Barfüßige Radtour nach Mülhausen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 15.05.2006, 11:28 (vor 6707 Tagen)

Samstag, 13.5.2006, 5.30 Uhr: Ich schwang mich aufs Fahrrad, denn ich hatte einen ziemlich weiten Weg vor mir: Mülhausen im Elsaß. Ich wollte pünktlich dort sein, wenn die neue Straßenbahn
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ihren Betrieb aufnimmt. Selbstverständlich ist die Einweihung einer Straßenbahn für mich KEIN Grund, Krawatte, lange Hosen und Schuhe anzuziehen, also ließ ich es bleiben. Ich kam ziemlich gut voran und war bereits gegen 10 Uhr in Mülhausen am Hauptbahnhof. Obwohl das Wetter recht warm war, begegnete ich unterwegs keinem einzigen Barfüßer, allerdings etliche in Flipflops, anderen Sandalen usw., und zwar unabhängig, ob Mann oder Frau. Viele Radfahrer und Jogger waren auch in kurzen Hosen unterwegs. Trotzdem gab es etliche, die große Glotzaugen machten. Vermutlich war das aber mehr auf mein beladenes Fahrrad als auf meine Barfüßigkeit zurückzuführen. Ich folgte den Tramgleisen der Linie 1 zum Knotenpunkt "Porte Jeune", wo bereits ein einsames Tram fuhr, allerdings noch ohne Fahrgäste. Offizieller Start war erst um 13 Uhr.

Vorher schob ich noch mein Velo durch die Altstadt, radelte zur Universität, wo am Abend ein Spektakel stattfinden sollte, fand den Platz, wo ich mein Fahrrad abstellen würde (in Mülhausen - und vermutlich auch in anderen französischen Städten - hat man weniger als in der Schweiz daran gedacht, daß man Fahrräder nicht nur benutzt, sondern auch irgendwo abstellen muß. Dan radelte ich in eine Seitenstraße, fand einen Radweg am Ufer des Flusses Ill, der sich an den Illberg, eine erstaunlich hohe Erhebung in Mülhausen, sogar felsig, anschmiegte. Als ich die ersten Häuser von Diedenheim sah, kehrte ich um, schob mein Velo einen matschigen Fußweg entlang, richtig barfußfreundlich. Weniger angenehm war es, das schwerbeladene Velo eine "natürliche Treppe" hochzuschieben. Hier würde auch übernachten.

Ich radelte zu einer Grünanlage, von wo ich die Station "Nations" und die Endstation "Coteaux" der Linie 2 überblicken konnte. Ein schöner Platz zum Sitzen. Leider muß man beim Betreten des Rasens auch hier mit Scherben rechnen. Als ich hier etwas verzehrte und meine Abfälle ordnungsgemäß entsorgen wollte, entsorgte ich auch die Reste einer zerbrochenen Flasche. Eine Frau, die mit Hund vorbei kam, schien sich zu wundern, weshalb ich die Scherben aufsammelte. Der Park befindet sich in einer Hochhausgegend, in der sehr viele Ausländer wohnen, auch schwarze. Viele starrten mich an, während ich barfuß auf der Bank saß, während neben mir mein Fahrrad stand. Ein einsames Tram fuhr zur Endstation und dann "rückwärts" in Richtung Stadt. Alles befand sich in Vorbereitung, denn um 13 Uhr sollten die Züge für das Publikum benutzbar sein, gratis!

Ich radelte zum leeren Fahrradständer in der Nähe vom McDonalds bei der Universität, kettete mein Velo samt Schlafsack dort an und ging lediglich mit Rucksack in Richtung Haltestelle "Université". Es war 12.40 Uhr. Ich wartete und wartete und wartete. Die Zeit kam mir ewig vor. Und andere warteten und warteten und warteten. Und was dann kam, bietet genug für ein weiteres Kapitel.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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