10 Jahre Umweltbahnhof Dannenwalde (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) ⌂ @, Stammposter, Monday, 05.06.2006, 19:15 (vor 6751 Tagen)

Hallo

Heute wurde in Dannenwalde bei Gransee das zehnjährige Jubiläum der Wiedereröffnung des Bahnhofs gefeiert. Nachdem der Bahnhof 1993 stillgelegt wurde, weil nach einer Verkehrszählung im November nur noch acht Fahrgäste im Tagesschnitt ein- und ausstiegen, konnte es der FUSS e. V. unter der Leitung von Bernd Herzog-Schlagk zusammen mit Kommunalpolitikern und Umweltverbänden erreichen, dass der Bahnhof 1996 probeweise für ein Jahr wieder in Betrieb ging. Um nach diesem Jahr eine erneute Stilllegung zu vermeiden, war es natürlich nötig Ausflügler nach Dannenwalde zu locken, da die 320 Einwohner alleine einen Bahnhof niemals rechtfertigen könnten. Verschiedene Hauptwanderwege legte man ebenso, wie den Radfernwanderweg Berlin - Kopenhagen durch Dannenwalde. Um den Tourismus weiter zu fördern, ist nun die Anlage eines Barfußparks geplant, dessen Bau in den nächsten Tagen beginnen wird. http://www.umweltbahnhof-dannenwalde.de/
Anlässlich des Bahnhofsjubiläums bot heute die Barfuß-Initiative-Berlin als kleinen Vorgeschmack auf den Barfußpfad eine etwa einstündige Barfußwanderung durch Dannenwalde und zum Kleinen Wentowsee an. Nach einem kurzen Nieselregen am Vormittag und für Anfang Juni viel zu niedrigen Temperaturen war ich zunächst skeptisch, ob unser Angebot überhaupt auf Interesse stoßen würde. Da es aber im Programm der Jubiläumsfeier aufgeführt war und Bernd Herzog-Schlagk dafür warb, wurde ich bereits deutlich vor Beginn um Informationen zu der Wanderung gebeten. Als die Zeit heran war, und auch Johannes eintraf, der einen Zug nach mir kam, sollte es losgehen.
Ein achtjähriges Mädchen konnte es gar nicht abwarten und zog sich schon vorher Schuhe und Socken aus. Da wir noch einen Moment warten mussten, zeigte ich ihr schon mal die verschiedenen Untergründe, die der Bahnhofsvorplatz so bot. Sie war begeistert. Das Kopfsteinpflaster fand sie hubbelig, den Rasen pieksig, aber nicht unangenehm, die Gehwegplatten fühlten sich wie Sandpapier an, meinte sie, und ein metallener Gullydeckel fühlte sich auf eine wieder andere Art interessant an.
Als es dann losging, zog sich eine Frau gleich ihre Schuhe aus und lies sie am Bahnhof zurück, was ich schon recht mutig fand. Das zeugte von Vertrauen uns gegenüber. Leider war dann aber nur diese Frau, das Mädchen, Johannes und ich wirklich die ganze Zeit barfuß geblieben. Dabei waren wir neun Personen. Von den anderen probierten es einige eine Zeit lang aus, bevorzugten dann aber wieder die Nutzung ihrer Schuhe, während die restlichen einen schönen Spaziergang machten ohne auch nur einen Moment auf ihre Schuhe zu verzichten. Darunter leider auch die Eltern, des so barfußbegeisterten Mädchens. Eigentlich schade. Die Leute wissen nicht, was ihnen entgeht, aber sicher erzählt es ihnen ihre Tochter.
Die Kleine fand es so großartig barfuß laufen zu dürfen. Sie ertaste die unterschiedlichsten Böden, Moos, Sand, Pfützen, Laub, Tannennadeln, Reisig, Bucheckern, Asphalt, Stein und Metallböden und freute sich über jede neue Erfahrung. Es war ein wirklicher Genuss diese Begeisterung zu erleben. Auch für Johannes war das offensichtlich ein großartiges Erlebnis mal so ein Mädchen zu erleben, nachdem er mit seinen beiden Töchtern ja zwei Exemplare hat, für die nackte Füße außerhalb des Gartenzauns unvorstellbar bis hochgradig peinlich sind.
Als wir wieder am Bahnhof ankamen, bedankten sich alle sehr freundlich für die kleine Runde und ich verteilte meine letzten beiden Prospekte der Barfuß-Initiative-Berlin. Das eine bekam die muntere Achtjährige, mit der Bitte es ihrer Lehrerin zu geben, an die Johannes noch ein paar anregende Worte für den nächsten Klassenausflug schrieb. Bin gespannt, ob man von dort noch mal was hört.
Das zweite Exemplar bekam die Frau, die so tapfer die ganze Zeit durchhielt, dabei zunächst den doch recht kühlen Waldboden beklagte, am Ende aber feststellte, dass ihre Füße doch warm geworden sind und schließlich auch am Ziel noch barfuß blieb, weil es ihr doch angenehm war. Ich hoffe, dass wir da jemanden auf den Geschmack bringen konnten und wir sie bald mal wieder zu einer unserer Barfußwanderungen begrüßen können.
Etwas später kam dann unser Zug, und wir verließen wieder Dannenwalde. Angesichts der kühlen, aber wenigstens trockenen Witterung hatten wir eine wunderschöne Wanderung unternommen. Eine größere Teilnehmerzahl wäre zwar schön gewesen, war aber nicht unbedingt zu erwarten.

Viele Grüße

Ulrich

[image] Barfuß-Initiative-Berlin


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