Schweizer Mühlentag: Die Barzmühle in Zurzach (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 27.5.2006, Mühlentag http://www.muehlenfreunde.ch/cms/:
An diesem Tag hatten 109 Schweizer Mühlen ihre Tore geöffnet. Darunter auch die Barzmühle im malerischen Marktflecken Zurzach:
Ich schwang mich barfuß aufs Fahrrad und ließ die Ölmühle in Böttstein, die ich besichtigt hatte, hinter mir. Einige der anderen Mühlenbesucher schauten mir hinterher. Sie schienen es nicht zu glauben, daß es möglich ist, bei ca. 20°C, etwas feuchter Witterung usw. ohne fettes Schuhwerk Velo zu fahren. Dank Westwind kam ich recht zügig am Ufer des Klingnauer Stausees nach Koblenz, einer Gemeinde im Kanton Aargau nahe der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen. Von dort führt ein Veloweg parallel zu einer Verkehrsstraße nach Zurzach, das sich gemäß Urnenabstimmung bald "Bad Zurzach" nennen darf. Meine Zielmühle liegt etwas außerhalb der Stadt, der Weg führt zunächst vorbei an den "Salztürmen"
, erst dann erreichte ich die direkt am Rheinufer gelegene Wassermühle:
Der Weg um das Gebäude ist leider geschottert, also weniger barfußfreundlich. Wenn man sich aber erst einmal auf der Treppe
befindet, gibt es Barfußgenuß pur. Die Fußböden im Keller sind aus kühlem Stein, in den übrigen Geschossen aus hellem Holz. Barfüßer, die Probleme damit haben, Fußböden zu betreten, die sogar Weicheier angenehm finden, sollten draußen bleiben und ihre Füße mit Schotter "verwöhnen". Und die Freunde schwarzer Fußsohlen sind zumindest auf dem Mahlboden schlecht aufgehoben, Mehl ist nun mal weiß!
Auch hier erklärte der Müller, wie die Mühle funktionierte, er trug übrigens eine Mütze und - Schuhe. Aber das störte mich nicht, genauso wie es den Müller nicht störte, daß ich barfuß war. Unter den Besuchern lächelte mir ein ebenfalls bemützter und beschuhter älterer Mann zu. Wir waren uns zuvor bereits in der Böttsteiner Ölmühle begegnet, er erkannte mich wieder. Als der Müller das Mahlwerk in Gang setzte, benutzte er leider den Elektromotor. Als Straßenbahnfan habe ich natürlich nichts gegen gute alte Elektromotoren. Es ist immer interessant, was man mit einem einzigen Elektromotor (oder Wasserrad bzw. Windmühlenflügel) alles GLEICHZEITIG betreiben kann. Die Leute waren schon (oder gerade) damals erfinderisch, aus Not?
Einige Familien mit Kindern waren unter den Besuchern. Die Kinder starrten mit großen Glotzaugen auf meine Füße, Erwachsenen schien es völlig egal zu sein. Im Kellergeschoß befand sich auch eine Schmiede, hier lagen auch Hufeisen herum, Schuhe für Pferde, wieher! Angeblich wurden in dieser Mühlenschmiede auch Ehen geschmiedet. Auch barfüßige? Dietikon liegt ja nicht allzu weit von Bad Zurzach entfernt. Vielleicht werden sich hier ja auch einmal Christians Träume von einem barfüßigen Mädel, vielleicht sogar von einer barfüßigen Müllerin erfüllen!
Ich verließ die Mühle und begab mich zum abgestellten Fahrrad. Der bemützte Mühlenbesucher schien erstaunt zu sein und fragte: "Sind Sie etwa mit dem Velo von Böttstein nach Zurzach gefahren?" Ich bejahte und meinte: "Sogar aus Zofingen." "Sie sind aber schnell!" Ich radelte los und begegnete noch einer Familie mit 2 Kindern, die ebenfalls in Böttstein waren. Die Kinder starrten sofort auf meine Füße, worauf das eine sagte: "Der ist ja auch barfuß!" Darauf die Mutter: "Nein, das ist derselbe." Die Sonne brannte vom Himmel, aber dunkle Wolken kündigten einen Schauer an. Mein nächstes Ziel: Die "Wyssebacher Sagi" in Boswil bei Bünzen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen