Endlich mal wieder..............:-) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Andi,
während Du und manch andere bei PLUS-Graden barfuß umher ziehen kannst, ist mir in einem Perma-Winter seit Mitte November!!! so manch andere herrliche Unternehmung gelungen. Der Text unten wurde für was anderes verfasst. Aber so sind z.B. meine Wochenendtage derzeit. Und meine Ski-Langlauftour zu 9,2 km die Runde, konnte ich heute das 24. mal befahren. Einfach herrlich. Barfuß? Selbst für mich als gut trainierten B-läufer derzeit völliger Unsinn. Mal kurz raus in den Schnee. Aber sorry, was länger dauert, ist nicht machbar.
Der Text vom Sonntag:
Man kann ja als verrückt gelten. Andere liegen um diese Zeit an einem Sonntag morgen noch im Bett. Aber ich dagegen, als unternehmerischer Unruhegeist wollte es heute früh abermals wissen, was die Heimat zu bieten hat. Sonnenaufgänge gibt es überall auf der Welt. Auch der heute früh am Schneeberggipfel auf 1052 Meter Seehöhe war so einer. Dennoch: er war dort oben nur für mich!
6.30 Uhr schellte der Wecker. Ein Blick zum Thermometer: -17°C! Pfui, da wäre ich lieber in das Bett zurück gekrochen. Zumal der Ofen über Nacht mit nur zwei Briketts eher sparsam überschlagene Temperaturen in der Küche hielt. Nach Katzenwäsche und Minifrühstück war ich um 6.51 Uhr im Auto. Oh man, was war der Schnee eher wieder Styropor ähnlich! Das Zeug knerrzte und quietschte gar fürchterlichst. Nun ging es fix mit meiner gelben Karosse gen Parkplatz an der Schneebergstraße, gleich hinter der Egerquelle, oberhalb Weißenstadt. Also noch vor der Höhenklinik Bischofsgrün. Am Fahrverbotsschild stellte ich die Karre ab. Hier hatte es nur noch -13°C, trotz höherer Lage, von etwa 750 Meter über normal Null. Das Heimatdorf liegt auf ca. 600 Meter. So schloß ich daraus, das Inversionswetterlage herrschte. Im Sauseschritt brach ich nun vom Parkplatz um 7.11 Uhr zum Gipfel auf. Die ehemalige Militärstraße hoch zum Objekt am Gipfel, einst von US-Armee und Bundeswehr benutzt, wird heute nur noch deswegen unterhalten, weil am Turm selbst wenige Funkeinrichtungen privater Natur in Betrieb sind. Des weiteren wird seit geraumer Zeit das Areal "geschliffen", also sukzessive rückgebaut und renaturiert. Ein teures und schweres Unterfangen dort oben. So ist hier die Straße also stets frei befahrbar. Zwar heute mit eisigem Untergrund, aber offen. An der etwa 300 Meter im Wald befindlichen Absperrung stehen zwei PKW. Das ist Bergwachtpersonal. Denn die haben eine Hütte kurz unterhalb vom Gipfel. Und das sind jetzt die einzigen, regelmäßigen Nutzer der vorgehaltenen Straße. Ich komme nach recht kurzer Zeit ins schwitzen. Kein Wunder, es wird merklich weniger kühl. Und mein Tempo ist ob meines Skilanglauftrainings in den letzten sechs Wochen geradezu phänomenal. Ich laufe gegen die Zeit. Mit etwa 7.45 Uhr rechne ich mit dem Sonnenaufgang. Das ist mein Ziel und das will ich nicht verpassen! Mütze herunter, Handschuhe weg und Jacke auf. Weiter, nur voran in dieser sibirischen Region. Ето сибирск!
Ich passiere die Bergwachthütte. Nichts regt sich. Nur der Toyota-Jeep steht vor dem Haus. Nun ist das Gelände des ehemaligen Objektes erreicht. Fahl regt sich der monströse Turm in den Himmel. Der Schneepflug hatte hier allergrößte Mühe die weiße Pracht beiseite zu schaffen. Mit Sicherheit 150 Zentimeter Schnee! Wenn nicht gar über 180 cm!!! Leute, das ist wie am Brocken. Links zweigt der Weg zum Nußhardt ab. Gar wehmütige Erinnerungen an das vergangene Jahr werden wach. Schließlich war man hier sieben mal unterwegs. Sieben mal barfuß zu jeder Wanderung von über 12 Kilometern. Ich strebe dem hölzernem Aussichtsturm "Backöfele" hinzu. Dazu muß man quer durch das bereits renaturierte Gelände hindurch. Hier erkennt man gar gut diese dramatische Schneehöhe. Normal sehe ich mit meinen 1,80 Meter Größe zu den Wegweisern empor. Aber jetzt sind die Wegtafeln auf der Höhe meiner Unterschenkel... Selbst zu klein für Zwerge Also rauf auf den Felsen mit dem hölzernem Turm. Es faucht ein brachialer Ostwind. Die Treppen sind gefährlichst vereist, im Grunde ein Eiskanal ohne Halt. Rauf, nur rauf, denke ich. Am Horizont fängt es schon zum glimmen an. Man kann sich einigermaßen am Geländer hoch ziehen. Doch dort oben bläst mich dieser Wind fast um. UND: es hat wohl nur noch um ca. Null Grad!!! Blick nach Westen: Münchberg und Umgebung hat eine leichte Inversionsschicht. Grau liegt die Suppe da unten in ihrer Eiseskälte. Nur paradox ist aus dem Osten diese Wärme. Die Luft kommt aus Richtung Böhmen und Polen, wo es derzeit mit weit unter -20°C schauderlichst ist. Wir haben hier Föhn!
Jetzt kauere ich hinter der Brüstung, etwas geschützt vor dem Sturm. Und das Schauspiel beginnt um 7.43 Uhr. Langsam steigt die Sonne empor. Bis sie sich um 7.53 Uhr vom Horizont ablöst. Meine Fotoaufnahmen sind fertig. Nun erkunde ich das Gelände etwas, um ein paar Bilder von diesem Eisschrank mit den Türmen zu machen. Doch oh graus! Ca. 99% aller Bäume sind völlig kaputt. Alle Spitzen abgebrochen. Teils dicke Fichten in halber Höhe einfach abrasiert. Ein Chaos wie nach einem üblen Sturm. So zeigt sich alles ab dem Gipfel bis etwa 100 Meter unterhalb. Da gibt es Arbeit. Und wohl eine Mondlandschaft in weiterer Zukunft. So wird es nun der Harvester verarbeiten, bevor die Käfer anrücken. Einige Minuten betrachte ich noch diese Gegend. An so einem völlig mit Eis bepanzerten Ast muß ich noch unbedingt wackeln. Man ist ja neugierig. Uff, da hängen Zentner! an einem Ast alleine. Gut möglich, das über eine Tonne Eis und Schnee an einer großen Fichte dran sind. Der Maschendrahtzaun um das Gelände herum guggt nur wenige Zentimeter aus dem "Boden" heraus. Normal steht der zwei Meter hoch im Gelände. Zügigen Schrittes gehe ich ins Tal zurück. In der Bergwachthütte brennt inzwischen Licht. Die haben hier sicher traditionsgemäß die Nacht fett durchzecht...
Sicher ist eines: sollte der Winter noch etwas anhalten, komme ich hier garantiert noch einmal herauf. Nicht um des Sonnenaufganges willen. Einfach um das fast alpine Klima hier zu erleben.
Fast alle deutschen Mittelgebirge präsentieren sich derzeit so.
Für eine Barfußtour ist das hier aber absolut untauglich.
Gruß,
Markus