflächen nicht zu beschädigen.

Bei Holz aber ist das unwahrscheinlich. In der Sauna dringt Schweiß ins Holz ein und lässt es nach einiger Zeit müffeln, aber ich habe noch nie gehört, dass es sich dort zersetzen würde.
Interessehalber habe ich mal bei scholar.google.com gesucht und folgenden Artikel gefunden:

Carl W. Hall : SNIPPETS ON DRYING. In: Drying Technology
Publisher: Taylor & Francis
Issue: Volume 19, Number 2 / 2001
Pages: 447 - 450

Wenn jemand Zugriff drauf hat, kann er vielleicht mal nachschauen. Ev. kann ich nächste Woche in der Bibliothek mal gucken.

Bein Fachinformationszentrum Karlsruhe habe ich in die Datenbank WEMA (Metallische und nichtmetallische Werkstoffe, Glas, Keramik und Verbundwerkstoffe) nachgeschaut. Die Suchworte "barfuß", "Holz", "Korrosion" oder "Schweiß" (dt./engl.) haben nichts Brauchbares geliefert.

Die DIN V 53160-2 "Bestimmung der Farblässigkeit von Gebrauchsgegenständen - Teil 2: Prüfung mit Schweißsimulanz" befasst sich mit Holzschutzmitteln, die sich in Schweiß auflösen. Anscheinend gibt es dieses Problem, aber die Schlösser werden wohl kein Billig-Bohnerwachs verwenden, das diesen Test nicht bestanden hat.

G. Wildbrett: "Werk- und Betriebsstoffe im Haushalt" (Stuttgart: Ulmer, 1995) schreibt, versiegelte Parkettböden und geölte Dielen seien mit Wasser feucht (nicht nass) zu wischen. Die Feuchtigkeit einer kurzen Berührung mit dem Fuß macht also nichts.

Allgemeine I-Net-Recherche liefert allerdings zahlreiche Seiten mit der Gefahr behandelter Holzoberflächen für den Menschen, da Gifte ausgelöst werden können.

Fazit: Ich vermute, dass da jemand was falsch verstanden oder "gut gemeint" hat. Wenn dir wieder jemand was will, sagst du ihm, ja, du weißt, dass chemisch konservierte Holzböden gesundheitsgefährdend sein können, dass du aber dicke Sohlen hast, immer barfuß seist und auf deine eigene Gefahr hineingehst. Er solle sich keine Sorgen machen, das sei schon in Ordnung. Barfuß ein Denkmal zu begehen, sei Ausdruck der Demut vor der Geschichte, Straßenschuhe dagegen seien in so einer Situation völlig verkehrt.

Gruß, Kai (VS)

P.S.: Das Argument "ich bin’s gewöhnt, das ist schon in Ordnung" zieht erstaunlich oft.

Ätzender Fußschweiß? 2. Teil

Jeroen Wenting @, Sunday, 18.06.2006, 13:49 (vor 6673 Tagen) @ Leo

Aber auch sonst weht bei der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung ein anderer Wind als vor 3 Jahren: Das Fotografieren ist aus "organisatorischen" Gründen verboten, aber man verkaufe Postkarten...
Mein bissiger Kommentar, die kaufe ich dann aus Prinzip nicht, wurde dann erwidert: "Dafür dürfen Sie hier ja auch barfuß rumlaufen!"
Ist das Argument mit dem ätzenden Schweiß haltbar oder auch nur vorgeschoben?
Gruß Leo

Schweiss ist leicht aetzend, das stimmt schon.
Aber Schuhsohlen kratzen stark...
Und barfuss schwitzt man viel weniger als in Schuhe.

Ätzender Fußschweiß? 2. Teil

Alex (Bei Gießen), Sunday, 18.06.2006, 13:59 (vor 6673 Tagen) @ Leo

Hallo,

Ist das Argument mit dem ätzenden Schweiß haltbar oder auch nur vorgeschoben?

Das kommt wohl sehr auf den Untergrund an.

Ich hatte mal einen Gitarrenverzerrer (Bodengerät) aus lackiertem Stahlblech, den ich natürlich immer barfuß benutzt habe. Nun habe ich eher trockene Füße, aber trotzdem hat sich um die Trittschalter herum irgendwann der Schweiß durch den Lack gearbeitet und das Stahlblech oxidiert.

Prinzipiell kämen wohl mehrere Mechanismen für einen Schaden in Frage:

1. Auf rauhen Steinböden könnte sich ein fettiger Belag sammeln, der nur schwer zu entfernen ist, ähnlich wie der Glibber, der sich immer an den nur selten benutzten Tasten von Fernbedienungen sammelt. Kommt Feuchtigkeit dazu, könnten Bestandteile des Hautfetts zu Fettwachs aushärten, dann geht es erst recht nicht mehr ab.

2. Chemisch epmfindliche Böden (Kalk etc.) könnten mit dem Schweiß reagieren und über die Jahrzehnte verwittern oder sich verfärben.

3. Poröse Böden könnten den Schweiß aufsaugen und dann an der Oberfläche Schaden nehmen, wenn das im Schweiß reichlich vorhandene Salz kristallisiert; so ähnlich wie Sandstein von Streusalzlösung über die Jahre zerstört wird.

Da solche Prozesse üblicherweise frühestens in Jahrzehnten - oder langsamer - ablaufen wird sich die Mühe, das zu testen, wohl niemand machen wollen, zumal man auch nicht einfach jeden Boden beproben können wird.

Mit den meisten Böden wird wahrscheinlich gar nichts passieren, aber man weiß halt nie ...

Schönen Sonntag,

Alex

Ätzender Fußschweiß? 2. Teil

Dominik (Bern), Stammposter, Sunday, 18.06.2006, 20:27 (vor 6672 Tagen) @ Leo

Hallo Leo,

>Ist das Argument mit dem ätzenden Schweiß haltbar oder auch nur vorgeschoben?

Ich kann mir schon denken, dass Schweiss über längere Zeit einen Boden angreifen kann, besonders dann, wenn tagtäglich sehr viele Füsse drüber laufen. An solch gut besuchten Orten müsste man also aus Prinzip Hautkontakt mit dem Boden verbieten, sonst muss man -- für Leute wie wir -- Ausnahmen machen.

Wie schon gesagt wurde, auch viele Schuhe hinterlassen mit der Zeit ihre Spuren auf den Böden -- steter Tropfen höhlt den Stein, sozusagen. [Off-topic: Man sieht das ja immer schön bei den Stufen von Holz- und Steintreppen, die Kanten sind dort jeweils schön abgelatscht/abgerundet, wo die Leute immer drauftreten. Dieser Schaden kommt aber sicher gerade durch festes Schuhwerk zustande, nicht durch blossen Hautkontakt.]

Ich erinnere mich an einen Besuch in der Stiftbibliothek St. Gallen (www.stibi.ch) vor zwei Jahren. Um diese sehr alte Bibliothek zu betreten, mussten sich AUSNAHMSLOS ALLE Besucher Pantoffeln überstülpen (über die Schuhe). Damals war ich noch nicht barfuss unterwegs. Ich erwähne das hier, weil ich eine solchermassen konsequente Massnahme zum Schutz der Böden gut nachvollziehen kann. Denn wenn alle Pantoffeln tragen müssen, gibt's weder Schweiss-Schäden durch Barfüssler, noch Verfärbungen durch Schuhsohlen.

Bei genauerem Überlegen kommt's mir nun etwas seltsam vor, den Boden schützen zu wollen, aber nur vor Barfüsslern. Ein solch inkonsequenter Schutz bringt doch letztlich kaum was und vergrault nur die Kundschaft.

Ätzender Fußschweiß? 2. Teil

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 18.06.2006, 22:36 (vor 6672 Tagen) @ Dominik (Bern)

Hallo Dominik

Ich erinnere mich an einen Besuch in der Stiftbibliothek St. Gallen (www.stibi.ch) vor zwei Jahren. Um diese sehr alte Bibliothek zu betreten, mussten sich AUSNAHMSLOS ALLE Besucher Pantoffeln überstülpen (über die Schuhe).

Das muss man in den Schlössern in Potsdam auch machen. Auch barfuß durfte ich da nicht reingehen, sondern musste diese Filzpantoffeln überziehen, was ich eigentlich sehr unhygienisch finde, da ich nicht wissen kann, was da für Schuhe, vielleicht mit Hundedreck, vorher drinsteckten.

... Denn wenn alle Pantoffeln tragen müssen, gibt's weder Schweiss-Schäden durch Barfüssler, noch Verfärbungen durch Schuhsohlen.

Das ist sicher richtig. Diese Pantoffeln sind aber auch meist sehr rutschig. Ich frage mich bei dem heutigen Sicherheitsdenken, wer die Verantwortung übernimmt, wenn da jemand ausrutscht und stürzt, weil er nicht barfuß gehen durfte.

Bei genauerem Überlegen kommt's mir nun etwas seltsam vor, den Boden schützen zu wollen, aber nur vor Barfüsslern. Ein solch inkonsequenter Schutz bringt doch letztlich kaum was und vergrault nur die Kundschaft.

Leider sind es allerdings nur sehr wenige Kunden, die dadurch vergrault werden, denn es sind in der Regel kaum Besucher barfuß unterwegs.
Die Furcht vor ätzendem Fußschweiß lässt bei mir allerdings den Gedanken aufkommen, wie groß wohl der Renovierungsaufwand bei historischen Moscheen in den entsprechenden Ländern, die ja meist recht heiß sind, sein muss. Da darf man ja bekanntlich überhaupt keine Schuhe tragen. Unzählige Besucher gehen barfuß hindurch, was ja dann enorme Schäden an Marmor- und Holzböden verursachen müsste. Ich vermute aber mal, dass diese Schäden weit geringer sein dürften, als uns hiesige barfußfeindliche Museumswächter glaubhaft machen wollen. Da außerdem hierzulande nur die aller wenigsten barfuß gehen wollen, dürfte die Sorge vor ätzendem Fußschweiß wirklich lächerlich sein.

Viele Grüße

Ulrich

o.T.: @Leo

Eva @, Stammposter, Sunday, 18.06.2006, 20:41 (vor 6672 Tagen) @ Leo

Hallo Leo,

wenn Du an meinem barfuß-Treffen teilnehmen möchtest, bräuchte ich noch Deine E-Mail-Adresse ...

Barfüßige Grüße
Eva

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