barfüßige Winterreise (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Monday, 19.12.2005, 19:15 (vor 6854 Tagen)

Hi zusammen!

Momentan ziehe ich hier im verschneiten München die Sokkenlosigkeit in Sandalen oder Sabots der Barfüßigkeit vor, aber als ich mich am Samstag mal wieder zu einem Ausflug ins ebenso schöne wie barfußfreundliche Schwabenland aufmachte, stand es fest, daß ich diese unbedingt barfuß bewältigen würde. Ich machte mich also kurz vor sechs Uhr morgens auf, und als ich die Bushaltestelle erreicht hatte, sah ich auch schon von weitem den Bus nahen, so daß ich nicht lange zu warten brauchte (ich hatte mir diesen Bus tags zuvor auf dem Fahrplan "ausgeguckt"). Im Bus gab es keine Reaktion, da die wenigen Fahrgäste zumeist die Augen geschlossen hatten. Auch in der U- Bahn sprach mich niemand an. Am Hauptbahnhof schritt ich derart zügig zum Zuge, daß ich keine Reaktionen bemerkte. Auch im Zuge gab es keine Besonderheiten wegen meiner Barfüßigkeit, und ich konnte in Ruhe mein Bier trinken. Der Zug wurde freilich wegen eines Selbstmörders ab Augsburg über Doauwörth und Aalen umgeleitet, was mich sehr ärgerte, da der Zug laut Durchsage deswegen 90 Minuten später in Stuttgart eintreffen würde (zum Glück waren es dann letztendlich doch "nur" 45 Minuten). In Stuttgart angekommen, rannte ich zum Anschlußzug nach Eßlingen. Obwohl dieser sehr voll war, sagte niemand was; ja ich bemerkte nicht mal irgendwelche Blikke, obwohl außer mir niemand barfuß oder auch nur sokkenlos war. Auch in Eßlingen gab es keine Reaktion. So traf ich schließlich bei meinem besten Freund Franz (S) ein. Nachdem wir einen Kaffee getrunken hatten, gingen wir nochmal kurz raus, um Besorgungen zu machen, und erst jetzt gab es eine Bemerkung von einem Kind sowie große Glotzaugen seitens einer Frau und eines mannes, aber das war auch schon alles. Uns zog es rasch wieder in Franzens trautes Heim, weil er diesmal für mich etwas ganz besonders Lekkeres zubereiten wollte, auf das ich mich schon lange gefreut hatte (es ist ihm auch hervorragend gelungen und ich habe es sehr genossen). Später kam auch noch Dominik dazu; dann hieß es seufzend Abschied nehmen. Dominik brachte mich noch zum Stuttgarter Hauptbahnhof, setzte mich aber nur kurz ab. Leider stellte sich heraus, daß der Zug nach München gerade weg war und der nächste erst in einer Stunde kommen würde. Würde ich in München noch den letzten Bus erreichen? Aber noch war ich in Stuttgart, und obwohl ich mich spätabends auf einem Bahnhof nicht wohlfühle, schien niemand Notiz von meinen nackten Füßen zu nehmen (zur "Sicherheit" machte ich eine grimmig- entschlossene Miene). Schließlich fand ich ein Restaurant, das noch offen hatte, und ich bestellte ein Wasser (dort mit freundlicher Miene). Schließlich kam der Zug, und zwischen Augsburg und München holte er sich eine gewaltige Verspätung, so daß ich den letzten Bus vergessen konnte, als ich kurz vor zwei uhr nachts am Olympiazentrum ankam. Es schneite heftig, und dikker pulveriger Schnee bedeckte die Straße. Es blieb mir nun nichts anders übrig, als barfuß rund zwei Kilometer durch den Schnee zu laufen. Angenehm fand ich das nicht, zumal ich ganz alleine war, aber ich mußte da durch. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, war ich froh, als ich endlich daheim im Warmen angekommen war; vor allem störte mich, daß mein Hosensaum total durchnäßt war. Schnell zog ich mich um, denn ich hatte nur noch das Bedürfnis, zu schlafen. Und im Einschlafen dachte ich noch glücklich, daß es eigentlich doch eine schöne barfüßige Winterreise gewesen war.

Sokkenlose Wintergrüße aus dem verschneiten München,
Markus U.


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