Ungestörte Barfußwanderung, dank WEF? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 30.01.2006, 09:04 (vor 6813 Tagen)

Sonntag, 29.1.2006: In Davos sollte das World Economic Forum (WEF) zu Ende gehen. Ob ich dafür oder dagegen bin, ist sicher kein Thema für dieses Forum. Sicher ist aber, daß es Leute gibt, die dagegen sind und manchmal sogar dieses mit Gewalt austragen wollen. Das hat zur Folge, daß die Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft ist und aus der gesamten Schweiz Hundertschaften von "Schrotern" nach Davos abgezogen werden. Und das ist gut so, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß die "Schroter" keine Zeit haben, den Barfüßern das Leben zur Hölle zu machen. Sollen sich doch die Spießer die Finger wund wählen!

Gegen 10.30 Uhr verließ ich meine Wohnung, natürlich barfuß. Ein Nachbar, der im selben Wohnblock wie ich wohnt, kam mir auf der Straße mit seiner Frau entgegen und grinste. Er gehört nicht zu denjenigen Leuten, die bei jedem Muckensäckeli die Polizei rufen. Ich "wagte" mich sogar durch die Zofinger Altstadt, und das am Sonntagmorgen. Aber die Kirche war ja schon vorbei und nirgendwo ein Ordnungshüter. An der Vogelvoliere kamen mir eine Mutter und ihre übergewichtige Tochter entgegen. Als die Tochter anfangs mich wegen einer niedrigen Mauer nur oberhalb der Knie bemerken konnte, sagte sie zur Mutter: "Schau mal, blutte Beine!" Und dann, als ich ganz zu sehen war: "Und barfuß!"

Über Küngoldingen wanderte ich durch ein Waldstück in Richtung Safenwil Teilweise Laub, teilweise Schotter. Der Boden war durchgefroren. Dann folgte ein schattiges Wegstück mit Eispanzer. Hier konnte ich ganz gut gehen, die Kälte machte mir nichts aus. Mir kamen nur wenige Leute entgegen, und keine böse Bemerkung. 2000 Euro gab es auch nicht zu gewinnen. Etwas mühsamer war aber der Abstieg in der Nähe der Sandsteinskulpturen. Teilweise war es glatt. Aber wenigstens konnte man hier in keine Schlucht stürzen. Ich stürzte gar nicht.

Als ich in Safenwil die Bahngleise unterquerte, fragten mich Jugendliche, ob es nicht zu kalt sei. Zum Barfußlaufen und zum Tragen von kurzen Hosen war es wirklich nicht zu kalt. Aber wenn man längere Zeit dem Ostwind ausgesetzt ist, dann spürte ich doch die Kälte durch die Jacke, unter der ich nur ein kurzärmeliges T-Shirt trug. Ich fand jedoch einen Platz im Wald, wo mich der Wind nicht erreichte, wohl aber die Sonne. Hier konnte ich meine Füße im herrlich trocknem Laub vergraben, mich auf einen Baumstamm setzen und etwas essen. Von einer wenig befahrenen Straße war ich durch einen Wall abgeschirmt. Niemand blickte in meine Richtung, und sicher hätte mich die Besatzung eines Polizeifahrzeugs nicht bemerkt, wenn sie zufällig vorbei gefahren wäre (ein unbehüteter bzw. unbemützter Kopf ist nicht einmal in der Schweiz ein Kapitalverbrechen, weitere "Blößen" hatte der Wall verdeckt).

Über Walterswil gelangte ich in ein weiteres Waldstück, teils Eiswege, teils Laubwege, danach ein Weg aus trocknem Gras. Nur selten kamen mir Leute entgegen, die meisten grüßten freundlich. Nur die Kinder machten große Glotzaugen. An einem Biotop schienen mich zwei Kinder nicht zu bemerken, so beschäftigt waren sie. Ein Mann mit Hut, vermutlich der Opa sprach: "Ein ganz harter, find ich gut!" Ich ging hoch nach Bad Lauterbach, um dann einer Straße mit glattem Asphalt nach Oftringen zu wandern. Als ich die Hauptstraße erreichte, kamen gerade von links zwei junge Frauen mit Kinderwagen und in Begleitung mit "lauffähigen" Kindern. Offensichtlich hatten sie alles mögliche erwartet, nur nicht einen Barfüßer. Eine Frau rief: "Hoppla!", während ein Mädchen fragte: "Will der baden?"

Ich erreichte Aarburg, wo sich etliche Leute in der Nähe der Aare aufhielten. Einige gingen sogar auf die Sand- bzw. Steinbänke, die dank Niedrigwasser frei lagen. Ich tat das auch. Obwohl es ca. 4°C war, der Wind hier nicht hinkam und auch die Sonne schien, war ich der einzige ohne Schuhe. Zwei Kinder rannten hinter mir her, um mich einzuholen, und dann auf meine nackten Füße zu starren. Wenn sie wirklich nur, das Verlangen gehabt hätten, nackte Füße zu sehen, dann hätten sie es auch ohne Hektik einfacher haben können - indem sie ihre eigenen Füße aus dem Schuhgefängnis befreit hätten. Aber auf die Idee kamen sie nicht.

Ich folgte der Aare bis zur Wiggermündung, um dann den Weg nach Zofingen einzuschlagen. Ich durchquerte die Altstadt und kam zum Bahnhof. Als ich die Treppe zur Unterführung hinunterschritt, glaubten auch Leute ihren Augen nicht. Ich habe schon häufiger beobachtet, das sich Leute häufiger über einen Barfüßer erschrecken, wenn er plötzlich aus einer Seitenstraße, von einer Treppe usw. kommt. Es war +2°C, als ich nach Hause kam. Nachbarn schienen nicht überrascht zu sein, als sie mich barfuß sahen. Nach 7,5 Stunden erreichte ich wieder meine Wohnung, wieder um eine Erfahrung reicher.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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