Schweizer Mühlentag: die "verlorene" Sägemühle (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 27.5.2006, Mühlentag http://www.muehlenfreunde.ch/cms/:
An diesem Tag hatten 109 Schweizer Mühlen ihre Tore geöffnet. Darunter auch die "Wyssebacher Sagi" in Boswil:
http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.stollenwerkstatt.ch/zeitung/nummer05/images/sagi5.jpg&imgrefurl=http://www.stollenwerkstatt.ch/zeitung/nummer05/seite3.html&h=164&w=162&sz=11&tbnid=VMC3zIFGbSwMRM:&tbnh=93&tbnw=91&hl=de&start=4&prev=/images%3Fq%3Dwyssebacher%2Bsagi%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DG
Ich schwang mich barfuß aufs Fahrrad und ließ die Barzmühle in Zurzach, die ich besichtigt hatte, hinter mir. Ich durchquerte das malerische Städtchen im strahlenden Sonnenschein. Vor einem Haus stand ein etwa achtjähriges Mädchen. Obwohl es mit Flipflops, weißer 7/8-Hose und Top mit Spaghettiträgern auch nicht gerade hochwinterlich gekleidet war, blickte es erschreckt auf meine Füße, als ich vorbeiradelte.
Dunkle Wolken kündigten einen Schauer an. Und die Straße ging ziemlich bergauf. Dann setzte der Regen ein, aber nur kurz. Als er vorbei war, hatte ich auch den Gipfel erreicht und es ging bergab Richtung Endingen. Teilweise folgten einige separate Velowege, auf denen einige Pfützen standen. Da das Pfützenwasser warm war und ich barfuß, hatte ich "kein übermäßiges Verlangen", die Pfützen im weiten Bogen zu umfahren. Mein Weg führte über Turgi, Lupfig, Dottikon und Wohlen nach Boswil. Zielstrebig bog ich im Ortskern nach links ab Richtung Bünzen, da ich die Sägemühle am Ufer des Flusses Bünz vermutete. Ich fuhr zum Bahnhof, fand dort keinen Ortsplan, durchfuhr weitere Straße, wobei ich einige zweimal durchfuhr. Von einer Gartenbeiz rief ein Mann: "Zweite Runde barfuß Velofahren!"
Ich war sauer. Nicht auf den Mann, sondern weil ich die Mühle nicht gefunden hatte. Ich radelte weiter und erkannte die markanten Türme des Klosterstädtchens Muri vor mir:
Somit setzte ich die "Wyssebacher Sagi" auf die Verlustliste und fuhr nach Muri, von wo eine ziemlich steile Straße in Richtung Buttwil führte. Aus einem Gartenrestaurant winkte mir ein Mann zu, es war ein Arbeitskollege. Da ich selber seit dem Frühstück zu Hause nichts gegessen und getrunken hatte, suchte ich mir eine Bank abseits der Straße auf, um was zu verzehren. Ein Trecker mit Anhänger fuhr vorbei, auf der Ladefläche waren Kinder. Sie machten große Glotzaugen, als sie mich sahen.
Ich radelte weiter und bemerkte, daß ein Weg nach Fahrwangen führte, und gleichzeitig nach Weißenbach. Sollte dort etwa die "verlorene Mühle" sein? Auf dem Ortsschild war zu erkennen, daß Weißenbach ein Ortsteil von Boswil ist. Der Weiler liegt in der Luftlinie gar nicht mal einmal weit vom Zentralort entfernt, dafür aber deutlich höher. Eine direkte Verbindung wäre nur mit einer Seilbahn möglich gewesen, aber die hätte wohl kaum rentiert. Und plötzlich gab es auch einen Wegweiser in Richtung "Wyssebacher Sagi". Nichts wie hin!
Ich stellte mein Fahrrad ab und ging zum Gebäude. Der Weg war fies geschottert. Im Gebäude war es angenehm barfuß begehbar, auch die Treppe zum Weiher war gut begehbar. Von Weiher führt die Wasserrinne zum Gebäude:
Der Müller trug übrigens eine Mütze und - Schuhe. Trotzdem schien ihn meine Barfüßig- und Barhäuptigkeit nicht im geringsten zu stören. Er erzählte den Besuchern einiges über den kleinen Weiher, um den übrigens ein Trampelpfad führt, der eine Wohltat für die Füße war. Dank des zeitweise feuchten Wetters war er angenehm begehbar. Die paar Brennessel störten (mich) auch nicht. Ein kleines Kind bekam übrigens die ätzende Wirkung der Pflanzen zu spüren. Dabei trug es fette Schuhe, Socken, lange Hosen, eine Jacke - aber keine Handschuhe. Selber Schuld!
Ein anderer Mann ging mit einer Forke um den Weiher, um einen verendeten Fisch aus dem Wasser zu holen. Es gelang ihm und er schleuderte den Fisch von der Forke im hohen Bogen in ein Brennesselfeld. Dann ging er in meine Richtung und steckte die Forke wieder dort in den Boden, wo er sie hergeholt hatte, etwa 50 Zentimeter neben mir. Erst jetzt bemerkte er, daß ich barfuß war und erschrak. Dann entschuldigte er sich, etwa dafür, daß er die Forke zu nahe neben nackten Füßen in den Boden gesteckt hatte. Hatte er den Sicherheitsabstand unterschritten. Ist er bei Barfüßern höher als bei Schuhträgern?
Allzu lange verweilte ich nicht bei der Mühle, sie war nicht so interessant wie die Mühlen zuvor. Es war ca. 15.30 Uhr. Bis 17 Uhr würde ich wohl noch eine Mühle schaffen, die Schloßmühle beim Hallwiler Schloß.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen