Barfuß im Konfettiregen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 13.03.2006, 14:06 (vor 6770 Tagen)

Samstag, 11.3.2006: Gegen 10.30 Uhr machte sich die Sonne am Himmel breit, vermutlich war es wohl "die Ruhe vor dem Sturm", oder zumindest vor dem Schnee. Da es mit ca. +5°C vielleicht für die Jahreszeit, nicht aber fürs Barfußlaufen zu kalt war, wanderte ich auch entsprechend los. Die Asphaltwege parallel zum Wiggerufer waren feucht, und meistens waren sie von einem Streifen aus feuchtem Gras oder Mutterboden begrenzt, bevor die Schneeflächen begannen. Ich wollte nur bis Reiden zur Post und dann wieder umkehren. Ich benötigte noch etwas Geld aus dem dortigen Automaten. Die meisten Leute, denen ich begegnete, grüßten freundlich. Erstaunt schienen nur einige Kinder zu sein.

Auf dem Rückweg machte ich eine Pause am Flußufer, hier war es sandig. Um dort hin zu kommen, mußte ich erst über Schnee. Der Fluß führte zwar noch relativ viel Wasser, aber längst nicht mehr so viel wie am Donnerstag. Leider verschwand die Sonne hinter Wolken und ab und zu fielen auch ein paar Schneeflocken. Sollte ich gleich nach Hause gehen? Oder sollte ich vorher noch ins Storchendorf Brittnau, wo ein verspäteter Fasnachtsumzug statt fand? Dieser Umzug hätte eigentlich den Sonntag zuvor statt finden sollen, wurde aber abgesagt wegen Schnee. Der zeitgleich geplante Umzug in Zofingen fand ja statt. Dadurch bot sich für mich (und natürlich auch für andere) die Möglichkeit, sowohl in Brittnau, als auch in Zofingen die Umzüge zu beobachten. Ich war sicher nicht der einzige, der das tat, wohl aber der einzige, der es barfuß tat.

Auch von diesem Umzug gibt es Bilder, allerdings nur off-topic:
http://www.wiggertal.ch/index.cfm?dom=1&rub=1104&prub=1084&srv=gal&pg=list&galId=9035&start=1

Um zum Startpunkt zu kommen, "mußte" ich einen Sportplatz überqueren, auf dem Schnee lag (oder einen Umweg von ca. 50 Metern über schneefreie Straßen in Kauf nehmen). Die Wagen standen schon bereit, während ich daran vorbei ging. Ich überholte einen älteren Mann, der mich fragte, ob ich Socken haben wollte. Ich lehnte ab. Kurze Zeit später sprach mich eine Frau in Tracht an, ob ich Holzschuhe benötigte. Ich lehnte ab. Sie sagte, ich müsse doch frieren, ich verneinte und meinte, daß barfuß laufen gesund sei. Mittlerweile hatte auch der ältere Mann die Stelle erreicht. Die Frau sprach ihn an: "Hast du so was schon gesehen? Er will partout keine Holzschuhe tragen!" Darauf der Mann: "Und Socken will er auch nicht!"

Auch andere Leute sprachen mich an, einer kannte mich auch. Ich erkannte ihn aufgrund seiner Maske nicht, nur an der Stimme. Es war ein kürzlich pensionierter Arbeitskollege. Dabei waren wir beide in einer Aufmachung auf der Fasnacht, in der wir am Arbeitsplatz nicht erscheinen würden, nur trug er halt mehr als üblich, ich weniger.

Der Zug setzte sich in Bewegung, am Anfang zwei Männer auf Pferden, bald danach auch "Fußballer". Daß deren Fußballhosen nicht wirklich löchrig war und die "Götz-Fläche" nur aufgeklebt, war wohl klar. Daß sie trotz der langen Strümpfe auch noch eine Nylonstrumpfhose trugen, ist doch ein Zeichen dafür, daß sie verweichlicht sind. Prompt wurden sie von Zuschauern gehänselt: "Ist es so kalt, daß ihr Nylons tragen müßt? Echte Fußballer machen das nicht. Schaut euch den an! Der hat nicht mal Schuhe!"

Von einem Wagen sprangen zwei maskierte Menschen, um mich zu ergreifen, auf den Wagen zu ziehen und mich auf einen Stuhl zu drücken. Einer gab mir ein Glas Wein, während ein anderer mir immer wieder Konfetti auf den Kopf schüttete. Bei der Gelegenheit muß ich sagen, daß er Wein nicht schlecht war, aber durch das darin schwimmende Konfetti nicht an Wert gewann. Immer wieder flößten sie mir neuen Wein ein. Allzu viel in so kurzer Zeit mag ich auch nicht. Irgendwann gelang mir der Absprung.

Ich beobachtete den Zug, bis er das andere Ende des Dorfes erreichte. Der mit Regen vermischte Schnee wurde stärker, also ging ich nach Hause. Unterwegs begegnete mir noch ein früherer Nachbar, der etwas erstaunt dreinblickte. Wegen meiner Barfüßigkeit? Oder wegen des Konfettis, das überall klebte? Ich bin davon überzeugt: Wenn ich nicht barfuß auf der Fasnacht gewesen wäre, sondern mit fetten Schuhen, langen Hosen, Handschuhen und Mütze, hätte man mich nicht derart mit Konfetti "eingekleidet". Zu Hause gab ich mir zwar Mühe, das Konfetti soweit wie möglich nicht durch die ganze Wohnung zu verteilen, aber ganz gelang mir das nicht. Aber soll ich, nur um weniger Arbeit bei der Reinigung meiner Wohnung zu haben, aufs Barfußlaufen beim Karneval verzichten? Nein!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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