Eine ausgedehnte Barfußwanderung am Dresdener Elbufer (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 20.04.2006, 08:19 (vor 6798 Tagen)

Sonnabend, 15.4.2006, früher Nachmittag auf einem "wilden" Parkplatz nahe dem Bahnhof Dresden-Neustadt: Der offizielle Teil des Barfußtreffens war vorbei. Ich holte mein Gepäck aus Timos Wagen, danach verabschiedete ich mich von Timo und Ulrich, die darauf in Richtung Berlin/Potsdam fuhren. Ich wanderte zurück in Richtung Elbufer, wo ich mich niederließ, um erst einmal etwas zu essen. Es war sonnig und angenehm warm. Vor mir floß die Elbe, am gegenüberliegenden Ufer erhob sich die turmgekrönte Silhouette der Dresdener Altstadt, ein prächtiges Bild! Auch wenn in den Elbanlagen etliche Menschen waren, so herrschte hier nicht annähernd das Gedränge wie in der Altstadt. Das war das einige, was mir bei dem Treffen weniger behagte: immer acht geben, daß im Gedränge kein Teilnehmer verloren geht. Selbstverständlich soll das keine Kritik an den Organisatoren sein!

In den Anlagen hatten einige Leute Schuhe und Socken ausgezogen und neben sich gestellt. Eine etwa 50-jährige Frau ging sogar den Weg entlang, ihre Sandalen in der Hand tragend. Das Wetter war so schön, daß ich weder sofort zurück in die Altstadt wollte, noch Straßenbahn fahren. Ich wollte barfuß über Gras wandern, und dazu bot sich Elbufer regelrecht an. Die Wiesen waren noch aufgeweicht, obwohl das Hochwasser schon deutlich tiefer stand. Es war wirklich angenehm, hier zu wandern. Mich störte es nicht, daß der Schlamm manchmal bis zu den Knien hochspritzte.

Plötzlich winkte ein Mann mir zu. Es war Johannes, der sich mit seinem Sohn und seiner jüngeren Tochter am Ufer aufhielt. Er hatte sich von den anderen Teilnehmern an der Kreuzkirche

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verabschiedet, hatte jedoch Dresden nicht auf dem schnellsten Weg verlassen. Von den jetzt noch anwesenden Mitgliedern in Johannes' Familie waren zu dem Zeitpunkt die Barfüßer in der Zweidrittel-Mehrheit, und zwar eindeutig zugunsten der Männer. Ich sagte ihm, daß ich noch bis mindestens zum Waldschlößchen dem Elbufer folgen werde.

Ich aber wanderte noch weiter, am Fuße nobler Villen in Richtung Osten Einige Treppen führten den Hang hoch, sie waren regelrecht mit Schlamm bedeckt. Einige benutzte ich, obwohl ich eigentlich nicht dort längs mußte, nur wegen des Schlamms. An einer anderen Stelle war ein Brett über einen verschlammten Weg nach oben verlegt. Ein Rentnerehepaar bewegte sich mühsam über das Brett, um ja keine dreckigen Schuhe zu bekommen. Ich kam ohne Schuhe neben dem Brett schneller voran. Der Mann sagte zu seiner Frau: "Schau mal, ein Moorbad!" Die meisten Leute allerdings lächelten, wenn sie mich über die Wiesen gehen sahen. Nur ein Kind sagte: "Der läuft ja barfuß!"

Gegen 18 Uhr erreichte ich das "Blaue Wunder", während sich auf der Schwebebahnstrecke gerade zwei Fahrzeuge begegneten.

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Ich überquerte die Elbbrücke, wobei ich selbstverständlich nicht das Trottoir aus Betonplatten, sondern das aus Holzbohlen benutzte. Mit der Straßenbahn ging es weiter, worauf ich nicht näher eingehen werde.

Nach Einbruch der Dunkelheit gönnte ich mir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt. Es war so warm, daß ich keine Jacke benötigte. Es gab auch relativ wenig Reaktionen von Leuten. Vor der Hofkirche brannte ein Feuer. Über die Neustädter Hauptstraße ging ich zum Albertplatz, wobei ich auch durch den Brunnen, der einen gewisse Ähnlichkeit mit dem Brunnen auf dem Berner Bundesplatz hat, watete. Bei der Gelegenheit verpaßte ich den "Elfer", der nächste würde erst in einer halben Stunde kommen. So benutzte ich den Gegenzug und fuhr zum Bahnhof Mitte, wodurch sich die Wartezeit auf 5 Minuten verkürzte.

Der "Elfer" in Richtung Mordgrundbrücke kam. Ich stieg ein, dort stand eine Kinderkarre mit einem Mädchen in der Bahn. Das Mädchen starrte auf meine Füße, dann sagte es: "Der hat aber dreckige Füße!". An meiner Haltestelle stieg ich aus und tastete mich in der Dunkelheit hoch zum "Hotel". Es war etwa Mitternacht. Im "Schuppen" breitete ich Plastikfolie und Schlafsack aus. Es folgte meine letzt Nacht in Dresden, die wärmste.

Fortsetzung folgt.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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