"1000 Stägli" barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 30.01.2006, 07:54 (vor 6813 Tagen)

Samstag, 28.1.2006: Was das Wetter anbelangt, so schien wohl alles verkehrt zu sein. Schneechaos im Tessin und in Norditalien, bittere Kälte in Osteuropa, ausgerechnet in Basel mit -8°C morgens die tiefste Temperatur in den Niederungen der Schweiz, +12°C in Altdorf dank Föhn. Wenn jemand noch gesagt hätte, daß es im Köln-Bonner Raum Eisregen gegeben hätte oder/und im Fichtelgebirge +30°C, ich hätte es geglaubt. Und wie sah es in Zofingen aus? Trocken, starker Ostwind, ausnahmsweise kein Nebel, Temperaturen am frühen Morgen knapp unter dem Gefrierpunkt.

Gegen 12 Uhr verließ ich meine Wohnung in der bei dieser Witterung für mich üblichen Aufmachung, wenn ich wandern möchte. Zufällig verließ auch gleichzeitig der Hauswart mit seiner Frau das Haus, er sprach - mehr zu seiner Frau als zu mir: "Ich mag gar nicht auf den Boden sehen!" Da er am Vormittag das Treppenhaus gefeudelt hatte, sagte ich: "Der Boden ist doch sauber genug. Und meine Mutter kommt nicht zum Kontrollieren!"

Ich wanderte über trocknen Asphalt in Richtung Strengelbach und mußte dann einen steilen Weg hinaufgehen. Leute, die dort wohnten, sagten: "Das ist aber ein ganz harter Siech!" Über Gländ wanderte ich in Richtung Rothrister Hallenbad. Unmittelbar danach kamen mir zwei Leute entgegen. Als ich an denen vorbei war, hörte ich sie sagen: "Dem hat man wohl im Hallenbad die Schuhe geklaut!" So außergewöhnlich ist das nicht. Mir sind zwei Fälle bekannt, daß Leuten während eines Hallenbadbesuches die Schuhe geklaut wurden, und kürzlich wurden der kleinen Tochter eines Arbeitskollegen mal die "normalen" Schuhe entwendet, während sie in der Eishalle Schlittschuhe lief (der Vater mußte sie hinterher zum Auto tragen). Ich frage mich, ob die Schuhe geklaut werden, weil Leute ihr Geld für wichtigere Dinger ausgeben wollen als für Schuhe. Oder wollen sie einfach nur Leute ärgern, weil sie Spaß daran haben, andere Leute zu beobachten, wie sie es bewerkstelligen, barfuß oder auf Socken das Hallenbad oder die Eishalle zu verlassen. Verständnis habe ich nicht dafür!

Über die Grütbrücke gelangte ich an den Ort, an dem früher das alte Ruppoldinger Wehr stand. Auf dem Weg dorthin überholte mich ein Autofahrer und hupte. Auch wenn ich durch die Heckscheibe den Fahrer nicht erkennen konnte, so glaubte ich aufgrund des Auto einen Arbeitskollegen in ihm zu erkennen. Über eine kurze Feinschotterpassage gelangte ich zum neuen Ruppoldinger Wehr, wo ich die Aare überquerte. Dank Niedrigwasser waren in der Nähe des Restaurants "Aareblick" etliche Sandflächen frei zugänglich, also tat ich es. Schließlich trug ich ja die besten "Schuhe", die man sich im feinen Sand vorstellen kann. Der Sand war zwar kalt, aber was soll's. Meine Füße kannten sehr wohl mal eine Abkühlung gebrauchen nach Wandern meist über Asphalt. Der Erdboden auf Feldern war hart gefroren, nicht matschig wie am Wochenende zuvor. Am anderen Aareufer sah ich einen Vater mit 2 dick vermummten Kindern entlang gehen. Sie starrten mich nur ungläubig an.

Ich wanderte weiter in Richtung Aarburg, bog dann aber in einen Feldweg ein. Er war recht schottrig, daher nahm ich dann den nächstbesten Laubweg. Da das Laub trocken und somit sehr angenehm war, ging ich bewußt langsam. Ich erreichte die Borntreppe ("1000 Stägli"), die ich hinanschritt. Die Leute, denen ich hier begegnete, blickten nicht erstaunt. Vielleicht glaubten sie, daß ich "nur" aus sportlichen Gründen die Treppe barfuß bewältige (andere trainieren hier ja auch, z.B. im Laufschritt). So kam ich oben an. Doch was war das? Hier lag doch tatsächlich Schnee, auf der Treppe lag keiner, da diese wegen der Südlage stärker der Sonne ausgesetzt war.

Der Wanderweg bestand aus festgetretenem Schnee (also eher Eis), ab und zu war eine Laubfläche. Hier kam ich erstaunlich gut voran. Da die Fläche nicht eben war, sondern gewisse Höhlungen aufwies, die häufig so dimensioniert waren, daß man mit Ballen oder Ferse einrasten konnte, bestand auch nicht die Gefahr, daß man ausrutschte, zumindest nicht auf einer Hochfläche. So kam ich zu der Stelle, wo ein steiler Wanderweg hinab nach Aarburg führte. Dieser Weg war total vereist. Mit Spezialschuhen oder/und anderen Hilfsmitteln wäre er vielleicht zu bewältigen gewesen. Aber barfuß? Selbst wenn die Bodentemperatur nicht das Problem sein sollte: Es ist sicher unangenehm, auf Eis auszurutschen und in die felsige Schlucht zu stürzen. Wenn ich mir was brechen sollte und nicht weiter kann, dann kann sogar ich erfrieren. Selbst wenn mir einer 2000 Euro oder Franken geboten hätte, ich hätte es nicht versucht.

Also weiter auf der Hochfläche. Ich gelangte zu einem Schotterweg, der jedoch mit einem Eispanzer überzogen war, daß er barfuß "ideal" begehbar war. auf diese Weise gelangte ich wieder zur Borntreppe. Da einige Stufen recht hoch waren, kam ich bergab nur langsamer voran. Man muß sich die Beschaffenheit der Borntreppe nicht so vorstellen wie die Treppe zur U-Bahn oder in einer Kirche. Vielmehr sind einzelne Holzbalken in den Fels gelassen, verfüllt mit Steinen. Ich war froh, als ich die gut 1000 Treppenstufen bewältigt hatte.

Zurück wanderte ich über Aarburg nach Zofingen. In beiden Städten gab es große Glotzaugen, dabei war es ja mit +2°C sicher nicht zu kalt zum Barfußlaufen. Aber die Menschen sind halt verweichlicht. Aber was soll's. Früher war ich ja auch nicht besser. Nach 6,5 Stunden erreichte ich wieder meine Wohnung, wieder um eine Erfahrung reicher.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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