Erstmals 2006: Den ganzen Tag ohne Schuhe (und fast den ganzen ohne Mütze) (Hobby? Barfuß! 2)

Leo @, Stammposter, Sunday, 19.02.2006, 11:17 (vor 6858 Tagen)

Hallo,

gestern lachte die Sonne bei leichtem Föhn vom Himmel, so dass ich die Einkaufsrunde mit dem Auto barfuß und draußen ohne Mütze absolvierte. Erstaunlicherweise gab es zwar einige erstaunte Blicke, aber außer ungläubigen Hinweisen von 2 Kindern an ihre Eltern keinerlei Kommentare, weder bei Aldi, noch bei Lidl (in Deutschland glücklicherweise ohne die ruppigen Security-Leute, die mich vor 2 Jahren in Frankreich noch barfuß - aber ohne Rucksack - einließen). An der Kasse gab es dann nur einen leicht genervten Seitenblick einer Mutter und eine Bermerkung zum Kind : "Das ist noch viel zu kalt!" - wahrscheinlich weil das Kind nach meinem Vorbild auch gern Barfußlaufen wollte. Im Sommer ist Barfußlaufen zumindest im ländlicheren Oberbayern akzeptiert, aber im Winter dann anscheinend doch nicht.

Zum ersten Mal war die total vereiste unterste Schneeschicht aufgetaut, so dass ich jetzt endlich das Kabel zum Tannenbaum auf der Wiese vor der Terrasse ausgraben und die Weihnachtsbeleuchtung abnehmen konnte: Barfuß in T-Shirt und Turnhose, ohne Jogginganzug-Oberteil und Mütze. Das machte mir Lust auf einen kleinen Barfuß-Spaziergang. Hier in Holzkirchen war aber noch alles entweder Schneematsch-bedeckt oder mit Splitt zugeschüttet, München erschien mir geeigneter.

Am Nachmittag hatte sich der Himmel zwar bedeckt, aber bei 8 Grad ging ich dann doch barfuß zum Bahnhof um nach München zu fahren. Ein älterer Mann, dem Dialekt nach zu urteilen Alteingesessener und nicht Zugereister wie ich, der mir entgegenkam meinte nur: "Das ist doch viel zu kalt, laufen Sie denn immer so?"

Die nächste Verbindung nach München war die BOB (Bayerische, hier nicht Berner, Oberlandbahn), die aus drei Zugteilen besteht, die in Holzkirchen zusammengekoppelt werden (d.h. 1. Teil mit 2./3.): Der erste kommt aus Bayrischzell und war brechend voll mit Skifahrern auf dem Heimweg. Ich bin daher kurzentschlossen nach hinten gerannt zu der Tür des aus Tegernsee kommenden Zugteils, an der der Schaffner stand und gerade abpfiff. Trotz meiner langen Hose ist ihm meine Barfüssigkeit bei meinem Spurt wohl aufgefallen: Er schaute ungläubig auf meine Füße: "Das gibt’s doch wohl gar nicht!" Dabei hat er mich im Sommer und Herbst schon oft barfuß gesehen.

In dem halbleeren 2. Zugteil ging es dann entspannt nach München. Der Bahnhof war recht sauber, was man leider von der kostenlosen Toilette zwischen S- und U-Bahn nicht behaupten konnte; ich benutzte dann auch fürs kleine Geschäft eine Kabine, die dann wie üblich wesentlich angenehmer war als der Pinkel-Rinne mit Urin-Lachen auf dem Boden.

Es war ziemlich voll und daher ging ich auf Schleichwegen nördlich der Fußgängerzonen-Rennstrecke Kaufinger-/Neuhauser Str. zum Marienplatz: Durch die Elisenhof-Passage zur Karlstr., ein kurzes Stück durch den Alten Botanischen Garten mit leider genauso nasskaltem Rasen wie am Donnerstag im Olympiapark. Immerhin war der Kies auf dem Wegen nicht noch mit Splitt angereichert worden - im Sommer ein anregender Reiz, jetzt die reinste Erholung für die Füße. Bei meinem Zickzackkurs durchs Kreuzviertel ging es dann aber über einen angenehm weichen, trockenen Rasen, vielleicht über einer warmen Tiefgarage? (Unter dem Rasen hinter meiner Terrasse ist die Tiefgarage unserer Wohnanlage, trotzdem liegt noch 20-30cm Schnee.)

An der Frauenkirche, dem Münchener Dom, kam mir die Domschweizer-Diskussion in den Sinn, und ich beschloß, die Münchner mal anzutesten. Es war gerade Gottesdienst, ich stand daher nur einige Zeit in der Nähe der Tür und ging dann wieder, um nicht zu stören - Domschweizer waren überhaupt nicht zu sehen. (In Sevilla nahmen bei der selben Situation entsetzt blickende Kurs auf mich, aber ich ging, bevor sie mich erreichten. Den Kölner Dom durfte ich vor ca. 2 Jahren unbeanstandet ausgiebig barfuß besichtigen, obwohl einigen Dom-Schweizern meine Barfüssigkeit aufgefallen war, aber die Einbahnregelung an den Türen wurde durchgesetzt und sie schickten mich weiter zur offiziellen Ausgangs-Tür.)

Hier in der Innenstadt war erfreulicherweise an vielen Stellen der Splitt schon entfernt worden, so dass das Barfußlaufen richtig Spaß machte. Kurz vor 18h war es mir dann am Kopf zu kalt und ich begab mich von da an bemützt zur S-Bahn. Auf dem Bahnsteig hatten sich einige Punker versammelt, von 2 Polizisten beobachtet, aber man redete recht freundlich miteinander. Außer einem erstaunten Blick kam mir gegenüber von den Polizisten aber nichts (lag es an meiner langen Hose, Mütze hatte ich auch wieder aus?), dafür die übliche Frage von einer Punkerin: "Ist Dir denn gar nicht kalt?" Ich antwortete ehrlich: "Hier unten überhaupt nicht!". Erst in der S-Bahn fiel mir dann leider eine noch passendere Antwort ein: "Aber wenn man natürlich das ganze Jahr in solch fetten Schuhen rumläuft wie ihr, is man für sowas natürlich zu verweichlicht!"

Ich besuchte noch einen Bekannten in München. Der Weg von und zur S-Bahn war genau so voll Split wie nachher der Rückweg vom Bahnhof Holzkirchen nach Hause. Insgesamt war der erste komplette Barfuß-Tag aber sehr schön gewesen - Schnee zum Säubern der Füße liegt ums Haus aber immer noch reichlich!

Gruß

Leo


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