Lieber Georg,

in einem Radiobeitrag zur neuen Rechtschreibung habe ich gehört, dass das bislang gültige Regelwerk in mehrfacher Hinsicht eine Änderung erfährt, und zwar in der Groß- und Kleinschreibung sowie in der Getrennt- und Zusammenschreibung. Die einzelnen Regeln werden lt. HR1 jedoch in diesen Stunden noch vom Ausschuss diskutiert, beschlossen wurde noch nichts. Die Beschlüsse des Gremiums werden dieser Tage bekannt gegeben.
So wie's aussieht, wird tatsächlich in Zukunft beides erlaubt sein: "barfuß laufen" und "barfußlaufen", ebenso "eng befreundet" (neu) wie auch "engbefreundet" (alt). Logisch - und im Sinne der bisherigen neuen Regelung - ist die Trennung von Adjektiv und Verb, aber die Schreibung hat sich in Deutschland partout nicht durchgesetzt. Sie stieß auf Widerstand. Mit "Wortakzent" hat das wenig zu tun, vielmehr handelt es sich hier um verblasste bzw. erhaltene Adjektive, die als mehr oder weniger untrennbar vom Partizip betrachtet werden.
Weiterhin erhalten bleibt jedoch aller Voraussicht nach die strikte Trennung oder Zusammenschreibung von Adjektiv und Verb, wenn Verwechslungsgefahr besteht:
"Um 23 Uhr werden unsere Gäste sicher gehen." -/-
"Wir fragen nach, denn wir wollen sichergehen."
oder
"Wir können heute die Sitzung blaumachen." -/-
"Wir können die Wand im Flur blau machen."

Es bleibt also weiterhin spannend. Hauptsache, der Ausschuss findet eine Regelung, die logisch nachvollziehbar ist und sowohl Kindern als auch Spätaussiedlern unsere Sprache so transparent wie möglich macht. Unklarheit schafft Frust.
Um nun wieder den Bogen zum Thema dieses Forums herzustellen: Entgegen der Regeln der deutschen Rechtschreibung liegt MEIN "Akzent", wenn ich barfuß laufe, bei nicht auf "laufen", sondern auf "barfuß".

Barfüßige Grüße
aus dem verschneiten Wiesbaden

BERND

Hallo zusammen,
in meiner Tageszeitung, der Kölnischen Rundschau, lese ich zum Thema Rechtschreibreform heute u. a.
Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen werden mit Verben zusammengeschrieben, wenn ein "einheitlicher Wortakzent" vorliegt, das heißt in der Regel: wenn der erste Wortbestandteil betont wird. Beispiele: "abhandenkommen", "abwärtsfahren", "hinzukommen", "querlesen". Fehlt der "einheitliche Akzent", dann wird getrennt geschrieben: "aufeinander achten", "rückwärts einparken". Ergebnis: Die ursprüngliche Reform ging nach formalen Kriterien vor und verlangte zum Beispiel immer die Abtrennung von "abwärts". Geht es nach den neuen Vorschlägen, zählt die Betonung.
Ich habe auch in der Vergangenheit barfußlaufen immer zusammengeschrieben und mir diesen (mir bekannten) Verstoß gegen die aktuellen Rechtschreibregeln erlaubt, aber in Zukunft ist das wieder korrekt, denn die Betonung zählt - und die liegt dann doch eindeutig auf der Tatsache, dass barfuß gelaufen wird beim Barfußlaufen.
Serfuß
Georg