Von Werneuchen nach Strausberg (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo
Gestern fand nun endlich die lang ersehnte zweite Etappe unserer barfüßigen Berlinumrundung statt. Strahlender Sonnenschein bei einer Höchsttemperatur von 15°C und trockenen Wegen ließen unseren Ausflug zu einem vollen Genuss werden.
Am Freitag Abend bekam ich allerdings noch einen Riesenschreck, als ich sicherheitshalber die Fahrzeiten von S-Bahn und Regionalbahn unter www.vbbonline.de überprüfte und feststellen musste, dass die vor etwa zwei Wochen erhaltene Fahrplanauskunft nicht mehr stimmte! Wegen Bauarbeiten wurde der S-Bahn-Verkehr zwischen Ostkreuz und Bln.-Lichtenberg, also genau dort, wo wir entlang fahren wollten, unterbrochen. Dadurch wurde eine Fahrt mit der U-Bahn nach Lichtenberg nötig, was länger dauert und bei planmäßiger Abfahrt uns den Zug nach Werneuchen verpassen lassen müsste. Man hätte also früher als geplant von zu Hause starten müssen. Da ich nicht jeden erreichen konnte, einigte ich mich mit Johannes darauf, die Wanderung um eine Stunde zu verschieben, letzten Endes haben aber alle rechtzeitig von diesem Problem erfahren und niemand musste lange warten.
Als ich am S-Bahnhof Messe-Süd, besser bekannt als Eichkamp, auf den Zug wartete, in dem Johannes fuhr, sprach mich ein Mann an: "Mensch Junge, barfuß! Du holst Dir doch den Tot." Ich sagte ihm, dass das gesund ist, da prophezeite er mir zumindest eine Erkältung.
In der S-Bahn traf ich dann auf Johannes, der alleine kam. Seine Kinder konnten sich dieses mal erfolgreich vor der Wanderung drücken. Am Bahnhof Alexanderplatz sahen wir uns noch ein wenig um gingen dann zur U5 hinunter. Unsere Blicke suchten noch ein wenig nach Timo, aber er war nicht zu sehen. In Lichtenberg gingen wir dann nach oben und auf Gleis 20 stand auch schon ein leuchtend gelber Zug der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft, der uns nach Werneuchen fahren sollte. Darin saß auch schon Timo, unser Freund aus Potsdam, der wohl eine U-Bahn früher bekam. Wir hatten ihn gerade begrüßt, als wir das Patschen nackter Kinderfüße hörten. Die 2½ Jahre alte Tochter von Tanja hatte es gefunden, und ihre Eltern kamen hinterher. Auch sie waren bereits im Zug.
Zweifellos wird auch Katarina, Tanjas Tochter, mal eine begeisterte Barfüßerin werden. Schon jetzt zieht sie sich bei jeder Gelegenheit ihre Schuhe aus. Barfuß im Zug ist für sie kein Problem.
Am Bahnhof Werneuchen begannen wir dann unsere 20 km langen Wanderung. Zunächst ging es nur langsam voran, da ein so kleines Kind wie Tanjas Tochter nicht so schnell kann, aber dann kam sie in eine Tragevorrichtung (Ich weiß jetzt nicht wie das genau heißt) und wurde die restlichen 19½ km getragen. Eine beachtliche Leistung ein solches Gewicht so weit zu schleppen.
In Werneuchen störte noch ein wenig der Splitt, der seit den winterlichen Streuaktionen dort immer noch liegt. Nachdem wir die Altstadt durchquert hatten fanden sich aber meist angenehmere Grünstreifen neben der Straße, auf denen man aber gelegentlich auch auf Scherben achten musste. Die Bebauung zog sich lange hin, bis wir endlich den herrlich sandigen Feldweg nach Wesendahl erreichten. Fünf befreite Fußpaare konnten nun Sonne und Sand genießen. Hinzu kommen allerdings noch die vier ebenfalls schuhlosen Pfoten von Tanjas Hund Rufus.
In Wesendahl kam ein großer LKW aus einer Einfahrt heraus. Wir warteten und wollten ihn vorlassen, aber er winkte und ließ uns gehen. Ob er das wohl tat, um sich genau zu vergewissern, ob wir wirklich barfuß sind?
Ansonsten ist Wesendahl eher unspektakulär. Wir durchquerten den Ort und folgten der Straße hinunter in den Gamengrund zur Wesendahler Mühle.
Nun ging es durch einen sonnendurchfluteten noch kahlen Laubwald am Fängersee entlang. Mehrere Wanderer kamen uns nun entgegen, deren Blicke doch immer wieder auf unsere Füße fielen. Warum nur? Irgendwo sprachen wir dann Leute an, ob sie nicht mal ein Gruppenfoto von uns machen können. Von denen prophezeite uns eine Frau die schlimmsten Krankheiten, andere schienen uns aber eher zu bewundern. Zumindest war aber klar, welche Körperteile besonders wichtig auf dem Foto wären.
Weiter ging es dann an der Spitzmühle vorbei und am Bötzsee entlang. Hier machte Johannes sogar ein paar Schritte im Wasser, das aber doch noch ganz schon kalt war. Ein Stück weiter entdeckten wir sogar letzte Eisreste auf dem See.
Zu Beginn einer Schrebergartenkolonie verließen wir dann des Seeufer und folgten einem Weg an den Schrebergärten entlang, der letztes Jahr noch wunderbar sandig, nun aber mit reichlich Schotter "ausgebessert" war.
Nach einer kleinen Rast folgten wir dann ein Stück dem Mühlenfließ und anschließend dem wunderbar sandigen Forstweg nach Eggersdorf. Dort folgten wir nach links der Straße in Richtung Strausberg. Teilweise gab es dort einen Seitenstreifen aus herrlichstem weichen Moos. Wir erreichten schließlich die Straßenbahnstrecke der Strausberger Eisenbahn an der Haltestelle Landhaus und folgten dem Gleis bis Strausberg, Bahnhof.
Der Gleiskörper war, wie es sich für eine Eisenbahn gehört, ordentlich eingeschottert. Auf den Schwellen ließ es sich aber vorzüglich laufen, da auch ihr Abstand genau richtig war. Der parallele Sandweg ergab aber auch eine gute Alternative. Auch ein Foto einer entgegenkommenden Straßenbahn wurde mir ermöglicht.
Unsere S-Bahn stand dann im Bahnhof bereit. Nach Fahrkartenkauf und etwas Wartezeit fuhr sie schließlich los, natürlich nur bis Lichtenberg, wegen der Bauarbeiten. Wir beschlossen aber nicht erst in Lichtenberg, sondern bereits am Bahnhof Wuhletal zur U5 umzusteigen, da sie dort am gleichen Bahnsteig wie die S-Bahn hält. Mir fiel auf, dass sich der Bahnsteig dort deutlich kühler, als der Fußboden in der S-Bahn anfühlte. Das Bahnsteigdach machte hier viel Schatten, während in Strausberg keines vorhanden ist. In der U-Bahn war der Wagenboden wieder deutlich wärmer.
Am Bahnhof Frankfurter Allee verabschiedeten wir uns dann von Tanja und Rolf, ihrem Freund, die ab hier über die Ringbahn der S-Bahn weiterfuhren.
Am Alexanderplatz verabschiedeten wir uns noch von Timo, der zur Regionalbahn nach Potsdam ging, während ich mit Johannes noch ein wenig plauderte, bevor er sich entschied, dass es mit der Regionalbahn nach Spandau wohl schneller ginge, als mit der S-Bahn nach Spandau, die ich nahm, um wieder nach Eichkamp zu meinem Auto zu kommen.
Ein wunderbarer Tag ging zu Ende. Mein Dank gilt allen Teilnehmern dieser Wanderung, da es alleine nicht halb so schön gewesen wäre.
Viele Grüße
Ulrich