Der Mann läuft doch nur barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 03.01.2006, 14:48 (vor 6839 Tagen)

2. Januar 2006, Berchtoldstag (hier ein arbeitsfreier Tag): Die Nacht zuvor war es trocken. Aber auch am Vormittag setzte immer wieder leichter Regen ein. Schnee lag noch auf den Rasenflächen, die Straßen waren naß. Die Temperatur betrug +3°C und die Sonne brach durch, als ich mich gegen 13.45 Uhr auf den Weg machte. Meine Füße schmerzten, als ich mich barfuß auf den Weg machte. Ich spürte jedes Steinchen, lag wohl an der Belastung vom Vortag.

Als erstes begegnete mir der frühere Chef vom Sicherheitsdienst in unserer Firma. Vermutlich wäre ihm der Hut hochgegangen, wenn er mich in dieser Aufmachung auf dem Firmenareal erwischt hätte. jetzt aber fragte er nur: "Michael, ist das nicht zu kalt?" Ich schritt wieder den Weg zum Heiternplatz hoch, die große Rasenfläche, war immer noch herrlich matschig. Also stapfte ich dort durch. Viele Leute waren dort, aber sie schienen mir zugeknöpfter als am Tag zuvor (war vermutlich etwas kälter, windiger und die Sonne verschwand auch öfter hinter einer Wolke. (Daß unter den Leuten auch eine Arbeitskollegin war, habe ich erst heute erfahren. Sie erzählte mir, daß sie es kaum glauben konnte, daß ich barfuß unterwegs sein kann. Sie war dick vermummt aus Angst vor Rheuma).

Der Weg hinunter bestand aus rauhem Asphalt, überall erstaunte Blicke. Ich kam zur Vogelvoliere, wo ein kleines Mädchen mich anstarrte. Meine nackten Füße schienen interessanter zu sein als die Eulen hinter Gitter. Es sagte immer nur: "Barfuß!", worauf die Mutter immer wieder sagte: "Ja." Ein Junge sagte: Dann erblickte es mich und sagte: "Der ist blutt!" Aus einem Fenster rief eine Frau: "Wissen Sie, daß Sie barfuß sind?" Ich bejahte mit den Worten, daß es gesund sei. "Dann ist es ja gut", sagte sie beruhigt.

Über Nebenstraßen begab ich mich in Richtung Bahnunterführung. Plötzlich kam eine "Bullenschleuder" auf mich zugeschossen. Der Polizist (es war nur einer im Wagen) sprang aus dem Fahrzeug, wußte sogar meinen Namen. Grimmig fragte er mich: "Waren Sie auf dem Heiternplatz?" Ich bejahte. "Ist das verboten?" "Nein, aber andauernd kommen Meldungen von Leuten, die glauben, daß da einer herumlaufe, der nicht ganz dicht sei!" wobei er den typischen "Autofahrergruß" machte. Darauf entgegnete ich: "Die Menschheit ist heute sehr verweichlicht. Kaum bewegt man sich auf natürlichste Art von einem Ort zum andern, schon haben die Leute nichts besseres zu tun als die Polizei zu rufen. Eine Sache, die sehr bedenklich ist, aber typisch für die heutige Zeit!"

Grimmig bestieg der Beamte wieder den Wagen und rauchte von dannen. Leider hatte ich keine Zeugen für dieses menschenverachtende Verhalten des Zofinger Stadtpolizisten. Vermutlich hat er sich derart über die Meldung geärgert, weil er ausrücken mußte anstatt in der warmen Wachstube die Zeit mit Jassen (Kartenspiel) zu verbringen. Und dann hat er wieder einmal "nur" mich gefunden. Was mich wunderte war, weshalb er mich ausgerechnet an dieser Stelle angetroffen hatte. Der direkte Weg von der Polizeistation zum Heiternplatz führt niemals durch diese Straßen. Oder ob er schon oben war und ich war schon weg? Und anschließend ist er durch alle möglichen Straßen geirrt? Ich war zumindest froh, daß er mir keine Geldbuße aufgebrummt hat. Ein elektrisches Thermometer auf einem Fabrikgebäude zeigte +3°C. Also überhaupt kein Grund, einen Barfüßer wie einen Schwerverbrecher zu jagen. Gleichzeitig fiel mir ein, daß in Deutschland vor etwas über 60 Jahren Menschen von "Ordnungshüter" noch härter angefaßt wurden für Dinge, die noch weniger verbrecherisch waren als das Barfußlaufen.

Ich wanderte in Richtung Strengelbach, folgte dann aber einem asphaltiertem Feldweg parallel zu Autobahn in Richtung Brittnau. Als der Asphalt rauh wurde, benutzte ich den Matschstreifen daneben. Zwei Mädchen und ihre Mutter, die ohne Ausnahme deutlich winterlicher vermummt waren als ich, staunten nicht schlecht. In einer Brittnauer Siedlung fragten zwei junge Männer, ob es nicht zu kalt sei. Auch sie schienen zu glauben, als ich sagte, daß Barfußlaufen GERADE bei diesen Temperaturen gesund sei. Später kam mir eine alte Frau entgegen. Sie sagte: "Ich friere, wenn ich Sie nur sehe!" Auch sie schien mir zu glauben, daß ich keine Erkältung mehr gehabt hätte, seitdem ich mich nicht mehr übermäßig winterlich anziehe. Und mein Rückenleiden wäre verschwunden, seitdem ich zusätzlich häufiger auf Schuhe verzichte.

Dann folgte wieder der Trampelpfad, der dank Augusthochwasser sandiger geworden war. Diesmal waren meine Zehen nicht klamm geworden. Ich hielt mich auch noch etwa 5 Minuten auf einer Sandfläche am Flußufer auf. Vor 3 Jahren hätte ich es kaum für möglich gehalten, an einem Januarabend barfuß sich am Ufer der W i g g e r aufzuhalten. Wenn ich jemand anderen dabei "erwischt" hätte, hätte ich meinen Augen nicht getraut (aber im Gegensatz zu den Spießern wäre es mir nicht im Traum eingefallen, deswegen die Polizisten vom Jassen zu "vertreiben").

Es folgte noch ein asphaltierter Feldweg nach Hause. Dort waren, als es bereits dunkel war, ein Ehepaar und zwei Kinder unterwegs, die Tochter mit einem Tretroller, der jüngere Sohn auf einem Plastiktrecker (die Eltern ohne Fahrzeug). Die Tochter war am schnellsten und rollerte deswegen immer hin und her. Da ich das matschige Feld links des Weges benutzte, war ich schneller unterwegs als die Gruppe. Die Tochter kam mir entgegen, hielt aber an, als sie meine Barfüßigkeit bemerkte. Lange bleib sie stehen. Der Sohn fuhr auf dem Weg ganz links, so daß ich beim Überholen haarscharf an ihm vorbeischritt. Offensichtlich war er völlig aus dem Häuschen, als etwa in (seiner) Kopfhöhe plötzlich unmittelbar neben ihm zwei nackte Füße auftauchten. Da ich hinten keine Augen habe, bekam ich nicht mit, was hinter mir geschah. Ich hörte nur die Mutter lachen und sagen: "Hast du Angst? Der Mann läuft doch nur barfuß!"

Ein (trotz "Bullenärger") schöner barfüßiger Januarspaziergang ging zu Ende.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Grund für größere Polizeiprobleme

Leo, Stammposter, Tuesday, 03.01.2006, 22:07 (vor 6839 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Der Polizist (es war nur einer im Wagen) sprang aus dem Fahrzeug, wußte sogar meinen Namen.

Na bitte (s.u.)! Er mußte wohl irgendwas machen, um seinen Papierkrieg abzuhaken. Das war dann wohl das von ihm erwartete Minimal-Verhör

"Nein, aber andauernd kommen Meldungen von Leuten, die glauben, daß da einer herumlaufe, der nicht ganz dicht sei!"

Also: "Wir kennen Sie, und wissen, dass Sie dicht sind, aber ich mußte dem jetzt leider nachgehen!"

Grimmig bestieg der Beamte wieder den Wagen

hat er doch wieder mal nen angeblich Hilflosen suchen müssen und nur den altbekannten Michael gefunden!

Was mich wunderte war, weshalb er mich ausgerechnet an dieser Stelle angetroffen hatte.

Wahrscheinlich hat er gleich auf Dich getippt, und Du bist bei der Zofinger Polizei schon so bekannt, dass sie sogar Deine Standard-Routen kennen!

kein Grund, einen Barfüßer wie einen Schwerverbrecher zu jagen.

Er hat halt nur seine Pflicht getan, der Meldung nach zu gehen. Nachdem er sah, dass DU ihm wie erwartet, die Zusatzarbeit eingebrockt hat, hat er dich in Ruhe gelassen, und wie zu erwarten "hoch erfreut" getrollt

In früheren Beiträgen:

die ohne Ausnahme deutlich winterlicher vermummt waren als ich
"Ich friere, wenn ich Sie nur sehe!"

In beiden Fällen war meine Barfüßigkeit allerdings nicht der einzige Grund. Ich trug gleichzeitig kurze Hosen. Beides zusammen war wohl einigen doch zu viel!

das Haus nur in "ordnungsgemäßer" Kleidung (also mit Winterjacke, Mütze, langen Hosen und Schuhen) zu verlassen

Obwohl ich eine Windjacke trug (zweifellos eine, die eigentlich für sommerliche Temperaturen "gedacht" ist)

Und genauso selbstverständlich hatte ich meine Barfüßigkeit gegen oben verlängert.
"Immer noch in kurzen Hosen und barfuß?"

Hallo Michael,

Du hast im Winter beim Barfußlaufen anscheinend mit Abstand die allermeisten Probleme mit der Polizei von uns allen. Ich gehe z. B. im Winter, wenn ich denn barfuß gehe:

1. mit Mütze
2. (meist) mit Handschuhen
3. mit dicke Jacke oder ähnlichem
4. mit langer Hose
5. barfuß

In den Augen der meisten Leute bin ich dann somit bzgl. 1.-4. "korrekt" im Sinne der Mehrheitsmeinung angezogen und zwar auch passend für die Jahreszeit, bzgl. 5. dagegen total inkorrekt (deutsche Sichtweise) und unpassend für die Jahreszeit oder aber zwar gemäß akzeptierter Minderheit (deutschsprachige Schweiz), aber total unpassend für die Jahreszeit. Resultat: Erstaunte Blicke, Kommentare, insbesondere bzgl. des scheinbaren Widerspruchs zwischen 1.-4. und 5.

Allerdings wird meiner Erfahrung nach die Temperaturschwelle auch in der deutschsprachigen Schweiz bei Barfuß höher angesetzt als z.B. bei kurzen Hosen: Unterhalb 15 Grad hab ich auch in der deutschsprachigen Schweiz sehr häufig Kommentare wegen Barfuß erhalten (auch mit langer Hose), über 20 aber so gut wie gar keine mehr.

Wenn ich mal so die Infos aus Deinen diversen Schilderungen zusammentrage, läufst Du im Winter anscheinend:

1. ohne Mütze
2. ohne Handschuhe
3. ohne Jacke (wenn ausnahmsweise doch, frotzeln schon die Kollegen, die Dich kennen)
4. mit kurzer Hose
5. barfuß

In den Augen der meisten Leute bist Du somit bzgl. 1.-5. für die Jahreszeit total unpassend angezogen. Die Leute spekulieren: "Ich würde sofort erfrieren! Das hält doch kein Mensch aus! Der kann doch nicht ganz dicht sein, oder? Spürt der denn die Kälte gar nicht, ist der etwa besoffen, mit Drogen voll oder geistig nicht ganz zurechnungsfähig? Nicht das der tatsächlich noch erfriert!" Bei der Polizei heißt das dann wohl: "Verdacht einer Hilflosen Person"

Wenn die Polizei Dich dann "gestellt" hat, checken Sie Dich dann mit mehr oder weniger geschickten Fragen, die dann aus Hilflosigkeit in so etwas münden: "Was wollen Sie eigentlich hier?" Ist übrigens auch sehr beliebt, z.B. wenn man beim Fotografieren irgendwo als Terrorist oder sonst was verdächtigt wird, oder wenn man sich mal erlaubt, auf den Treppen im Bahnhof zu sitzen. Nach wahrheitsgemäßer Antwort, ggf. mit leicht vorwurfsvollem berechtigtem Unterton (z.B. "Wenn Ihr Laden in der Lage wäre, die Züge pünktlich fahren zu lassen oder wenigstens ein bequemer Warteraum geöffnet wäre, müsste ich nicht hier ‚Rumlungern’ wie sie mir vorwerfen!") hat man aber meist seine Ruhe.

Die ganze Fragerei soll doch nur zeigen: Bist du "hilflos", d.h. warum auch immer unzurechnungsfähig, und drohst z.B. im Winter an der nächsten Ecke zu erfrieren (wenn Dir das tatsächlich passieren sollte, und sie haben Dich vorher laufen lassen, kriegen sie Ärger) oder aber gibt es Gründe, die Dein auf den ersten Blick unerklärliches Verhalten nachvollziehbar machen. Das Nachvollziehen ist bei Deinem extremen Temperaturempfinden für andere natürlich besonders schwierig.

Wenn Dich also einer z.B. fragt: "Was wollen Sie denn in der Aufmachung in Allschwil?" so würde ich nicht heraushören "Was haben sie eigentlich hier zu suchen?", sondern "Sie scheinen Ihren patzigen Antworten nach zu urteilen ja doch im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte und weder besoffen, noch bekifft zu sein, aber wieso müssen sie in dieser mir nach wie vor unerklärlichen Aufmachung ausgerechnet in meinem Revier rumturnen? Wenn Ihnen nachher doch was passiert, hab ich den Ärger!"

Du kannst ja mal einen einfachen Test machen, aber nicht in Zofingen (s.u.):

Variante A:

1. mit Mütze
2. mit Handschuhen
3. mit Jacke
4. mit langer Hose
5. barfuß

Variante B:

1. ohne Mütze
2. ohne Handschuhe
3. ohne Jacke
4. mit kurzer Hose
5. mit Schuhen, oder besser sogar Stiefeln

Ich behaupte mal: Variante A dürfte Deine Kontakte mit der Polizei erheblich reduzieren, Variante B dagegen kaum.

Ich glaube, dass Du in Zofingen noch am wenigsten Ärger hast: Irgendwann hast Du alle Zofinger Polizisten kennengelernt, und sie wissen alle, das mit Dir alles OK ist. Sie werden Dich dann nicht mehr anhalten, sondern Dir höchstens ungläubig hinterherstarren: "Dass der sich immer noch nicht den Tod geholt hat!"

Gruß

Leo

Kleidung im Winter

Markus U., Stammposter, Tuesday, 03.01.2006, 23:17 (vor 6839 Tagen) @ Leo

Hi Leo und Michael!

Hallo Michael,
Du hast im Winter beim Barfußlaufen anscheinend mit Abstand die allermeisten Probleme mit der Polizei von uns allen. Ich gehe z. B. im Winter, wenn ich denn barfuß gehe:
1. mit Mütze
2. (meist) mit Handschuhen
3. mit dicke Jacke oder ähnlichem
4. mit langer Hose
5. barfuß
In den Augen der meisten Leute bin ich dann somit bzgl. 1.-4. "korrekt" im Sinne der Mehrheitsmeinung angezogen und zwar auch passend für die Jahreszeit, bzgl. 5. dagegen total inkorrekt (deutsche Sichtweise) und unpassend für die Jahreszeit oder aber zwar gemäß akzeptierter Minderheit (deutschsprachige Schweiz), aber total unpassend für die Jahreszeit. Resultat: Erstaunte Blicke, Kommentare, insbesondere bzgl. des scheinbaren Widerspruchs zwischen 1.-4. und 5.

Ich finde Schal, Mütze, Wintermantel und vor allem Handschuhe zu barfuß absolut unpassend. Zwar friere ich an den Händen viel leichter als an den Füßen, aber erstens beitze ich überhaupt keine Handschuhe, zweitens kann man die Hände in die Tasche stekken, und drittens käme ich mir ohne Schuhe, aber mit Handschuhen selber deppert vor. Wenn jemand anders sowas trägt, habe ich freilich keine Probleme damit.

Ich trage sommers wie winters untenrum stets eine kurze Unterhose und eine lange Hose, ab und zu gerne auch als Schlaghose, die nur den Blick auf die Zehen freigibt. Obenrum trage ich im Winter hingegen übereinander ein T- Shirt, ein Hemd, einen Pullover und eine Jeansjakke oder Lederjakke. Ich finde, daß diese Kleidung durchaus warm genug hält und auch sehr gut zu barfuß paßt. Wenn ich so durch die Stadt gehe, gibt es eigentlich selten Reaktionen (vielleicht kriege ich auch bloß nicht mehr mit), und wenn ich allein bin und mir der Sinn überhaupt nicht danach steht, angesprochen zu werden, setze ich einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Das hat bisher ebenfalls immer funktioniert.

Du kannst ja mal einen einfachen Test machen, aber nicht in Zofingen (s.u.):
Variante A:
1. mit Mütze
2. mit Handschuhen
3. mit Jacke
4. mit langer Hose
5. barfuß
Variante B:
1. ohne Mütze
2. ohne Handschuhe
3. ohne Jacke
4. mit kurzer Hose
5. mit Schuhen, oder besser sogar Stiefeln
Ich behaupte mal: Variante A dürfte Deine Kontakte mit der Polizei erheblich reduzieren, Variante B dagegen kaum.

Ach, laß Michael doch einfach weiterhin so rumlaufen, wie wir es von ihm gewohnt sind! Ich habe ihn bereits in seiner gewöhnlichen Aufmachung kennengelernt, und ich glaube, daß ich ziemlich befremdet wäre, wenn er mir in "Dienstkleidung" (also mit langer Hose, Schuhen und Sokken) oder so wie von Dir vorgeschlagen entgegenkäme. Michael ist halt ein Original, und davon gibt es meiner Meinung nach viel zu wenige (dann wäre die Welt bunter und weniger spießig)!

Barfüßige Wintergrüße,

Markus U.

Kleidung im Winter

Leo, Stammposter, Wednesday, 04.01.2006, 14:33 (vor 6838 Tagen) @ Markus U.

Ach, laß Michael doch einfach weiterhin so rumlaufen, wie wir es von ihm gewohnt sind!

Hallo Markus und Michael,

wir regen uns in diesem Forum auf, dass die Mitmenschen unsere Wahl der Fuß-(Nicht)-Bekleidung nicht tolerieren. Da wäre es doch nun wirklich sehr inkonsequent, hier jemand Vorschriften zu machen, wie er sich denn oberhalb der Füße kleiden sollte. So waren meine Varianten A und B ja auch gar nicht gemeint! Ich habe ja eine bisher unbewiesene Behauptung aufgestellt, dass Michael nicht wegen seiner nicht vorhandenen Fußbekleidung, sondern eher wegen seiner für die Jahreszeit ungewöhnlichen Kleidung oberhalb der Füße deutlich mehr Probleme mit der Polizei hat, als wir anderen. Naturwissenschaftlich ist das eine Theorie, die genau so wahrscheinlich der Wahrheit entsprechen, oder aber totaler Blödsinn sein kann; um das herauszufinden muß man experimentieren: Erhält man Ergebnisse, die im Widerspruch zur Theorie stehen (1. genauso viel Ärger winterlich vermummt aber barfuß - 2. deutlich weniger Ärger leicht bekleidet aber mit Stiefeln) sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Theorie stimmt, bei andersartigem Ausgang des Experiments steigt sie. Ich hab zu meiner Theorie lediglich 2 geeignete Experimente vorgeschlagen, ob Michael die macht oder nicht ist natürlich seine freie Entscheidung. Nach Abschluß des Experiments geht das Leben dann natürlich wie gewohnt weiter, d.h. mit Michaels üblicher Nicht-Dienst-Bekleidung von Kopf bis Fuß.

Bis auf gewisse schikanöse Ausnahmen abgesehen, sind Polizisten auch nur Menschen, die mit möglichst wenig Aufwand und Ärger ihren Job machen wollen. Genau so wie die von mir erlittenen Fälle Hotel-Manager auf dem Schiff und Fitness-Studio-Betreiber: Die beiden haben nicht etwa die sich beschwerenden Spießer zu mehr Toleranz aufgerufen, sondern mir kraft Hausrecht das Barfußlaufen verboten. Damit haben Sie ihren persönlichen Ärger mit für sie minimalem Aufwand minimiert und Zusatz-Arbeit durch weitere Spießerbeschwerden verhindert. Daher würde die Zofinger Polizei Dir tatsächlich am Allerliebsten das Tragen von Schuhen und sonstiger warmer Kleidung im Winter vorschreiben, weil dann keiner mehr Meldung macht, der sie nachgehen müssen ("jagen"), obwohl es sich dabei mit 90% Wahrscheinlichkeit dann ja doch wieder um Dich handelt. Wenn sie das festgestellt haben, können sie dann ihre Akte schließen. Viel Begeisterung kannst Du natürlich nicht erwarten, wenn Sie sich insgeheim wünschen: "Kann der Kerl sich denn nicht normal anziehen, dann würde keiner mehr Meldung machen und wir hätten unsere Ruhe!"

Ähnliche Erlebnisse von mir:

Als ich zunächst allein in meiner neuen Wohnung wohnte, hatte ich es im Wohnzimmer 16, in Schlaf- und Arbeitszimmer, so 8-12 Grad und war auch in der Wohnung entsprechend dick angezogen. Genau so bekleidet bin ich auch zur Mülltonne gegangen, mal barfuß, mal nicht; egal ob so oder so es gab kaum Kommentare von den Nachbarn. (Erstaunlicherweise fällt beim Tragen einer kurzen Hose fast jedem die Barfüßigkeit sofort auf, beim Tragen einer langen Hose aber nur wenigen.) Seitdem meine rheumakranke Mutter bei mir wohnt, sind es in Küche und Wohnzimmer 22-24 Grad. Ich laufe seitdem auch im Winter nur mit kurzer Hose und dünnem T-Shirt und immer barfuß rum und gehe so selbstverständlich auch zur Mülltonne. Am Anfang gab es Kommentare von JEDEM Nachbarn, aber das Wort "Barfuß" viel dabei relativ selten. Ich erklärte jedem: "Seit dem Einzug meiner Mutter ist meine Wohnung die reinste Sauna, da bin ich ganz froh, mich hier mal etwas abzukühlen!" Von den Nachbarn kommt mittlerweile gar keine Reaktion mehr, nur Besucher oder Passanten schauen manchmal irritiert, besonders wenn die Mülltonne vorne an der Straße steht.

Gruß Leo

Kleidung im Winter

Pedro, Stammposter, Thursday, 05.01.2006, 08:55 (vor 6838 Tagen) @ Leo

Erstaunlicherweise fällt beim Tragen einer kurzen Hose fast jedem die Barfüßigkeit sofort auf, beim Tragen einer langen Hose aber nur wenigen.

Hallo Leo!

Das finde ich eigentlich nicht erstaunlich. Wenn man eine lange Hose trägt, ist am unteren Hosenende in jedem Fall ein Kontrast, und man muss zweimal hinschauen, ob jemand barfuß ist oder helle Schuhe trägt. Bei kurze Hose gibt's diesen Kontrast nur, wenn man Schuhe trägt, nicht aber, wenn man barfuß ist. Deshalb fällt die Barfüßigkeit sofort auf.

Im übrigen kann ich Dir nur gute Besserung wünschen. Einen konkreten Rat kann ich Dir nicht geben, da ich ein Sommerbarfüßer bin. Bei Temperaturen unter etwa 15 Grad ist mir barfuß unangenehm. Ich glaube, dass die individuellen Wohlfühltemperaturen stark genetisch bedingt sind und jeder sein Wärmeempfinden nur bis zu seiner genetisch bedingten Grenze trainieren kann. (Ich meine die Grenze, bis zu der man sich wohl fühlt, nicht die, bis zu der man es noch irgendwie aushält.)

Viele Grüße
Pedro

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