Barfuß diagonal durch Basel (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 18.3.2006, ca. 12.30 Uhr: Ich hatte bereits eine barfüßige Wanderung von Basel, Bahnhof SBB über Weil am Rhein und Riehen nach Birsfelden hinter mir, nun hatte gerade den dortigen Barfußpark beim Kraftwerk erreicht. Selbstverständlich drehte ich hier noch eine Runde, kostet ja nichts. Ich kam an der Birskopfwiese vorbei, das Thermometer zeigte +4°C.
Bis zur Wettsteinbrücke folgte ich dem Uferweg auf Großbasler Seite. Auf der Treppe zur Brücke wimmelte es wie üblich von Scherben, aber Spritzen lagen nicht dort. Erst ging ich vorsichtig hoch. Als ich jedoch ein "merkwürdiges Tramgeräusch" hörte, fing ich an zu rennen. Ich hatte mich nicht getäuscht. Eine historische Straßenbahn überquerte die Brücke. Auf Kleinbasler Seite stieg ich jedoch wieder hinunter, um nahe der Münsterfähre in der Sonne (aber leider nicht ganz windgeschützt) eine Pause zu machen. Der Fährmann trug übrigens Schuhe. Ich wanderte weiter rheinabwärts, vergleichsweise wenig erstaunte Blicke hier. Eine Frau fragte mich: "Sie laufen ja barfuß, ist das gesund?" Ich bejahte. "Sie wünschte mir noch einen guten Tag.
Ich überquerte die Dreirosenbrücke, während abermals ein historisches Tram den Rhein überquerte. Die Fahrgäste blickten in meine Richtung auf den Boden. Wegen Baustellen war es etwas mühsam, zum Kannenfeldpark zu gelangen. Hier genoß ich es, barfuß über den Rasen zu wandern, auch einige wenige Schneeflächen ließ ich nicht aus. Einige Kinder blickten ziemlich erstaunt, aber keines kam auf die Idee, es mir nachzumachen.
Nun war ich im Revier des "Kommissär Hunkeler", einem vom Schriftsteller Hansjörg Schneider erfundenen eigenwilligen Polizeibeamten. Ich fand die Kantonalbank und den Baum, gegen den Hunkeler gekotzt hat, die Apotheke am Burgfelderplatz, das (offensichtlich geschlossen) Billardcenter, und das "Milchhüsli". Wie im Krimi fuhr auch hier der "Dreier". Und auch hier ein Polizeifahrzeug. Zwei Beamten kontrollierten gerade verdächtige Personen, sie trugen lange Hosen, Schuhe Mützen usw. Für mich schienen sich die Beamten überhaupt nicht zu interessieren. Ein Trost: Das Tragen von Schuhen und langen Hosen ist nicht einmal in der Schweiz ein Grund, von Polizeikontrollen verschont zu bleiben.
In der menschenvollen Altstadt fiel meine Barfüßigkeit recht wenig auf. Als ich gerade den nach einem früheren Kloster benannten Platz überquerte, hörte ich eine Stimme: "Ein Barfüßer auf dem Barfüßerplatz." Via Heuwaage folgte ich erst den Gleisen des "Sechsers", um dann "querfeldein" das Trassee des "Zweiers" zu erreichen. Hier zwischen den Häuserschluchten was der Asphalt angenehm warm. Im Windschatten einiger Häuser wäre es warm genug gewesen, um die Jacke auszuziehen, zwischen den Häusern pfiff aber immer noch ein kalter Wind, also behielt ich die Jacke an. Mich reizte es nicht, mich zwischen den Wohnblocks in den Straßen Binningens zu sonnen. Einige Kinder spielten tatsächlich ohne Jacke. 2 Jungen spielten sogar in kurzen Hosen Fußball. Drei kleine Mädchen liefen hinter mir her, nachdem sie ihre Jacken übergezogen hatten: "Warum laufen Sie in der Unterhose?" "Das ist eine kurze Hose! Seit wann gibt es Unterhosen mit Taschen und Gürtel?" "Und warum laufen Sie barfuß?" "Weil das gesund ist!"
Ich wanderte nach Bottmingen, wo ich am Bahnhof die Gleise des "Zehners" überquerte. Einige Halbstarke am Kiosk lästerten über mich. Mittlerweile spürte ich meine Füße vom Wandern. Auch spürte ich ab und zu einen stechenden Schmerz, wenn ich über rauhen Asphalt ging. Ich suchte nach einem Glassplitter im Fuß, fand aber keinen. (Erst am nächsten Morgen konnte ich ihn identifizieren und ziehen).
Ich war froh, als ich wieder "Nichtasphalt" unter den Füßen spüren durfte. Die Wege der Anlage "Batterie" waren zwar stark gesplittet, aber der Rasen war angenehm. So kam ich in die Nähe der Haltestelle "Bruderholz", wo ich die Tramgleise überquerte. Eine Treppe hinunter war stark gesplittet, ebenso der Spazierweg durch die Wolfsschlucht, durch die auch die Straßenbahn fast schon bergbahnmäßig verkehrt. Es war enorm schmerzhaft auf dem Splitt. Es war für mich überhaupt kein Trost, daß auch gerade jetzt ein historisches Tram quietschend und kreischend die kurvenreiche Strecke hinab ins Tal zuckelte. Bei der Haltestelle Wolfsschlucht verließ ich diese im ungesplitteten Zustand reizvolle Ecke, aber auch die Quartiersstraßen waren reich gesplittet. Ich war froh, als ich den Margarethenpark erreichte. Endlich Rasen. Um ja nicht so schnell wieder auf Asphalt zu müssen, ging ich bewußt langsam hindurch.
Ich überlegte, ob ich auf dem kürzesten Weg zum Bahnhof gehen sollte oder nicht. Die Antwort fiel auf nein - zur Ärger derjenigen Forumsteilnehmern, die gehofft haben, daß dieser Beitrag der letzte des Basel-Abenteuers sein sollte.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen