[Literaturecke] Herr der Fliegen

Nach langer Zeit habe ich am Wochenende mal wieder "Herr der Fliegen" von William Golding gelesen. Okay, die Jungs sind auf einer Insel und es ist heiss. Dass sie nach und nach barfuß sind finden zumindest WIR logisch - man erfährt es im Buch eher nebenbei, auch dass trotz der Umstände einige Kinder Schuhe tragen.... . Die Barfüßigkeit ist natürlich nicht explizit Thema des Buches.

So oder so ist das ein absolut lesenswertes Buch. Gibts natürlich auch als Film.

Zum Inhalt (Text von amazon.de)
Nur eine Gruppe von sechs- bis zwölfjährigen englischen Schuljungen überlebt einen Flugzeugabsturz über dem Pazifik und findet sich auf einer paradiesisch anmutenden, unbewohnten Insel wieder. Schnell wird ihnen klar, daß sie sich organisieren müssen, um auf der Insel überleben und gerettet werden zu können. So wählen sie den charismatischen Ralph zu ihrem Anführer. Der sieht zusammen mit seinem klugen Gefährten Piggy im Bau von Schutzhütten und einem Signalfeuer die vordringlich zu erledigenden Aufgaben, wohingegen sein Rivale Jack einen Trupp von "Jägern" zur Schweinejagd um sich sammelt. Im Laufe der Zeit nehmen die irrealen Ängste der Kleinen auch zunehmend von den Großen Besitz; und als sie auf dem Berg der Insel ein vermeintliches Untier entdecken, artet die Schweinejagd zur Jagd nach diesem "Tier" aus und gipfelt in Mord.

Leseprobe:
Er sprang von der Terrasse herunter. Seine schwarzen Schuhe versanken tief im Sand, und die Hitze traf ihn wie ein Schlag. Er empfand mit einmal das Gewicht seiner Kleider, schleuderte ungestüm die Schuhe fort und zerrte die Strümpfe an den Gummibändern mit einem Ruck von den Füßen. [...] Er löste seinen Gürtel, streifte die kurze Hose und die Unterhose herunter und stand da, nackt, und den Blick auf den flimmernden Strand und das Wasser gerichtet. [...] und da er er schließlich nicht länger daran zweifeln konnte, dass es so etwas wie diese Insel gab, jauchzte er und machte einen Kopfstand. Geschmeidig fanden seine Füße wieder auf den Boden zurück [...] Piggy zog Schuhe und Strümpfe aus, legte sie sorgsam auf das Gestein und hielt prüfend eine Zehe ins Wasser.

[...]

Dann wandte er sich um und ging zielbewusst in den Wald hinein. Sein rauhes, schwarzes Wuschelhaar hing lang herunter und verbarg fast die niedrige, breite Stirn. Er trug eine zerrissene kurze Hose, und seine Füße waren nackt wie die Jacks. [...] Seine Füße drückten sich in dem weichen Boden ab.

[...]

Hoi bix,

ja, das ist schon ein wirklich gutes Buch und, soweit ich weiß, gehört es zur Standardliteratur englischer und amerikanischer Schulen. Unser Anglist Bernd (Wiesbaden) wird bestimmt eine ganze Menge dazu erzählen können.

Mich hast du gerade aber an "Zwei Jahre Ferien" von Jules Verne erinnert. Da geht es auch um eine Gruppe Schuljungen, die auf einer einsamen Insel in der Südsee stranden. Ich kann mich erinnern, dass ich das Buch als Heranwachsender mit großer Begeisterung gelesen habe. Jedoch ist mir mittlerweile entfallen, was genau alles geschah. Ich glaube aber, dass Verne nicht so sehr auf die gruppendynamischen Strukturen einging, wie Golding.

Lesende Grüße vom
JOE

PS. und wieder On-topic zu kommen: es gab natürlich mindestens eine Verfilmung, in der viele bare Füße zu sehen waren...

Lieber Joe!

Welche Verfilmung meinst du? Die vom 2Lord of the Flies" oder von "Deux annees de vacances"? Soviel ich weiß, wurden beide verfilmt. Zwei jahre Ferien habe ich zar gesehen, aber da war ich 12, und das ist verdammt lange her :-) )) Die Verfilmung vom Herr der Fliegen, die vor ein paar Jahren in den Kinos lief, habe ich nicht gesehen.

Der Hippie

Hi Bix,

ja, tolles Buch von William Golding. Eine nachdenklich stimmende Parabel auf die Unfähigkeit der Menschen, auch unter paradiesischen Zuständen in Frieden zusammen zu leben, ohne Fraktionen, Dogmen und Führertum entstehen zu lassen. Und nachdenklich macht, dass gerade ein Haufen "guterzogener" Seekadetten innerhalb kürzester Zeit seine Moral über Bord wirft.

Witzigerweise hat es erst vor ein paar Tagen meine jüngere Tochter gelesen, nachdem sie es in unserem Bücherfundus entdeckt hatte.

Alex Garland bediente sich für "The Beach" übrigens großzügig bei Golding, ebensowie die Macher der TV-Serie "Lost".

Es gibt zwei Verfilmungen:

[image]
Der Herr der Fliegen (Lord of the Flies), GB 1964, Regie Peter Brook.
Sehr nahe an der Literaturvorlage, manchmal fast unerträglich (zumindest für Eltern), mit anzusehen, was aus den "lieben Kleinen" wird.

[image]
Herr der Fliegen (Lord of the Flies), USA 1990, Regie Harry Hook.
Halt ein US-Film. Ziemlich freie Interpretation der Literaturvorlage, zum Beispiel stürzen die Jungs mit dem Flugzeug ab anstatt mit dem Schiff zu stranden. Auch findet man hier, es ist schließlich ein US-Film, keine nackten Kinder wie im Roman oder der Erstverfilmung. Und die Optik ist schon deutlich mehr "The Beach"-mäßig.

Viele Grüße,

Ralf

Hallo nochmal,

sorry, ein Fehler. Auch im Roman stürzen sie mit dem Flugzeug ab. Das habe ich wogl tatsächlich mit "zwei Jahre Ferien" durcheinander gebracht. Ist halt schon etliche Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe.

Zur Entschädigung gibts aber auch im Buch einen Fehler: Piggy ist kurzichtig. D. h. seine Brille lässt sich nicht als Brennglas verwenden. Im Buch, wie auch in den Filmen, nutzen die Jungen sie aber zum Feueranzünden ;-)

Golding hat für das Buch übrigens den Literatur-Nobelpreis bekommen.

Eine gute Zusammenfassung und Würdigung findet man bei Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Herr_der_Fliegen

Viele Grüße, Ralf

... musste das Buch in der Schule in englisch lesen. Irgendwie muß ich dadurch wohl eine Abneigung gehabt haben.

Ich glaube, ich lese es jetzt noch mal (auf deutsch).

michael_f

... musste das Buch in der Schule in englisch lesen. Irgendwie muß ich dadurch wohl eine Abneigung gehabt haben.

so ähnlich gehts mir auch. von woche zu woche immer 1 kapitel, und der englischlehrerin erzählen, was drinstand... die englischlehrerin war aber eine dumme kuh, die selber nicht ordentlich englisch konnte, und mit der wollte ich einfach nicht reden, egal über was.
daher hab ich das buch nur mit extremem widerwillen gelesen und mag es nach wie vor nicht - schuld ist die erwähnte englischlehrerin.

lehrer sollten aufpassen mit der lektüre, die sie ihren schülern aufbrummen - fast alles, was man in der schule lesen muß, noch dazu wenn es lang ist und in rationen aufgeteilt wird, so daß man ein bestimmtes stückchen bis zu einem bestimmten datum fertig gelesen haben muß, haßt man nachher.

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