Maipresse (1) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
hier kommt der erste Teil der Maipresse:
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Barfuß trotz Nässe und Kälte
15. Saison auf dem Pfad an der und durch die Nahe am Sonntag eröffnet
BAD SOBERNHEIM Die Barfußsaison ist eröffnet. Erholsame Stunden, und das ganz ohne Socken, können die Menschen jetzt wieder auf dem Barfußpfad erleben [...]
Bei der Begrüßung vergaß Renate Scheffold nicht, Pastor Emanuel Felke zu erwähnen, der das Barfußlaufen ja als gesund erkannt hatte. Die KTI-Chefin erinnerte an die Anfangsjahre auf dem Barfußpfad, als die Einrichtung noch ironisch belächelt wurde. Mittlerweile ist sie eine Erfolgsgeschichte geworden. Bereits an 30 verschiedenen Orten gibt es Nachahmer. Dort wurde der Barfußpfad nachgebaut.
Bei der Vorbereitung der Saison wurde diesmal keine Mühe gescheut. Für gut 2000 Euro setzte man neue Pflanzen nach, darunter auch einige hochstämmige Eschen. Sie ersetzen die Robinien, die vor einigen Jahren gefällt worden waren. "Eine wunderschöne Allee ist das hier geworden", schwärmte Scheffold.
Die kühle Witterung hielt die begeisterten Barfußläufer nicht davon ab, über den Pfad zu gehen. Etwa Elke Stöve-Hahn mit den beiden Kindern Leonard und Valentin aus Allenfeld. Die Familie hat die erste Jahreskarte der Saison erworben. Ebenfalls unter den ersten Gästen: Gerhard und Renate Voss mit den Enkeln Niclas und Lisa Schwind [...]
Der Odernheimer Gunter Goelzer hatte sich Gedanken gemacht, wie man noch weitere Attraktionen am Barfußpfad errichten könnte. Einen kleinen Kletterbaum mit einer Klingel und ein Hantelseil, gespannt zwischen zwei Pfosten stellte er KTI-Chefin Scheffold vor. Sie nahm die Anregung gerne an [...]
[AZ-Bad Kreuznach, 01. 05. 2006]
Der Sobernheimer Barfußpfad hat inzwischen viele Nachahmer gefunden. Von einem solchen berichtet der folgende Beitrag:
Kulturlandschaft erlebbar gemacht
Bothkamp - "Das kitzelt ganz schön, da werden Kinder und Erwachsene ihre wahre Freude dran haben", so Günter Wachholz, als er gestern zur Probe den "Bodenfühlpfad" barfuss abläuft. Der gehört zu den neuen Attraktionen auf dem Lehrpfad Kulturlandschaft Bothkamp Hof-Siek - am Sonnabend, 6. Mai, ist Saisoneröffnung.
Sehen - Staunen - Wissen: So lautet das Motto des drei Kilometer langen Lehrpfads auf dem Gut von Conrad von Bülow zwischen Groß Buchwald, Bissee, Kirchbarkau und Nettelsee. Günter Wachholz und ein Team von mehr als einem Dutzend ehrenamtlichen Helfern von der Arbeitsgemeinschaft "Lehrpfad" im Bürgerverein Barkauer Land haben das Projekt 2002 und 2003 angeschoben, 2004 wurde Einweihung gefeiert. Gut 3000 Besucher nutzten seitdem pro Jahr den Wanderweg durch Feld, Wald und entlang eines Viehteiches. Im Frühjahr und Sommer sind 150 Wildpflanzen am Rand des Rundweges bestimmt. "Da ist Giersch zu sehen, viele haben die Pflanze im Garten, aber kaum jemand kennt sie. Ist essbar, damit kann man Salat machen", informierte er weiter. "Hühnergötter" oder "Feuersteine", die bereits etliche Millionen Jahre auf dem Buckel haben, sind in einer üppigen Feldsteinsammlung zu sehen. Geführt werden die Spaziergänger durch kleine Hinweisschilder, auf denen das Maskottchen "Sieki", ein kleiner Regenwurm, die Richtung angibt. [...]
Die Konzeption für den Bodenerlebnispfad stammt vom Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) in Flintbek, umgesetzt wurde sie von der Arbeitsgemeinschaft. An sieben Stationen können Jung und Alt quasi den "Boden erleben", wie Jörn-Hinrich Frank vom LANU erklärt: Beispielsweise können die Besucher ihre Finger in Tonnen stecken und raten, um was es sich darin handelt. An einer Sandkiste wird "Erosion" demonstriert. Oder: Mit nackten Füßen dürfen die Gäste auf dem "Bodenfühlpfad" unter anderem Beton, Kies, Kieselsteine, Mulch oder Baumscheiben empfinden. [...]
[Kieler Nachrichten, 04. 05. 2006]
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Warum lächelte er so glücklich?
So sah der Neandertaler wirklich aus [...]
Neandertaler lebten 130 000 bis 30 000 vor Christus in Europa, Westasien und Nordafrika
Tiefe Furchen durchziehen das wettergegerbte Gesicht dieses schlanken, kleinen Mannes. Er lebte vor 42 000 Jahren - und sein Lächeln läßt uns glauben, daß er damals sehr glücklich war.
Wissenschaftler haben den Neandertaler so rekonstruiert, wie er wirklich aussah: Für eine Ausstellung, die das Neanderthal Museum in Mettmann (bei Düsseldorf) bis 24. September zeigt [...]
1,68 Meter war der Neandertaler danach groß, 50 Kilo schwer. Er lief aufrecht wie wir. Die gebückte Körperhaltung, die man bisher annahm, beruhte auf falschen Skelett-Rekonstruktionen.
Augen und Haare waren braun. Mit 40 Jahren (das Durchschnittsalter betrug 30 Jahre) hatte er bereits graue Strähnen . Das Gesicht war oval, Schultern und Hüften schmal. Kräftig die Beine, die breiten, mit Schwielen und Schrammen bedeckten Füße. Er lief barfuß, hätte heute Schuhgröße 45.
Sein linker Arm war weniger muskulös - weil sich der Neandertaler mit 20 Jahren den Ellenbogen brach. Über der rechten Augenbraue eine Delle: Folge einer weiteren Verletzung. Seine Jagdwaffe: ein Holzspeer mit Feuersteinspitze, keine Keule.
Vor 150 Jahren sind erstmals Knochen dieses Urmenschen entdeckt worden - im Neandertal (NRW), das ihm den Namen gab.
[Bild.de, 04. 05. 2006]
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Fit & aktiv [...]
Rasenläufe - Ein vielseitiges Trainingsmittel
Heutzutage absolvieren Schüler im Grundlagen- und Aufbautraining häufig zu wenige Trainingseinheiten. Damit sie aber trotzdem die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln können, müssen in einer Trainingseinheit viele Zielvorgaben gleichzeitig erfüllt werden.
Anhand von Rasenläufen möchte ich Ihnen aufzeigen, dass häufig einfach durchzuführende Trainingsmittel hervorragend dazu geeignet sind. - Aber auch für Athleten mit genügend Trainingseinheiten sind Rasenläufe ein unbedingtes Muss! [...]
Rasenprogramme
Ausdauertraining im Stadion muss nicht notwendigerweise auf der Rundbahn stattfinden. In vielen Stadien findet sich eben auch ein gepflegter Rasen, der zum Laufen einlädt. Bei angenehmen Temperaturen ist barfuß laufen fast immer zu empfehlen. - Leider nehmen hoch entwickelte Schuhe unseren Füßen sehr viel Arbeit ab. Wir sind es kaum noch gewohnt, barfuß zu laufen.
Deshalb stellen sich besonders bei Personen, die häufig höhere Absätze im Alltag tragen, beim Barfuß laufen, infolge verkürzter Achilles-Sehnen, Probleme ein. Barfuß laufen muss also bei zivilisationsgeschädigten Mitteleuropäern (dazu zählen leider auch die 12- bis 15-Jährigen) häufig erst wieder entwickelt werden. Sie sollten zunächst nur 5 bis 10 Minuten ohne Schuhe laufen, z.B. beim Auslaufen. Die Belastungszeit sollte dann systematisch gesteigert werden.
Barfuß laufen stellt ein ganz einfaches, aber wirkungsvolles Mittel dar, die Füße zu kräftigen und fördert vorfuß- oder mittelfußorientiertes Laufen.
Die Variation der Untergründe (Kunststoffbahn, Rasen; aber auch Aschenbahn, Waldboden usw.) beim Laufen fördert die Stabilisierung des Bewegungsapparats. Das wirkt sich auch positiv auf die Belastungsverträglichkeit aus. Unterschiedliche Beläge sorgen - bei gleichem Krafteinsatz - für unterschiedliche Laufgeschwindigkeiten und bieten unterschiedlichen Widerstand.
Vielfältiges Laufen auf dem Rasen
Auf dem Rasen kann sowohl der vorbereitende Teil einer Trainingseinheit (Einlaufen, Sprint- und Sprung-ABC, Steigerungen) als auch der Hauptteil (Sprint, Ausdauerschulung in unterschiedlichster Ausprägung) oder der ausklingende Teil (Auslaufen). [...]
Mögliche Formen von Laufprogrammen auf dem Rasen
1. Einlaufen auf dem Rasen (natürlich auch für Sprinter, Springer und Werfer; z.T. barfuß)
2. Übungen des Lauf- und Sprung-ABCs auf dem Rasen, z.B.:
Hopserlauf, Fußgelenkarbeit, Skippings, Kniehebelauf, Kombinationen unterschiedlicher Übungen, Einbeinsprünge, Wechselsprünge, Sprunglauf usw.; z.T. auch barfuß [...]
8. Auslaufen auf dem Rasen (natürlich auch für Sprinter, Springer und Werfer; z.T. barfuß) [...]
[Leichtathletik, 04. 05. 2006]
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Schreie mit gezücktem Speer [...]
Im Kölner WM-Stadion hat der Schamane Tzamarenda Naychapi (36) gleich erkannt, dass hier die Energien noch nicht richtig fließen. Zum Glück erinnert sich der Mann aus dem Amazonas an ein Reinigungsritual, das ihn sein Großvater einst lehrte. Für kölsche Augen und Ohren unverständlich, wirbelt er wild herum, zückt seinen Speer, stößt laute Schreie aus. "Yusta, yusti! Yusta, yusti!" Den eindrucksvollen Vorgang kommentiert der Medizinmann des Shuar-Yawints-Stammes so: "Wenn sich Menschen aus aller Herren Länder an einem Ort einfinden, bringen sie die verschiedensten Energien mit." Um Konflikte zu vermeiden, muss rechtzeitig für Harmonie gesorgt sein. So also sieht Ecuadors Beitrag zum WM-Sicherheitskonzept aus.
"Unser Land empfindet es als große Ehre, an der Weltmeisterschaft teilnehmen zu dürfen", sagt Jessy Sanchez, eine bildhübsche Salsa-Tänzerin im knallgelben Kleid. Auch sie gehört zur fünfköpfigen Delegation, die im Vorfeld des Turniers 20 deutsche Städte bereist. Mit Gitarre, Flöte, Tanz und Schamanenkult wollen sie den WM-Gastgeber für die reichhaltige Kultur ihrer Heimat begeistern. [...]
Barfuß, nur mit Kopfschmuck und Lendenschurz bekleidet, zeigt Tzamarenda, wie man sich daheim im Dschungel einen guten Tag wünscht. "Yusta, yusti! Yusta, yusti!" Einen Moment lang sieht es aus, als würde der Medizinmann seinen Gastgeber gleich mit dem Speer aufspießen. Dabei bedeutet sein Ruf doch nur: "Hab keine Angst!" [...]
Später im Flur hat der Schamane ein trauriges Erlebnis: Neben der Treppe ins Erdgeschoss stößt er auf ein Luftbild der zerbombten Innenstadt. "Auch mein Volk hat jahrhundertelang barbarische Schlachten geführt", sagt er. "Aus den abgeschlagenen Schädeln unserer Feinden machten wir Schrumpfköpfe." Genau wie die Deutschen habe der Shuar-Yawints-Stamm gelernt, Streitigkeiten friedlich auszutragen. Entsprechend geruhsam gestaltet sich das Leben im Amazonas-Örtchen Puyo heute. "Jeden Morgen besuche ich die Hütten der Familien", sagt Tzamarenda. "Ist jemand krank, pflücke ich Heilpflanzen." [...]
[Kölner Stadt-Anzeiger , 06. 05. 2006]
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Woher komme ich, woher mein Name?
Ahnenforscher: Genealogische Gesellschaft erforscht Familiengeschichten [...]
Der Mann hieß Pflaumbaum und dachte immer, seine Familie habe es beruflich mal mit dem Obstgewächs zu tun gehabt. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Denn die Vorfahren von Herrn Pflaumbaum hießen ursprünglich Blei. Als es zu Zeiten des Humanismus (14. bis 16. Jahrhundert) Mode wurde, Namen zu latinisieren, nannten sich die Familie Plumbum. Als die Familie von Süddeutschland nach Norddeutschland zog, wurde durch ein Mißverständnis daraus jedoch Plumbohm - Pflaumenbaum.
Anekdoten wie diese kann Ulf Bollmann Dutzende erzählen. Er weiß, daß der Name Heidi Kabel auf ein Tau zurückgeht und Uwe Seelers Vorfahren Seilmacher waren. Der 39jährige ist Vorsitzender der Genealogischen Gesellschaft Hamburg [...]
Familiennamen sind erst zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert entstanden - "und dann immer weiter verändert worden", sagt Thomsen und erzählt, wie aus Herrn Klein Herr Barfuß wurde. "Da es im Humanismus beliebt war, die Namen zu latinisieren, änderte Herr Klein seinen Namen in Parvus. Leider wurde das von einem Schreiber mißverstanden und als Barfuß aufgeschrieben." [...]
[Hamburger Abendblatt, 06. 05. 2006]
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Stiftung RTL und Shakira bauen Schule in Kolumbien
Mit ihrem Album "Barfuß" begann Shakiras internationaler Erfolg. Barfuß gehen viele Kinder in ihrem Geburtsort Baranquilla (Kolumbien) zur Arbeit - und nicht zur Schule. Denn es gibt in diesem Teil des Landes viel zu wenig Schulen. Daran möchte der Star beim RTL-Spendenmarathon 2006 etwas ändern: In Baranquilla soll eine Grundschule mit 16 Klassen für rund 400 Kinder entstehen. Zu diesem Zweck besuchte ein RTL-Team um Moderator Wolfram Kons mit Shakira jetzt ihre Heimat.
Shakira führte das RTL-Team zu sozialen Brennpunkten im Land, besuchte Familien, half Kindern bei der Arbeit, zeigte aber auch eine vorbildliche Schuleinrichtung, um die RTL-Zuschauer über die Situation in ihrem Heimatland zu informieren und zum Spenden aufzurufen [...]
[Juraforum.de, 06. 05. 2006]
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Zurück nach Bullerbü!
Mit den Clogs kehrt eine Modesünde aus den Siebzigern zurück - als Reaktion auf die Zumutungen unserer Zeit
Letzten Sommer hat sich noch kaum einer richtig getraut. Aber sie waren da: ehrlich-unprätentiöse Botten in den Auslagen ausgewählter Schuläden, zwischen bunten Ballerinas und paillettenbesetzten Pantöffelchen. Auf der Straße sah man sie nicht. Vielleicht hingen sie einfach zu lange als weiße Monster an den Füßen von Zahnarzthelferinnen und hatten diesen speziellen Praxisgeruch angenommen. Jetzt sind Clogs wieder überall - in Läden und an nackten Füßen - und riechen nach: Kindheit, Wald und Speckpfannkuchen. Der Sommer wird laut. Die Deutschen größer. Klapperholz gab dem Clog seinen Namen und mit der Holzsohle wächst jeder um ein paar Zentimeter. Das hilft dem Selbstbewusstsein und stärkt das Gemüt.
Erfunden haben die derbe Holzsohle mit aufgenagelter Lederhaube die Briten; doch der "Original Schweden-Clog" war es, der ganze Familien durch die 70er- und 80er-Jahre trug. Offen oder geschlossen und am liebsten in Rot oder Blau. Kinder konnten den Eltern nicht weglaufen - das Cloggen muss man üben - und Ärzte und Tennisspieler erkannte man am Modell in Weiß. Mit dem Clog hat es wieder mal ein Relikt aus der guten, alten Vergangenheit ins hektische Heute geschafft. Ein bisschen Bullerbü-Idylle kann nicht schaden. "Wir wollen keine Kinder kriegen, sondern welche sein", sagt der Clog zur Familienpolitik [...]
Vielleicht ist es aber gar keine weitere Retrowelle. Vielleicht ist die Rückkehr des Clog von langer Hand geplant? Bei der WM 1974 sind wir ja auch Weltmeister ... da trugen wir doch auch ... da hat doch nicht etwa die Fifa ...?
Egal. Der Clog kommt wieder. Und er ist immer noch unbequem [...]
[taz, 06. 05. 2006]
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Barfuß ist gesund - Hornhauthobel tabu [...]
Das milde Wetter freut auch die Füße - zumindest wenn sie barfuß unterwegs sein dürfen. «Dadurch wird die Muskulatur gestärkt», erklärt Gabriele Beutel vom Zentralverband der Podologen und Fusspfleger Deutschlands (ZFD) in Recklinghausen.
Eine besondere Pflege brauchen die Füße deshalb aber nicht. Neben der täglichen Wäsche sollten trockene Füße eingecremt und schwitzende Exemplare mit einer alkoholhaltigen Tinktur eingerieben werden.
Damit die nackten Füße auf Mitmenschen nicht abstoßend wirken, sollten sie auch gut aussehen. «Schwielen zum Beispiel müssen entfernt werden», rät Beutel. Das werde am besten mit einem nicht-schneidenen Gerät erledigt, also etwa mit einem Bimsstein oder einer Sandpfeile. Der Hornhauthobel sei dagegen tabu [...]
[Aichacher Nachrichten, 10. 05. 2006]
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BARBARA DRIBBUSCH über GERÜCHTE
Der Sachse in mir
Ein Urlaub im Elbsandsteingebirge ist nicht nur billig, er hat auch sozialen Mehrwert: Aufwärts geht hier immer
Mein Jugendfreund Thomas vertritt eine interessante Theorie über den Zusammenhang von sozialem Absturz und Landschaften. In einer Gegend, in der es Berge und Wälder gebe, in einer abwechslungsreichen Gebirgsregion etwa, könne die Stimmung der Bevölkerung nie wirklich abstürzen, ganz gleich wie hoch die Arbeitslosenquote sei. In flachen, eintönigen Landschaften hingegen stelle sich sofort ein Gefühl der Depression ein, wenn die Wirtschaft darniederliegt.
"Nimm den Osten", sagte Thomas, der übrigens aus Bayern kommt, "im flachen Mecklenburg-Vorpommern herrschen Ödnis, Depression, Verlassenheit. In der Sächsischen Schweiz hingegen wandern Geringverdiener und Arbeitslose fröhlich durch Felslandschaften und Wälder. Die Landschaft rettet alles." [...]
Thomas Landschaftstheorie ging mir durch den Kopf, als ich mit den andern am Fuße der Großen Hunskirche lagerte, eines Felsens in der Sächsischen Schweiz. Ich hatte eine nostalgische Nacht hinter mir, in meinem Schlafsack auf der untersten Etage eines eisernen Doppelstockbettes, welches zur privaten Gruppenunterkunft der Familie J. im Grenzort Schmilka gehörte. Für zwei Nächte hatte ich sieben Euro in eine verbeulte Kaffeebüchse gelegt und noch einen Euro Trinkgeld dazu. Die mitgebrachte Milch, das Brot und die Butter reichten für das Frühstück. Netterweise durfte ich die Dusche im Familienbad benutzen, deren Zugang durch das Arbeitszimmer des Hausherrn führte. Das ist jedenfalls der billigste Urlaub seit meiner Tramperei nach Südfrankreich als Teenager. [...]
Am Fels gegenüber turnten zwei grauhaarige Männer barfüßig herum. Weil es zu Zeiten der alten DDR kaum Kletterschuhe zu kaufen gab, hat das Barfußklettern hier Tradition. Nebenan war eine Großfamilie in schlichten Anoraks und mit Kletterausrüstung angekommen. Die Großmutter entfaltete eine Decke, der Vater packte Wurstbrote für die Kinder aus. In den Dolomiten findet man solche Gruppen nicht, dort stößt man auf schwäbischstämmige Seilschaften in schwarz-roten Jack-Wolfskin-Jacken, die hoch über der Baumgrenze überteuerte Powerriegel verspeisen. [...]
[taz, 11. 05. 2006]
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Provençalische Stille
Beschaulichkeit auf Küstenwanderungen am südlichsten Zipfel der Côte d'Azur zwischen Toulon und Hyères [...]
Zwar zählt auch dieser westliche Küstenabschnitt des Départements Var - die Côte Varoise - noch zur Côte d'Azur. Doch das Hinterland ist bereits klassische Provence; Marseille oder Aix-en-Provence sind nicht weit. In vielen Prospekten heißt dieses Gebiet denn auch "Provence d'Azur".
Wer die klassische Côte d'Azur weiter im Osten kennt, also die "Französische Riviera" zwischen Nizza und Menton, dem fallen die Unterschiede zu dieser Region sofort ins Auge: Dort, Richtung Italien, drängen die Südalpen ans Meer, die Ufer sind zugebaut. Hier jedoch gibt es mehr offenes Gelände, Gehöfte und Wiesen, Felder bis zur Küste, beschauliche Häfen, verborgene Strände wie den Plage de Monaco. Und weil Toulon - neben Brest - Frankreichs wichtigster Kriegshafen ist, besitzt die Marine viel Land in der Umgebung. Auf den Hügelkuppen ragen Forts aus den Wäldern, ringsherum aber sind Wanderwege angelegt, wie etwa die Pfade beim 294 Meter hohen Colle Noire in Nachbarschaft zu Le Pradet. Zwischen Le Pradet mit den Ortsteilen Pin de Galle und Les Oursinières - einem Fischerdorf weiter südöstlich - können Besucher sogar direkt am Meer entlang wandern: eine abenteuerliche Route durch Wald und Olivenhaine, auf und ab über Treppen, von Fels zu Fels auf Tuchfühlung mit der Brandung oder auf Pfaden hoch überm Meer, barfuß entlang sandiger Buchten wie dem Plage de Monaco und vorbei an gelben Mimosen. Das ist der wohl spektakulärste Teil des Sentier du Littoral, dem Küstenpfad, etwa vier Kilometer lang, gut markiert, familienfreundlich, mit famosen Weitblicken über die Bucht von Garonne mit ihren Surfern und bis hinüber zu den Ausläufern der Bucht von Toulon.
Und dies alles in der frühlingshaften Nebensaison - ein Erlebnis! [...]
[Die Welt, 13. 05. 2006]
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Barfuß auf dem Weg zur Spitze
Lebensfreude und Kreativität - dafür steht der brasilianische Fußball. Eine Mischung, die aus armen "Straßenkickern" schon Weltfußballer gemacht hat und junge Menschen anspornt, es ihnen gleich zu tun.
Was die Brasilianer besonders lieben, das ist Musik und ein Ball", singt der brasilianische Sänger Pepeu Gomes. Die Liebe zum Fußball hat aus Pelé, Cafu, Zico, Rivaldo, Zé Roberto, Romario, Ronaldo, Ronaldinho große Spieler mit großen Karierren gemacht. Sie starteten früh mit dem Ballspiel - auf der Straße, im Sand, ohne Schuhe. Meist, um mit dem Ball für einige Zeit ihrem Leben in den Favelas oder der Enge in den düsteren Mietshäusern zu entfliehen.
Das aktuelle brasilianische Wunderkind heißt Ronaldo de Assis Moreira, Ronaldinho. Im Dezember 2005 wurde der 26-Jährige zum zweiten Mal zum Weltfußballer des Jahres gekürt. Wenn er das Feld betritt, jubeln die Fans, wenn er am Ball ist, ahnt der Gegner Böses. Meist zurecht.
Fröhlicher Vollstrecker
Warum Superstar? Ist es sein Gefühl für den Ball, sind es seine Dribbler, weil es mehr an Akrobatik als an Fußball erinnert, wenn er mit dem Ball jongliert? "Ronaldinho ist nicht zu überbieten, der steht über allen anderen Kickern, kein anderer kann mit ihm mithalten", sagen Fußballfans. Das ist alles? "Nein. Was ihn so besonders macht, ist sein Lächeln, seine Fröhlichkeit, seine hundertprozentige Freude bei jedem Spiel, und dass diese auch dann nicht vergeht, wenn er einen Elfmeter verschießt", sagt ein anderer Ronaldinho-Fan.
Der Geist des Fußballs
Es geht jedoch nicht allein um die Person Ronaldinho, sondern viel mehr um das, was er verkörpert: Fußball in seiner ursprünglichen Form, wie und warum er mit dem Kicken begonnen hat: aus Freude, um in der Natur zu sein, um seine Freunde zu treffen, um kleine Siege zu feiern und dann wieder nach Hause zu gehen - ins Armenhaus, um dort von der Freude, die ihm das runde Leder gibt, zu zehren. Daran hat sich bis heute nichts geändert: "Ich lebe und atme den Fußball, ohne ihn wäre ich nichts", hat Ronaldinho einmal gesagt [...]
[OÖNachrichten, 13. 05. 2006]
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Was tut sich im Alzeyer Land?
Weltmeisterschaft, Freibad und Kneipp [...]
Hallo, liebe Kinder. Steigt bei Euch auch das Fußball-Fieber? In drei Wochen ist es ja soweit, dass die Weltmeisterschaft bei uns in Deutschland beginnt. Ich freue mich schon darauf. [...]
Ab nächster Woche gibt es bei Wendelsheim eine neue Kneipp-Tretanlage. Wisst ihr, was das ist? Nein? Dann passt auf: Das ist eine Art riesengroßer Badewanne, die mit Wasser gefüllt ist und im Grünen steht. Bevor man rein geht, muss man die Schuhe und Strümpfe ausziehen. Barfuss waten die Menschen dann durch das meist ziemlich kalte Wasser. Warum die das machen? Es soll gesund sein, hat ein Priester namens Sebastian Kneipp vor rund 150 Jahren erkannt. Bestimmt macht es aber auch Spaß, mit den nackten Füßen durch das Wasser zu laufen. [...]
[Alzeyer Anzeiger, 13. 05. 2006]
Und jetzt die Nachricht für Erwachsene:
Barfuß durch den Mühlbach stolzieren
Kneipp-Napoleonwanderweg bekommt dritte Wasser-Tretanlage im Wiesbachtal [...]
Es ist die dritte Fußtretanlage auf der Strecke, die die Pfalz mit dem rheinhessischen Hügelland verbindet.
Das Wasser ist trüb und vor allem kalt. Trüb deshalb, erklärte der Wendelsheimer Bürgermeister Heinz-Ludwig Kilian, weil das Wasser erst zwei Tage vor der Eröffnung ins Becken geleitet wurde. Anders als bei den üblicherweise gefliesten Tretbecken, liegt die Besonderheit der neuen Kneippanlage darin, dass sie "naturbelassen" ist. Der Anwender kneippt nämlich im fließenden Wasser vom Mühlbach.
Die Wassermenge wird von einem Wehr, das oberhalb auf der Strecke liegt, gesteuert. Durch einen Überlauf an der mittlerweile stillgelegten Hasselmühle fließt das Wasser dann wieder in den Wiesbach. Der Böschungsrand der Wassertretanlage ist mit Holzbalken abgestützt, große Platten auf dem Bachgrund geben dem Kneipper einen stabilen Halt, wenn er beim so genannten "Storchengang" entlang dem Edelstahlgeländer durchs kalte Nass stolziert.
Kalt muss das Wasser zum Kneippen sein. Denn genau darin liegt der Reiz, der dem Gehirn signalisiert, dass der Körper nun zum Ausgleich gegen den Kälteimpuls Wärme produzieren soll. Gesundheitstrainerin Anja Albrecht erklärte zudem, während sie die Hosenbeine hochkrempelte und knöcheltief im Wasser stand, die gesundheitlichen Aspekte beim Kneippen. Vor allem fördere es bei regelmäßiger Anwendung die Durchblutung im Körper. Spätestens, wenn das kalte Wasser schmerzt, heißt es raus aus dem Mühlbach. Die Nässe wird lediglich abgestreift, so die Kneippfachfrau. Damit der mutige Wanderer auch nichts beim Kneippen falsch macht, sind die Hinweise zur richtigen Anwendung detailliert auf einer großen Tafel vor der Holzbrücke, die über den Mühlbach führt, beschrieben. [...]
[Alzeyer Anzeiger, 16. 05. 2006]
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Gegenwart einfach ausgeknipst
Beim Burgfest verabschieden sich Besucher von Zeit und Stress / Schwertkämpfer und Gaukler [...]
Und das gilt sowohl für die Darsteller wie auch die Besucher. Schon am Burgeingang gibt es einen ersten Ausblick in die Vergangenheit. Hier sitzt Marktvogt Kurt Büsching von den Recken zur Porta, die das Burgfest organisiert haben. Er ist der Herr über den Markt. Statt Euro werden Silberlinge verlangt und aus den Mündern schallen Worte, die an andere Zeiten erinnern. Hier hockt auch Kira, barfuss, mit dreckverschmiertem Gesicht. "Habt Ihr einen Taler für mich übrig?" fragt die Achtjährige mit großen Augen. "Ich hab leider kein Geld mit und will mir doch noch was auf dem Markt kaufen", verrät sie und deutet hinter sich auf das Burggelände.
Dort geht es hoch her. Der Wind trägt das Geräusch zusammenprallender Schwerter herüber, Marktstand reiht sich an Marktstand. Von Gewürzen über Gewand zu Waffen und Essen - Besucher haben beim Rundgang eine riesengroße Auswahl, um eine Pause zu machen. "Wir haben einen neuen Metstand, die Schmiede wurde erweitert, und wir haben jetzt einen Koch, der für das leibliche Wohl des Lagers sorgt", zählt Marktvogt Kurt Büsching Neuerungen auf.
[Vlothoer Anzeiger, 15. 05. 2006]
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Landsleute
Herr Hiltmann geht gern ohne Schuhe
Der Ingenieur aus Villingen-Schwenningen marschiert barfuß zum Einkaufen, zum Wandern, zur Arbeit und zum Sport
Villingen-Schwenningen - Neue Sohlen brauchen Kai Hiltmanns Schuhe sicher nie - er benutzt die Schuhe so gut wie nicht. Der Ingenieur aus Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) geht barfuß zum Einkaufen, zum Wandern, zur Arbeit und zum Sport. "Ich gewinne dadurch eine ganze Dimension von Eindrücken, auf die ich in Schuhen verzichten würde", sagt der 43-Jährige. Zeigt das Thermometer mindestens sieben Grad, lässt Hiltmann die Treter zu Hause. Ist ihm der Boden zu kalt, joggt er die Strecke von fast fünf Kilometern zur Arbeit. Dort warten für Kundenbesuche Anzug und Krawatte nebst den dazu passenden Schuhen.
"Das ist ein unschuldiger Spleen", soll ein Arbeitskollege über Hiltmanns nackte Füße geäußert haben. Dennoch stört es manche Menschen, wenn Hiltmann ohne Schuhe und Socken vor ihnen steht. Bruder und Eltern besucht er beispielsweise lieber in Schuhen. "Ich habe eigentlich keine schlechten Erfahrungen gemacht, meistens interessiert das die Leute nicht", sagt Hiltmann dennoch. Nur aus einer Buchhandlung in Washington DC sei er einmal hinausgeworfen worden.
Von Ärzten habe er Bedenken gehört, Barfußlaufen verursache Plattfüße oder er könne sich sogar den Fuchsbandwurm in einer Wiese einfangen. Darüber kann Hiltmann nur lachen: "Den Bandwurm nimmt man nur mit der Nahrung auf und ein gutes Fußgewölbe hat mir ein Orthopäde erst kürzlich bestätigt." Er ist überzeugt, barfuß einen besseren Laufstil zu haben als in stark gedämpften Sportschuhen. "Der Körperbau des Menschen ist für das Laufen gemacht, und zu Beginn der Menschheit war ein falscher Laufstil sogar tödlich", sagt Hiltmann.
Scherben und Dreck auf der Straße machen Hiltmann schon lange nichts mehr aus. "Man entwickelt einen sechsten Sinn und passt auf, wo man hintritt", sagt er. Seit Jahren habe er sich nicht mehr verletzt. Schuhe anziehen heißt es bei ihm nur, wenn er seinem Hobby als Geologe im Steinbruch nachgeht, wenn er sein Auto in die Werkstatt bringt oder wenn es an ganz kalten Wintertagen fröstelt.
Läuft der Familienvater nach den kalten Tagen wieder barfuß, gibt es erst einmal Muskelkater im Fuß und die Haut der Füße muss wieder fester werden. "Nach 14 Tagen bin ich dann aber wieder fit", sagt Hiltmann. Auch seine Frau und sein Sohn Jonas laufen gerne barfuß. "Die Schulleiterin hatte sogar von sich aus gesagt, dass Jonas auch in der Schule barfuß laufen darf", erinnert sich Hiltmann. Doch in die Schule zieht der Neunjährige lieber seine Schuhe an.
Vor 23 Jahren hat Hiltmann seine Vorliebe für das Barfußlaufen entdeckt: "An meinem 20. Geburtstag habe ich gemerkt, dass ich ohne Not auf Lebensqualität verzichtet habe." Man solle sich nur einmal vorstellen, an einem sonnigen Tag voller Vogelgezwitscher mit Ohrschützern spazieren zu gehen. Eine ganze Dimension von Eindrücken ginge verloren, genau so wie in Schuhen: "Wir haben tatsächlich Augen an den Füßen."
Interessierte können diese Dimension in allen Facetten in Barfußparks auskosten, beispielsweise in Dornstetten-Hallwangen (Kreis Freudenstadt). [...]
[Stuttgarter Zeitung, 17. 05. 2006]
Grüße an Kai (VS)!
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Belesene Füße
Georg