Reise ins Elbsandsteingebirge (1. Tag) (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 16.04.2006, 21:15 (vor 6734 Tagen)

Hallo

Schon seit vielen Wochen freute ich mich riesig auf diese Reise. In der Erwartung, dass man Mitte April schon ordentlich frühlingshaftes Wetter haben müsste, ging ich davon aus, endlich meine erste "echte" Barfußreise, also ohne Mitnahme irgendwelcher Schuhe, durchführen zu können. Da ich auf den letzten Reisen stets ohne Schuhe auskam, sah ich darin auch kein Problem. Angesichts des zweifelhaften Wetters und der nicht all zu hohen Temperaturen war ich dann aber doch sehr am Überlegen, ob ich mir nicht doch sicherheitshalber ein paar Sandalen einstecken sollte. Ich freute mich aber schon so lange darauf erstmals eine Reise ganz ohne Schuhe anzutreten, dass ich das wenn irgend möglich vermeiden wollte. Also ließ ich erstmals meine Schuhe zu Hause, was sich auch als richtig erwies.
Am Mittwochmorgen um 9:30 kam Timo aus Potsdam, der mich freundlicherweise in seinem Auto mitnahm. So konnten wir uns die Benzinkosten teilen, was die Reisekosten für uns beide deutlich absenkte.
Ich übernahm dann die Aufgabe ihn zu lotsen, was mir leider nicht überall gut genug gelang. Da wir uns verfuhren schafften wir es nicht pünktlich um 12:22 am Bahnhof in Lohmen zu sein, wo wir Michael aus Zofingen abholten. Wir verspäteten uns um etwa eine halbe Stunde, kamen dann zum Bahnhof, einem völlig heruntergekommenen Gelände, wo wir ihn auch gleich fanden. Und sofort mussten wir schmunzeln, denn er stand dort, wie man es ja fast schon von ihm kennt, in Begleitung der Polizei!
Offensichtlich hat dort ein "Spießer", wie Michael zu sagen pflegt, die Polizei wegen einer vermeintlich hilflosen Person in kurzen Hosen und T-Shirt alarmiert, die sich daraufhin um Michael zu kümmern hatte. Die Polizisten schienen sehr erleichtert, als sich durch unser Erscheinen seine Angaben als richtig erwiesen und sie nun keine Arbeit mehr mit ihm haben würden.
(Diejenigen, die Berichte über Polizeikontrollen nicht mehr lesen wollen, bitte ich um Entschuldigung, aber dieser Reisebericht wäre ohne diese Erwähnung nicht vollständig.)
Mit Michael zusammen fuhren wir dann zu unserem gebuchten Quartier in Lohmen. Meine Sorge, unsere Barfüssigkeit könnte dort zu Problemen führen, erwies sich als unnötig. Selbst das Erscheinungsbild eines gewissen Zofingers führte nur zu Erstaunen und Verwunderung, aber nicht zu Ablehnung. Mit ein paar erklärenden Worten, war das Thema schnell erledigt.
Johannes kam mit seinen Kindern erst etwa eine Stunde später, da er zu Hause nicht so schnell starten konnte, wie er geplant hatte.
Nachdem wir alle unser Gepäck in die jeweiligen Zimmer gebracht und etwas geplaudert hatten, brachen wir trotz recht kühler Witterung zu unserer Ersten Wanderung in der Sächsischen Schweiz auf. Wir fuhren durch sanftes Hügelland zum Parkplatz an der Bastei. Von Gebirge war bisher für niemanden von uns etwas zu sehen. Dann gingen wir ein Stückchen durch den Wald und entdeckten rechts von uns die ersten Abgründe. Ein Stück weiter erreichten wir dann auch links ein paar atemberaubende Aussichtspunkte, bevor wir die unschönen Betonbauten an der Bastei erreichten.
Natürlich gab es an diesem touristischen Höhepunkt der Sächsischen Schweiz trotz kühlen und windigen Wetters noch reichlich Personen, die sich über uns, insbesondere über Michael wunderten. Will man besonders deutlich auf seine Barfüssigkeit aufmerksam machen, kann man entweder eines großes Plakat "Ich bin barfuß" tragen oder man nimmt Michael aus Zofingen mit. Das kommt auf das gleiche hinaus. :-)

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Blick von der Basteiaussicht elbaufwärts

Großartige Aussichten auf die fast 200 m unter uns fließende Elbe boten trotz unangenehm kalten Windes unvergessliche Eindrücke. Als besonders erstaunlich empfinde ich dabei immer wieder die Tatsache, dass man diese Stellen ohne nennenswerte Aufstiege erreicht, da sie sich auf dem Niveau der Umgebung befindet. Nur die Elbe mit ihren Seitentälern ist tief in diese Landschaft eingegraben.
Natürlich gab es immer wieder die Standardfragen. Nach kalten Füßen befragt meinte Johannes dann dass sie selbstverständlich kalt wären, Finger und Nase seien es ja auch und das wäre schließlich auch bei anderen Leuten völlig normal. Ein Nasenwärmer sähe ja auch komisch aus. Da ist es bei den Füßen auch nicht schlimm. Na ja, ich selbst versuche die Nase zwar schon immer warm zu haben, dazu trug ich auch bis zu drei Pullovern übereinander, während Michael im T-Shirt herumlief, aber wo Johannes Recht hat, hat er Recht.

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Basteibrücke

Wir gingen dann weiter über die Basteibrücke, überquerten diese und stiegen auf angenehmem Sandsteinpflaster zum Kurort Rathen hinab.

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Der weitgehend autofreie Kurort Rathen

Dort wollten wir etwas essen, was sich als schwierig erwies, da man im Restaurant Rosengarten, dessen Speisekarte uns durchaus zusagte, noch Hochwasserschäden beseitigen musste. Es blieb nur ein kleiner benachbarter Imbiss, dessen Auswahl nicht überzeugen konnte. Dennoch stillten wir unseren Hunger und wärmten uns auf.

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Elbufer mit ehemaligen Steinbrüchen bei Rathen

Anschließend ging es weiter unterhalb der Bastei entlang an ehemaligen Steinbrüchen vorbei auf einem wenig begangenen Fußweg oberhalb des Elbuferwegs auf Waldboden und Sand an ein paar Hütten vorbei zum Aufstieg im Griesgrund. Ein recht naturbelassener Weg führte uns dort über zahlreiche Stufen aus Holz, Baumwurzeln und Sandsteinblöcken sowie über Wald- und Sandboden wieder nach oben zum Steinernen Tisch.

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Steinerner Tisch

Hier bewirtete 1710 der Kurfürst von Sachsen seine Jagdgesellschaft. Über den sogenannten Fremdenweg erreichten wir dann bald wieder unsere Autos und fuhren wieder nach Lohmen zurück.
Nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt war auch das Abendessen gesichert, das wir im Gemeinschaftsraum des Hauses, wo Johannes mit Familie und Timo untergebracht waren, aßen. Michael und ich wohnten im Nachbarhaus.

Fortsetzung folgt ...

Siehe da, wo ich heute auch war :-)

malo, Stammposter, Sunday, 16.04.2006, 22:49 (vor 6734 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

schön zu lesen!
Meine Anwesenheit gestern und heute in Stadt Wehlen! (gleich bei Lohmen...) war nicht barfüßiger Art.
Da ich eine Woche in Oberschlesien (Katowice) war, einen Tag in Mähren und Böhmen, und schließlich Freitags gegen 16 Uhr von Praha herauf via Kralupy n V, Lovosice und Usti n L, endlich Decin erreichte, und zu gleichem Zeitpunkt die lieben Eltern am Handy anriefen, wo ich denn stecke (sie hatten 40.Hochzeitstag, Ausflug Elbsandstein...), bot es sich an, via Hrensko/Schmilka nach D auszureisen. Und nicht wie gewohnt, von Decin links weg durchs Egertal gen Oberfranken. 10 Minuten nur mußten meine Erzeuger auf mich warten, bis man sich glücklch in die Arme schließen konnte. Und das, wo ich nun in der einen Woche 2200 km per PKW eher ohne Zeitplan unterwegs war ;-) So wurde das Quartier in Stadt Wehlen bezogen. Abends noch ein feiner Essensgang im Hotel und ein Spaziergang am Elbufer. Zum barfuß herum matschen hätte es genug Gelegenheiten gegeben. Lag doch noch der völlig plastikflaschenverseuchte Dreck an den Ufern... Barfuß da rein hatte ich keine Lust. Heute früh verließ ich die gastliche Bleibe. Die Eltern nahm ich via Lohmen! ;-) bis nach Zuschendorf (hinter Pirna) mit...

Ach ja, für all die Verfechter der Plastik/PET-Flaschen: diese Seuche (wie Vogelgrippe) kommt nun immer mehr mit jedem neuen Elbehochwasser zu uns nach Deutschland hinein. Ob Wegwerfmentalität, oder nicht, die Tschechen sind halt achtloser damit... Ohne Pfand? Pffff........
Frage: wie wollt ihr jemals all die vielleicht schon Millionen! eingeschwemmten Flaschen in der Elblandschaft jemals wieder los werden??? Es ist die Seuche des PET! Besonders krass wird es dann in allen GUS-Staaten damit. In der Ukraine sah ich das schon 1996, was es anrichtet. Glasflaschen gab es früher im Ostblock ausschließlich. Darauf war Pfand. Und das war wertvoll! So lag so gut wie nirgends eine leere Pulle herum. Nichts wurde achtlos weg geworfen und zerbrochen. Aber nun? Freuet euch der bunten Plage, die nun bald bis Hamburg vorgedrungen sein wird! Reinigt, reinigt, reinigt... macht Frühjahrsputz mit dem örtlichen Naturschutzverein. Ich könnte mich schlapp lachen darüber. Das wird erst wieder besser, wenn oben (Böhmen) nix mehr rein geworfen wird, und nachfolgende Hochwässer mit der Selbstreinigung über Jahre! den Mist gen Nordsee hinaus verfrachtet haben. Die "paar" Plastiktüten in den Bäumen werden mit der Zeit durch die UV-Strahlung schon brüchig und verschwinden. Dennoch sieht die Flußlandschaft jetzt gar gräßlichst aus. Daher lieber Glasflaschen mit exorbitant hohem Pfand (1 Euro mindestens). Früher ging das auch. Warum heute nicht ebenso? Werfe ich achtlos einen Euro weg?

Reise ins Elbsandsteingebirge (1. Tag)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 18.04.2006, 10:48 (vor 6732 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

vielen Dank für die gelungenen Beiträge über unsere Unternehmungen im Elbsandsteingebirge.

Vielen Dank auch für die Organisation. Es waren wirklich schöne Tage, die ich nicht vergessen werde. Der gleiche Dank gilt natürlich auch Timo, der uns heil überall hingefahren hat. Aber auch die Anwesenheit von Johannes und seinen Kindern war eine Bereicherung für die Unternehmung.

Eigentlich gibt es zu Deinen Beiträgen nicht mehr allzu viel zuzufügen. Höchstens dieses: Während der Polizeikontrolle am vergammelten Bahnhof von Lohmen trug ich immerhin eine Sommerjacke, es war doch windig und es fielen ein paar Tropfen. Auf die Jacke verzichten konnte ich außerhalb von Gebäuden und Fahrzeugen an diesem Tag gar nicht, am nächsten erst im Laufe der Besteigung des Liliensteins, am darauffolgenden nach Besteigen der Straßenbahn und am letzten "offiziellen" Tag ganz.

Für Forumsteilnehmer, die meine Erzählungen für teilweise erfunden halten (etwa aufgrund falscher Linienangaben bei Straßenbahnen): Wenigstens eine Polizeikontrolle geschah unter Zeugen!

Über Ereignisse vor und nach dem offiziellem Teil werde ich noch gesondert berichten.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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