4 Monate ohne Schuhe (Hobby? Barfuß! 2)

Dominik (aus Bern) @, Thursday, 18.05.2006, 09:09 (vor 6769 Tagen)

Hallo ihr alle!

Ich hab ja bis jetzt hier auch nur ein, zwei Mal gepostet und das vor einer Ewigkeit, aber da ich die letzten 4 Monate eigentlich immer ohne Schuhe unterwegs war, habe ich wohl jetzt zur Abwechslung was zu erzählen! (Mein Barfussleben hat nämlich erst letzten September begonnen.)

Das kam also so, dass ich für 3 Monate nach Neuseeland gegangen bin. Vielleicht brauche ich an dieser Stelle schon gar nichts mehr zu sagen, das Land ist ja zu Recht als Barfussparadies bekannt! Zugegeben, in den grossen Städten sieht man unsereins eher selten -- das heisst, sehr viele Leute tragen Flipflops -- aber in eher ländlichen Gegenden ist unsere Spezies dann doch sehr gut vertreten. ;-) Ich bin also schon mit nur 2 paar Socken und einem einzigen Paar Strassenschuhe losgezogen, habe dann aber die Dinger gar nie wirklich angezogen.

Über die schönen Seiten des Barfusslaufens brauche ich ja nicht allzu ausführlich zu berichten; das ist ja hier für niemanden was Neues. Stattdessen möchte ich mal von ein paar Problemen berichten, auf die ich gestossen bin:

Mein grösstes Problem zu Beginn war (zu) heisser Asphaltboden. In Auckland sind die Gehsteige meistens dunkler Asphalt, der sich damals (im Hochsommer) recht stark aufgewärmt hat. Da ich direkt aus dem Winter kam, waren meine Fusssohlen noch kaum abgehärtet und so musste ich ständig nach schattigen, begehbaren Flecken suchen. Mit der Zeit haben sich die Fusssohlen allerdings etwas an die Hitze, und auch die "Rauhigkeit" des Asphalts gewöhnt -- ich glaube aber, ich habe sie mir einige Male ganz leicht verbrannt und auch allzu sehr abgewetzt. Also: nächstes Mal etwas vorsichtiger sein!

Offenbar habe ichs auch sonst etwas übertrieben mit dem Barfusslaufen auf Asphalt, denn nach einigen Wochen hatte ich plötzlich eine Verletzung im einen Fuss. Ich hab dann mal im Internet recherchiert und was über Mittelfussknochen-Brüche gelesen. Da wurde ich etwas besorgt und entschied mich, einen Doktor aufzusuchen. (Eine Anekdote für sich, dieses Event, aber das lassen wir mal... :-) Die gute Frau hat dann nach etwa 15 Sekunden Untersuchen gemeint, ich hätte mir einen Muskel gezerrt und hat mir irgendwelche Pillen verschrieben. Zudem sagte sie, ich solle (vorübergehend) Tape benutzen und Schuhe tragen, damit sich der Fuss nicht noch weiter ausdehnt. Fair enough. Das war also meine erste Barfuss-Pause, die allerdings nur eine Woche oder so gedauert hat.

Leider kann ich diese Verletzung aber auch jetzt noch hin und wieder spüren, wenn ich zu lange auf harten Böden laufe. Wahrscheinlich verheilt so ein Muskel nur sehr langsam, besonders wenn er noch ständig durch das Laufen weiter gedehnt wird.

Ein weiteres Problem kam erst gegen Ende meiner Ferien auf -- da ich anscheinend einen "Knickfuss" habe (was sich auf ein abgeknicktes Fussgelenk bezieht, wenn ich das richtig verstehe) schwillt das Fussgelenk bei grösseren Belastungen und längerem Laufen manchmal unangenehm an. Das wurde dann etwas zum Problem, da ich ja zu Fuss mit einem relativ grossen Rucksack unterwegs war und den gelegentlich rumtransportieren musste.

Auch dieses Poblem besteht weiterhin; ich weiss nicht, ob sich mein Fussgelenk durchs Barfusslaufen langsam korrigiert oder ob es halt einfach konstant überbelastet ist -- hat jemand von Euch mehr Erfahrung damit?

Mein allerletztes Problem kam dann erst während einem Abstecher nach Australien auf: engstirnige Leute und "dress code", der das Tragen von Hemd und Schuh vorschreibt; generell hatte ich auch in Australien wenige Probleme. Ein Mal wurde ich allerdings aus einem "food court" (eine Art Takeaway-Markthalle) geschmissen (O-Ton Security-Mann: "You cannot enter the food court without shoes!" -- "Natürlich kann ich, ichc stehe doch vor Dir!" Letzteres habe ich allerdings nicht laut gesagt...). Ein weiteres Mal wurde ich von einem Aussie auf der Strasse recht vulgär beleidigt (O-Ton Trottel: "Stop being such a f*#king p*#sy, mate!"). Ich liebe Australien! :-/ Diese Vorfälle haben zwar meine Stimmung schon vorübergehend getrübt, aber ich habe mich dann halt damit abgefunden und mir Flipflops gekauft. :-(

Vielleicht noch was angenehmes zum erzählen: ich hab mich in Neuseeland barfuss an den "Tongariro Crossing" gewagt (das ist eine Tageswanderung entlang 3 Vulkanen auf der Nordinsel Neuseelands, in der Nähe des zentralen Lake Taupo). Da haben die anderen Wanderer schon ziemlich stutzig dreingeschaut. :-D Der ganze Aufstieg war kein Problem. Der Untergrund war teilweise sandige Erde bis hin zu recht kantigen Steinchen... war nach 3 Monaten Barfüssern aber kein ernsthaftes Problem mehr. Nur beim mehrstündigen Abstieg habe ich dann doch Schuhe angezogen -- die Fussohlen waren schon recht abgewetzt von den Steinen und beim Abstieg kriegt man den Untergrund ja auch viel stärker zu spüren... Die Reaktionen der anderen Wanderer wars aber allemal wert (O-Ton Frau 1: "Are you INSANE!!!?" :-D)

Ach ja, und eine andere Backpackerin aus Deutschland habe ich schliesslich sogar zum Barfusslaufen animieren können... ich hoffe, sie wird es geniessen!

Wow, das war relativ lang. Ich höre besser auf. Herzliche Früsse aus Bern! -- Dominik


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