Freie Zeit für freie Füße! (Hobby? Barfuß! 2)

Barpfotenbaer, Stammposter, Tuesday, 21.03.2006, 12:34 (vor 6828 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz,

....Ich arbeite derzeit 41 Stunden, fahre morgends und abends jeweils 1 3/4 Stunden mit Auto und Zug und fühle mich trotzdem mit unserem System unverschämt privilegiert, wenn man es so mit anderen Ländern vergleicht.

Ätsch, ich bin noch viel privilegierter, ich arbeite 32 Std. (Teilzeit) und radle gerade 15 min zur Arbeit. Ja, ich liebe meine Freizeit über alles, auch wenn ich dafür weniger verdiene! Gerne verzichte ich auf ein wenig Einkommen, das eh von der Steuer gefressen wird.

Seufz .... ich auch so machen will :-)) Aber keine Chance. Meine Frau schickt mich jeden Morgen unerbittlich zu sowas wie Arbeiten.

Arbeit kann sehr viel Spaß machen. Ich liebäugele schon lange mit der Selbständigkeit. Während des Studiums hatte ich schon eine Zeitlang ein Gewerbe angemeldet und selbständig gearbeitet. Das war Lebensqualität: Morgends bin ich zwar früh aufgestanden, aber auch nur vorübergehend aus Solidarität mit meiner Frau. Vormittags ging ich fast täglich barfuß in den Wald. Dafür war ich aber abends fleißig. Ich bin oft erst um 3 oder 4 Uhr nachts ins Bett gegangen und war dabei um Längen effizienter als heute. -- Es wäre Lebensqualität gewesen, wenn ich damit nicht meiner lieben Frau das Leben sehr schwer gemacht hätte. Es war der Grenzbereich, wo Lebensqualität an Egoismus stößt. Nicht geeignet um eine Familie zu gründen.
Trotzdem werde ich noch immer jeden Morgen, wenn ich mir die Schuhe zubinde, daran erinnert, daß ich mein Ideal noch lange nicht lebe.

Ich habe aber auch einen anderen Begriff von Arbeit. Arbeit ist nicht nur etwas, womit ich Geld verdiene, sondern auch etwas, womit ich mich einen erheblichen Teils meines Lebens beschäftige. Im Idealfall bekomme ich Geld dafür. Du hast Deinen bezahlten Arbeitsanteil auf 32 Stunden reduziert um die übrigen Zeit ehrenamtlich zu arbeiten. Aber wenn Dich am Ende Deines Lebens jemand fragt, was Du in den letzten Jahrzehnten so gearbeitet hast, so wirst Du in Deiner eigenen Bewertung bestimmt nicht mehr zwischen bezahlter und unbezahlter Leistung unterscheiden, sondern das nennen, worauf Du am meisten stolz bist. Bloß solch eine Arbeit kann man nicht nach der Zeitscheibe betreiben. Denn wer sagt Dir, daß Du zwischen 8 und 16 Uhr wirklich Lust dazu hast? Das ist jetzt provokativ, weil die Realität tatsächlich ein solches Denken nicht immer gestattet, leider auch bei mir nicht. Aber es gibt tatsächlich Leute, die das hinbekommen.


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