Barfußtreffen in Berlin (Teil 3) (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 29.05.2006, 19:17 (vor 6692 Tagen)

Am Sonnabendfrüh holte ich zunächst Georg in seinem Quartier ab, bevor wir dann zum Hauptbahnhof fuhren, der am Vorabend von Frau Merkel und Herrn Mehdorn eröffnet wurde. Ich parkte mein Auto im Regierungsviertel und erreichten pünktlich um 10:00 die Brücke über den Humboldthafen, auf der wir mit Leo und Moltke zusammentrafen. Von dort war übrigens auch die nach unserm Freund benannte Moltkebrücke zu sehen.
Wir betraten dann den Hauptbahnhof, der nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich war und wo wir nach einer Weile auf Johannes treffen sollten, der seine Kinder mitbrachte. Von denen war natürlich außer Johannes niemand barfuß. Das Zusammenfinden stellte sich allerdings als schwierig heraus. Wir wollten telefonisch unsere Standorte durchgeben, doch herrscht dort ein solcher Geräuschpegel, dass eine Verständigung nicht möglich war. Per SMS ging es dann. Wir besichtigten die ausgestellten Schienenfahrzeuge, fuhren dann mit einer extra für diesen Tag nach Berlin beorderten S-Bahn aus dem Ruhrgebiet über die Neubaustrecke nach Gesundbrunnen und besichtigten auch dort eine Fahrzeugausstellung. Sogar ein Dampfzug wartete hier auf Fahrgäste.
Da das Interesse an solchen Dingen bei Georg und Moltke nicht übermäßig ausgeprägt ist und ihm außerdem kalt wurde, einigten wir uns darauf, dass sich die beiden im Hauptbahnhof in ein Café setzen, während Johannes mit seinen Kindern, Leo und ich noch zum ebenfalls neuen Bahnhof Südkreuz fuhren.
Dort sahen wir uns den Bahnhof auch von außen an, wobei uns die recht unterschiedlichen und überall neuen Bodebeläge aus Stein, Beton und Asphalt unterschiedlichster Arten sehr positiv auffielen. Wir sahen uns auch die Nordostseite (Rückseite) des Bahnhofs an, von wo aus wir eine noch recht unfertig wirkende Treppe zu den Bahnsteigen fanden. Wir benutzten sie, gingen über eine Fußgängerbrücke, stiegen eine weitere Treppe hinab und standen dann hinter einer Absperrung. Ein DB-Mann wollte zu schimpfen beginnen, wogegen wir geltend machten, dass auf der anderen Seite keine Absperrung war. Unsere Füße wurden dabei nicht thematisiert.
Wir fuhren dann zum Hauptbahnhof zurück, verabschiedeten uns von Johannes und trafen uns wieder mit Georg und Moltke. Nun begannen wir unseren Rundweg durch die Innenstadt.
Dabei fiel mir auf, dass wir besonders oft wegen unserer Füße angesprochen wurden. Es waren eigentlich immer die selben dummen Fragen, die wir alle kennen. Wenn ich alleine unterwegs bin, werde ich wesentlich seltener darauf angesprochen, so dass sich die Frage stellt, woran das liegt. Normalerweise wird doch eher ein einzelner als eine ganze Gruppe angesprochen. Ich vermute, dass wir mit unseren acht nackten Füßen deutlich stärker auffielen, als ein einziges Fußpaar. So ließe sich die Frage ob nackte Füße den meisten nicht auffallen oder es den Leuten nur egal ist damit beantworten, dass es sehr vielen wirklich nicht auffällt, wenn man allein ist. Natürlich mag dabei auch eine Rolle spielen, dass Leo als einziger kurze Hosen trug.
Wir gingen dann durch das Regierungsviertel zur Straße des 17. Juni, auf der gerade ein türkisch-deutsches Kulturfest stattfand, das allerdings eher türkisch als deutsch geprägt war, vor allem von den Zuschauern her. Die großen Glotzaugen waren nicht mehr zählbar.
Wir durchquerten gerade das Brandenburger Tor, als mich wieder mal jemand fragte, ob man mir meine Schuhe geklaut hätte. Diesmal antwortete ich: "Ja leider, das kann passieren, passen Sie auf!" Er war sprachlos und wir hatten unseren Spaß.
Leider werden für die WM viele Sehenswürdigkeiten restlos verschandelt oder verstellt. Der Reichstag hinter einem Miniatur-Olympiastadion, in das 10.000 Menschen passen sollen, das Brandenburger hinter einer Bühne bzw. hinter einem gigantischen Fußball auf der anderen Seite und die Kugel des Fernsehturms am Alexanderplatz wurde als Fußball verunstaltet. Wenn bloß dieser Blödsinn bald vorbei ist.
Wir folgten dann der Straße Unter den Linden bis zum Berliner Dom, von dessen Besichtigung uns der Eintrittspreis abhielt. Weiter ging es dann zum Hackeschen Markt und den Hackeschen Höfen, bevor wir von der Weinmeisterstraße zum Alexanderplatz mit der U-Bahn fuhren. Vom letzten Wagen eines durchgehend begehbaren Sechs-Wagen-Zuges konnten wir bestens beobachten, wie sich der Zug durch zahlreiche Kurven schlängelte.
Von der Weltzeituhr am Alexanderplatz gingen wir dann am Roten Rathaus vorbei zum Nikolaiviertel, dann zur Jungfernbrücke, der ältesten Brücke Berlins und schließlich zum U-Bahnhof Spittelmarkt. Ab hier fuhren wir weiter zum Gendarmenmarkt, wo wir etwas Schwierigkeiten beim Besuch einer Ausstellung bekamen, da man angeblich nicht barfuß in ein Museum geht, wir durften dann aber doch, da der intolerante Aufseher von seinen Kolleginnen gebremst wurde.
Weiter ging es mit der U-Bahn zum Potsdamer Platz und von dort zum Holocaustmahnmal. Für die zugehörige Ausstellung und die davor stehende Warteschlange erschien es unseren Mägen bereits zu spät, so dass wir entlang der Wilhelmstraße und des nördlichen Spreeufers wieder zu meinem Auto gingen.
War es bis jetzt trocken geblieben, begann es kurz vor erreichen des Autos heftig zu regnen. Wir konnten uns gerade noch unterstellen. Es der Regen ein wenig nachließ, holte jeder seinen Regenschutz hervor und wir retteten uns ins Auto. Zu viert fuhren wir dann wieder ins Restaurant, dass wir schon vom Donnerstag kannten und ließen den Abend zu Ende gehen.

Fortsetzung folgt ...


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