Rückfahrt aus Sachsen (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 11.05.2006, 23:54 (vor 6709 Tagen)

Nachdem ich noch einmal in Burgstädt hielt, um den Marktplatz mit Saigerturm im richtigen Licht fotografieren zu können, fuhr ich weiter nach Mittweida. Hier liebäugelte ich mit einem Besuch im Raumfahrtmuseum, das ich aber nicht fand! An der sowohl auf Stadtplänen, als auch im Internet angegeben Adresse ging ich einmal um den Häuserblock ohne einen Eingang oder irgendeinen Hinweis zu finden. Dafür hat man zwei alte Rathäuser, einen wunderschönen Marktplatz und eine beachtenswerte alte sächsische Postmeilensäule. Auch die Kirche besichtigte ich.

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Postmeilensäule in Mittweida

Weiter fuhr ich in Richtung Ringethal, aber zunächst nur bis zum Gradnetzstein, der sich auf 51° Nord und 13° Ost befindet. Neuere Messungen haben aber ergeben, dass das nicht genau stimmt.
Anschließend fuhr ich noch hinunter ins Zschopautal, wo sich eine weitere sehr hübsche kleine Füßgänger-Hängebrücke befindet. Kurz unterhalb davon fließt die Zschopau an eindrucksvollen senkrechten Felsen vorbei. Ich folgte hier ein paar hundert Meter einem Wanderweg, der sich allerdings stellenweise als wenig angenehm herausstellte. Als er sich von der Zschopau entfernte, drehte ich um.
Mein nächstes Ziel war die Burg Kriebstein. Ein bereits weit vorgelagerter großer Parkplatz mit Schranken und Parkscheinautomaten schreckte mich ab. Ich suchte einen anderen Stellplatz und fand schließlich einen kleinen legalen und kostenlosen Parkplatz direkt am Eingang der Burg!

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Burg Kriebstein auf steilem Fels über der Zschopau

Der Eintritt ist kostenlos, besichtigen kann man das Brunnenhaus einen Tiefkeller, die Säulenhalle und das Museum. Letzteres kostet dann natürlich doch Eintritt, bietet aber sehr schöne Einblicke in die Wohnsituation der Familie von Arnim, die hier bis 1923 wohnte. Auch die gotischen Malereien in der Klosterkapelle, sowie eine Sammlung verschiedenster Burgmodelle sind beeindruckend.
Um nun auch einen Blick über die Zschopau auf die Burg genießen zu können, beschloss ich auf die andere Seite der Zschopau zu fahren und dort ans Ufer zu wandern. Ich fuhr über die Brücke bei Kriebethal nach Ehrenberg, wanderte dort etwa 1 km auf teils geschotterten Wegen zum Flussufer hinunter und entdeckte dann eine Fußgängerbrücke direkt unterhalb der Burg. Hätte ich vorher von ihr gewusst, hätte ich mir einiges ersparen können. Dennoch war der Weg dort herunter landschaftlich sehr schon, bot er mir doch auch eine Aussicht auf die Talsperre Kriebstein.
Als nächstes kam ich nach Waldheim. Ich hielt mich dort nicht lange auf, fotografierte Rathaus und Marktplatz (das Rathaus ist sehr eindrucksvoll von der Zschopaubrücke aus anzuschauen), und fuhr weiter. Ich fuhr allerdings zunächst nur bis Meinsberg, von wo ich ein Stück zurücklief, um Waldheim vom Berghang aus zu bewundern. Ein schöner Anblick.
Nun drängte aber die Zeit. Ich wollte noch nach Döbeln, wo demnächst ein neuer Straßenbahnbetrieb entstehen soll. Nach Saarbrücken und Oberhausen wird damit Döbeln wohl die dritte deutsche Stadt werden, die eine einst stillgelegte Straßenbahn wieder in Betrieb nehmen will. Allerdings wird man die Strecke nicht elektrifizieren, sondern wie damals mit Pferden bereiben!
Für Straßenbahnfans: http://www.doebelner-pferdebahn.de/
Ein Großteil der Gleisanlage liegt bereits. Am Obermarkt liegen sogar noch die alten Pferdebahnschienen, die zuletzt in den 20er Jahren befahren wurden. Stellenweise wird die Bahn auch durch eine höchstens fünf Meter breite Straße führen. Ich bin schon sehr gespannt darauf.
Da auch Döbeln 2002 vom Hochwasser nicht verschont blieb, ist die Stadt heute sehr schön restauriert. Mir fielen vor allem, wie auch in allen anderen genannten Städten, die wunderbaren Bürgersteige auf, die mit großen sehr schön glatten Steinplatten gepflastert waren, die das Barfußlaufen überall zum Genuss werden ließen. Waren die eigentlich auch schon in Grimma? Da bin ich mir jetzt nicht mehr sicher.
Viel Zeit ließ ich mir aber nicht für Döbeln, denn ich wollte noch zur F60 bei Lichterfeld.
Diese museal erhaltene 502 m lange, 202 m breite, 80 m hohe und 11.000 t schwere Abraumförderbrücke im Braunkohlerevier der Lausitz, die auch als liegender Eiffelturm bezeichnet wird, ist wirklich beeindruckend. Würde man den Eiffelturm allerdings hinlegen, wäre er ausgesprochen klein gegenüber der F60.

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Die F60 bei Lichterfeld

Ein Besuch dieser Anlage ist allerdings nur mit "festem Schuhwerk" gestattet. Barfuß lies man mich dort nicht hochgehen. Die Böden bestehen dort aus Blechen, durch die von beiden Seiten Löcher gestanzt wurden. Das ist nicht übermäßig angenehm, aber auch nicht so schlimm. Bei Gitterrosten wäre das noch was anderes, aber diese Bleche hätte ich schon bewältigt. Ich durfte mir aber zumindest die angeschlossene Ausstellung ansehen und hatte dort Gelegenheit mit den Leuten über den Schuhzwang zu diskutieren. Ich konnte auch auf einem Bereich mit solchen Lochblechen demonstrieren, wie problemlos ich darauf herumlaufen kann, was offensichtlich beeindruckte. Darauf erklärte man mir, dass man eigentlich nichts dagegen hätte, wenn ich barfuß hoch wollte, nur das Landesamt für Bergbau in Cottbus verbietet das nun mal. Da könne man nichts machen.
Mal sehen, ob ich da mal hinschreibe. Es würde mich interessieren, wer für Schäden aufkommt, wenn ich wegen erzwungenen Schuhetragens stolpere und mich verletze. Sollte das Betreten dort auf eigene Gefahr erfolgen, finde ich, müsste man jedem Besucher selbst die Entscheidung überlassen, wie er die Gefahr minimieren möchte. Leider vergas ich danach zu fragen.
Ob ich wohl eine Chance habe vom Landesamt für Bergbau eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen? Mal sehen. In diesem Fall würde ich dort jedenfalls bestimmt wieder hinfahren.
Im Sonnenuntergang erreichte ich schließlich wieder Berlin. Zwei wunderbare Tage waren zu Ende.

Viele Grüße

Ulrich

Rückfahrt aus Sachsen

Kees (NL), Stammposter, Friday, 12.05.2006, 01:18 (vor 6709 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Ein Besuch dieser Anlage ist allerdings nur mit "festem Schuhwerk" gestattet. Barfuß lies man mich dort nicht hochgehen. Die Böden bestehen dort aus Blechen, durch die von beiden Seiten Löcher gestanzt wurden. Das ist nicht übermäßig angenehm, aber auch nicht so schlimm. Bei Gitterrosten wäre das noch was anderes, aber diese Bleche hätte ich schon bewältigt. Ich durfte mir aber zumindest die angeschlossene Ausstellung ansehen und hatte dort Gelegenheit mit den Leuten über den Schuhzwang zu diskutieren. Ich konnte auch auf einem Bereich mit solchen Lochblechen demonstrieren, wie problemlos ich darauf herumlaufen kann, was offensichtlich beeindruckte. Darauf erklärte man mir, dass man eigentlich nichts dagegen hätte, wenn ich barfuß hoch wollte, nur das Landesamt für Bergbau in Cottbus verbietet das nun mal. Da könne man nichts machen.

War da dann vielleicht ein Schild an der Wand das das Barfusslaufen verbietet oder hat mann einfach gesagt es ist nicht erlaubt oder hat mann die Hausordnung vorgelegt wo das da drin war.

Mal sehen, ob ich da mal hinschreibe. Es würde mich interessieren, wer für Schäden aufkommt, wenn ich wegen erzwungenen Schuhetragens stolpere und mich verletze. Sollte das Betreten dort auf eigene Gefahr erfolgen, finde ich, müsste man jedem Besucher selbst die Entscheidung überlassen, wie er die Gefahr minimieren möchte. Leider vergas ich danach zu fragen.
Ob ich wohl eine Chance habe vom Landesamt für Bergbau eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen? Mal sehen. In diesem Fall würde ich dort jedenfalls bestimmt wieder hinfahren.

Vielleicht kannst Du denen ein Mail schicken und nachfragen ob es wirklich ein Barfussverbot gibt.
Meistens gibt es in solcher Sachen keines und sagt das Personal das nur weil sie nicht hinterher Probleme haben wollen falls jemand sich verletzt.

Gruessen,

Kees

Rückfahrt aus Sachsen

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 12.05.2006, 18:39 (vor 6708 Tagen) @ Kees (NL)

Hallo Kees

War da dann vielleicht ein Schild an der Wand das das Barfusslaufen verbietet oder hat mann einfach gesagt es ist nicht erlaubt oder hat mann die Hausordnung vorgelegt wo das da drin war.

Nach einem Schild oder der Hausordnung habe ich gar nicht gesucht. Aber Du hast Recht, ich hätte danach fragen sollen.

Ob ich wohl eine Chance habe vom Landesamt für Bergbau eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen? Mal sehen. In diesem Fall würde ich dort jedenfalls bestimmt wieder hinfahren.

Vielleicht kannst Du denen ein Mail schicken und nachfragen ob es wirklich ein Barfussverbot gibt.

Das wird es wohl geben, wenn man feste Schuhe tragen soll. :-)

Meistens gibt es in solcher Sachen keines und sagt das Personal das nur weil sie nicht hinterher Probleme haben wollen falls jemand sich verletzt.

Das Personal war sehr freundlich und konnte sich auch von meinen Fähigkeiten problemlos über diese Lochbleche zu laufen überzeugen. Man hätte mich danach auch mitgehen lassen wollen, betonte aber auch, dass man es nicht dürfe.

Viele Grüße

Ulrich

Nicht nur in Döbeln

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Friday, 12.05.2006, 06:15 (vor 6709 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

wieder mal ein interessanter Bericht!

"Ich wollte noch nach Döbeln, wo demnächst ein neuer Straßenbahnbetrieb entstehen soll. Nach Saarbrücken und Oberhausen wird damit Döbeln wohl die dritte deutsche Stadt werden, die eine einst stillgelegte Straßenbahn wieder in Betrieb nehmen will. Allerdings wird man die Strecke nicht elektrifizieren, sondern wie damals mit Pferden bereiben!
Für Straßenbahnfans: http://www.doebelner-pferdebahn.de/
Ein Großteil der Gleisanlage liegt bereits."

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten erlebt die Straßenbahn ihre Renaissance. Etwa in Frankreich. Zu Gesicht bekommen habe ich bisher nur die in Straßburg. In Mülhausen wird eine neue Straßenbahn eingeweiht, und das soll auch gefeiert werden:

http://translate.google.com/translate?hl=de&sl=fr&u=http://www.tram-train.net/&prev=/search%3Fq%3Dmulhouse%2Btram%2B%26hl%3Dde%26lr%3D

Sicher werde ich früher oder später auch mal die eine oder andere Trambahn außerhalb der Schweiz oder Deutschland barfuß benutzen.

"Am Obermarkt (Anm: in Döbeln) liegen sogar noch die alten Pferdebahnschienen, die zuletzt in den 20er Jahren befahren wurden. Stellenweise wird die Bahn auch durch eine höchstens fünf Meter breite Straße führen. Ich bin schon sehr gespannt darauf."

Und ich auf Deinen Bericht, wenn Du sie barfuß benutzt hast. Ich hoffe ja nicht, daß diese Bahn nur für Fahrgäste mit Sicherheitsschuhen zugelassen wird, behufs Vermeidung von Verletzungen durch ausschlagende Pferde.

"Die F60 bei Lichterfeld
Ein Besuch dieser Anlage ist allerdings nur mit "festem Schuhwerk" gestattet. Barfuß lies man mich dort nicht hochgehen. Die Böden bestehen dort aus Blechen, durch die von beiden Seiten Löcher gestanzt wurden. Das ist nicht übermäßig angenehm, aber auch nicht so schlimm. Bei Gitterrosten wäre das noch was anderes, aber diese Bleche hätte ich schon bewältigt. Ich durfte mir aber zumindest die angeschlossene Ausstellung ansehen und hatte dort Gelegenheit mit den Leuten über den Schuhzwang zu diskutieren. Ich konnte auch auf einem Bereich mit solchen Lochblechen demonstrieren, wie problemlos ich darauf herumlaufen kann, was offensichtlich beeindruckte. Darauf erklärte man mir, dass man eigentlich nichts dagegen hätte, wenn ich barfuß hoch wollte, nur das Landesamt für Bergbau in Cottbus verbietet das nun mal. Da könne man nichts machen."

Kann ein Landesamt so etwas vorschreiben? Eventuell kann (und wird) es den Bergarbeitern Sicherheitsschuhe bei der Arbeit vorschreiben. Ich kann mir auch den Fall vorstellen, daß auch Besucher Sicherheitschuhe tragen müssen, diese müßten dann vom Betreiber am Eingang zur Verfügung gestellt werde. Wurden auch Leute mit Flipflops, Sandalen, Turnschuhen usw. abgewiesen oder nur Du als Nichtschuhträger?

Viele Grüße
Michael aus Zofingen

Nicht nur in Döbeln

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 12.05.2006, 18:29 (vor 6708 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

wieder mal ein interessanter Bericht!

Danke!

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten erlebt die Straßenbahn ihre Renaissance. Etwa in Frankreich.

Stimmt. Auch in den USA, Großbritannien, der Türkei und anderen Ländern entstehen immer wieder neue Straßenbahnbetriebe. Deutschland liegt da schon ein wenig zurück. Bei uns werden solche Projekte fast immer zerredet, wie etwa in Hamburg, Kiel, Aachen, Hanau, Erlangen, Wiesbaden.

Zu Gesicht bekommen habe ich bisher nur die in Straßburg. In Mülhausen wird eine neue Straßenbahn eingeweiht, und das soll auch gefeiert werden:

Wirst Du an der Eröffnung teilnehmen? Natürlich um sie auf ihre Barfußfreundlichkeit zu testen, um nicht allzu OT zu werden. :-)

Sicher werde ich früher oder später auch mal die eine oder andere Trambahn außerhalb der Schweiz oder Deutschland barfuß benutzen.

Dabei wünsche ich Dir viel Vergnügen.

Und ich auf Deinen Bericht, wenn Du sie barfuß benutzt hast. Ich hoffe ja nicht, daß diese Bahn nur für Fahrgäste mit Sicherheitsschuhen zugelassen wird, behufs Vermeidung von Verletzungen durch ausschlagende Pferde.

Das glaube ich kaum. Nach meiner Erfahrung mit Pferdebahnen gibt es da keine Probleme. Man kann auch bequem barfuß neben einer Pferdebahn herlaufen, wie ich es in Potsdam mal gemacht habe. Der Bericht dazu war hier: index.php?id=994247589

"Die F60 bei Lichterfeld
Ein Besuch dieser Anlage ist allerdings nur mit "festem Schuhwerk" gestattet. Barfuß lies man mich dort nicht hochgehen. Die Böden bestehen dort aus Blechen, durch die von beiden Seiten Löcher gestanzt wurden. Das ist nicht übermäßig angenehm, aber auch nicht so schlimm. Bei Gitterrosten wäre das noch was anderes, aber diese Bleche hätte ich schon bewältigt. Ich durfte mir aber zumindest die angeschlossene Ausstellung ansehen und hatte dort Gelegenheit mit den Leuten über den Schuhzwang zu diskutieren. Ich konnte auch auf einem Bereich mit solchen Lochblechen demonstrieren, wie problemlos ich darauf herumlaufen kann, was offensichtlich beeindruckte. Darauf erklärte man mir, dass man eigentlich nichts dagegen hätte, wenn ich barfuß hoch wollte, nur das Landesamt für Bergbau in Cottbus verbietet das nun mal. Da könne man nichts machen."

Kann ein Landesamt so etwas vorschreiben?

Weiß ich nicht.

Eventuell kann (und wird) es den Bergarbeitern Sicherheitsschuhe bei der Arbeit vorschreiben.

Dort wird aber gar kein Bergbau mehr betrieben.

Ich kann mir auch den Fall vorstellen, daß auch Besucher Sicherheitschuhe tragen müssen, diese müßten dann vom Betreiber am Eingang zur Verfügung gestellt werde. Wurden auch Leute mit Flipflops, Sandalen, Turnschuhen usw. abgewiesen oder nur Du als Nichtschuhträger?

Das weiß ich auch nicht. Da ich bereits vorher wusste, dass man feste Schuhe tragen müsste, ging ich gleich davon aus, dass ich die F60 nicht besichtigen würde. Außerdem nahm ich an, dass dort um 18:00 geschlossen wird. Leider kam ich erst 10 min vorher dort an, so dass ich mich nur auf eine kurze Runde im Eilzugtempo durch die ausstellung einstellte. Dann fragte man mich zu meiner Überraschung am Eingang, ob ich noch an einer Führung teilnehmen wolle. Die Uhrzeit, die ich mir gemerkt hatte, war nämlich nur der Beginn der letzten Führung, die ich geradeso noch geschafft hätte, die anderen Besucher waren aber schon auf dem Gelände, wo auch jeder einen Helm bekommt, so dass ich sie nicht mehr sah.

Viele Grüße

Ulrich

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