Ein Beitrag zum schmunzeln! :-) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo, Andi,
es freut mich sehr, daß Dir mein Beitrag gefallen hat; Schmunzeln ist immer gut!
Oft genug mangelt es mir allerdings an der nötigen Schlagfertigkeit, obwohl ich dieses Forum, einschließlich Deiner gerne gelesenen Beiträge "in mich reinsauge",
doch dann tue ich einfach "was die Eiche tut, wenn ein Wildschwein sich an ihr kratzt".
Aber manchmal habe ich halt solche lichten Momente, wie auch beim letzten Halloween auf Burg Satzvey (in der Nordeifel, ein einziges großes Kostüm-und-Gruselfest ! ),
wo ich als mittelalterlicher Bettelmönch verkleidet der Meinung war, mich nun auch entsprechend "spirituell" verhalten zu müssen, wobei ich mich ganz köstlich amüsierte (und nicht nur ich).
Die Story will ich Dir nicht vorenthalten, hier ist sie:
Kaum auf dem Burggelände, ruckten trotz Dunkelheit und teils schummeriger Fackelbeleuchtung die ersten Köpfe herum.
Die unvermeidlichen Fragen nach den verlorenen Schuhen beantworte ich nacheinander wie folgt: - Ja, aber wenn Sie sie finden, dürfen Sie sie gerne behalten. - Ja, vor Jahren schon - Ja, und seitdem wette ich nie wieder -Lieber das Schuhwerk verlieren, als Seele und Verstand -Paßt auf, daß Ihr nichts verlieret, holde Jungfrau (brüllendes Gelächter von ihrer Clique).
Ein mittelalterlicher Lederwarenhändler meinte, ich bräuchte sicher gutes Schuhwerk. "Braucht die Sonne Feuer?" gab ich zurück. Bei einem gemütlichen Pläuschchen erklärte ich ihm, daß ich sehr häufig barfuß gehe, und mir weder die heutige feuchtkalte Witterung (4 Grad), noch die teils übel geschotterten Wege etwas anhaben könnten; außerdem gäbe es auf dem Gelände ja auch sehr angenehmes Kopfsteinpflaster, Wiesen und Waldwege; dagegen extrem selten Glasscherben (Da achtet der Burggraf schon drauf, denn hier laufen bei etwas wärmerem Wetter sehr viele Besucher und bei den mittelalterlichen Events Mitwirkende barfuß). Der Händler drückte mir echte Anerkennung aus, und schließlich erwarb ich bei ihm eine lederne Gürteltasche, und meine Frau, die mich im Hexenkostüm begleitete, wählte einen spitzen Hexenhut, ebenfalls aus Leder. Es gelang mir noch, einen schönen Rabatt auszuhandeln, und alle waren zufrieden.
Eine ältere Frau wies ihren Mann unter Anrufung des Allmächtigen auf den ungeschützten Umweltkontakt meiner Füße hin, doch ihr Mann meinte nur lapidar, ich wäre das sicher gewohnt. "Stimmt´s, junger Mann ?", fragte er mich, um seine immer noch zutiefst entsetzte Frau zu beruhigen. "Wenn Ihr wüßtet, wie ich durch Schnee und Eis gezogen, welch steinige Pfade ich erklommen, welch traute Zuflucht dagegen diese Mauern bieten..." antwortete ich bewußt theatralisch (habe mal in einem Kindermärchen auf der Bühne mitgespielt). Den mir angebotenen Geldschein, was mir nicht unpeinlich war, lehnte ich allerding mit dem Hinweis auf die caritative Sammelbüchse am Eingang ab. Wirkte ich etwa so überzeugend bedürftig? Dazu hat sicher auch der nicht ganz billige Theaterdreck in meinem Gesicht, auf Händen und Füßen, beigetragen, sowie meine armselige, selbstgeschneiderte braune Kutte...
Ich glaube, das einzige, was viele Blicke von meinem nackten Füßen ablenkte, waren außer dem prächtigen rotblonden (echten!) Haar meiner Frau Elisabeth, das beeindruckend unter ihrem Hexenhut hervorwallte, auch der antik aussehende Wanderstab in meiner Hand, auf dem in 1,85 m Höhe auf einem Quersteg ein ziemlich echt aussehender großer Rabe thronte, der in seinen Krallen zwei glutäugige Plastikratten an den Schwänzen hielt. Nicht nur Kinder schauten ehrfürchtig zu ihm auf, und etliche Leute schossen Fotos, gefragt oder ungefragt. Einmal mußte ich sogar mit einer Familie posieren, während mein Frau knipste. Bezüglich meiner Füße gab es hier mal keine Fragen. Ein junger Mann in Gruftie-Klamotten wollte wissen, ob ich jemals Schuhe trage. "Sprach der Rabe: Nimmer mehr !!!" war meine donnernde Antwort, untermalt von einer apokalyptischen Geste mit meinem Stab. Er grinste, und seine anderen Grufties lachten fröhlich, zwei Mädels klatschten sogar begeistert. Ob die Jugend heute noch tatsächlich E.A. Poe liest?
Im Burghof starrte eine Menschengruppe wortlos, aber beharrlich auf meine Füße, und mußten dafür beim ersten Blickkontakt ein mit meinem Stab untermaltes "sehet nicht den Staub der Füße, schauet nach oben und erlanget die Erleuchtung (oben baumelte ein greller Scheinwerfer) über sich ergehen lassen. Wortlos und mißmutig zogen sie jedoch von dannen. Hatte ich sie allzu sehr verarscht?
Schließlich ging es dann noch ins Grusellabyrinth, das in einem Waldstück aus leinenen Trennwänden, speziell für Halloween, sehr aufwändig errichtet worden war. Geistergestallten, lebende Statuen, Flashlight-Beleuchtung und gruselige Beschallung sorgten auf Sand-und Waldboden für die richtige Atmosphäre, und an mehreren finsteren Stationen konnte man sich von Mumien erwürgen, Vampiren beißen, von frischverstorben Jungfrauen zum Mitliegen im Grab einladen oder von halbverwesten Leichen mit leckeren Plastikinnereien beköstigen lassen (oder auch einfach nur im ständigen Stroboskoplicht orientierungslos durch das Labyrinth taumeln und stolpern). Trotz des teilweise pöbelhaften Gedränges und Getrampels (war ich in meiner Jugend etwa auch so ?) blieben meine bloßen Zehen ganz. Hat mir hier gar eine höhere Macht geholfen?
Abgelacht und ausgetobt ging es dann gegen Mitternacht nach Hause, wo wir uns eine im Burgkeller erworbene Flasche "Heißer Met" aufwärmten und in aller Gemütlichkeit aus unserem Trinkhorn genossen...
Lieber Andi, ich hoffe, daß Du (und vielleicht auch andere Leser) Spaß an diesem Anekdötchen hattest !
Mit bissigen Antworten bin ich übrigens gelegentlich auch recht spendabel, wobei es mir aber wieder leid tut, wenn den Leuten dann das Gesicht herunterfällt:
Ziehen sie mal Ihre Maucken aus und riechen sie dran, dann wissen Sie, was eine Sauerei ist
Wenn Sie nackte Füße so interessieren, sollten Sie mal wieder ins Schwimmbad gehen
Ich gehe barfuß, damit Leute wie Sie mal wieder was zum Glotzen haben
Unhyghienisch? Ist ihr Laden denn so dreckig ?
Sie wurden sicher schon mit Schuhen geboren
Sollen wir mal prüfen lassen, wer von uns beiden die Käsequanten hat ?
Dafür, daß sie den Anblick meiner Füße so eklig finden, starren Sie aber sehr intensiv drauf !
Und last, but not least: Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Mist !
Einem guten Freund und Barfußgegner, der mich aufforderte, vor dem barfüßigen Betreten seiner Wohnung meine (sichtlich sauberen) Füße gründlichst auf dem Abtreter zu reinigen, aber selber unter seinen Schuhsohlen anhaftenden Hundekot zum biblischen Zorn seiner Ehefrau auf dem Perserteppich verschmierte, bot ich einen Grundkurs im Barfußlaufen an; fast hätte er mir die Füße bis zum Scheitel abgebissen *g*
Na ja, ich freue mich schon riesig auf das nächste Barfußtreffen. Eventuell würde ich sogar mal ins Saarland kommen....
Freundliche Füße
Ralf(BN)
Die Zukunft beginnt täglich ...