Eine ganz "gewöhnliche" Barfußwanderung im Dezember (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 12.12.2005, 11:04 (vor 6862 Tagen)

Samstag, 10.12.2005: Wieder der übliche Hochnebel. Aber die Straßen waren trocken, und die Temperatur lag knapp über 0°C. Allerdings wehte ein frischer Ostwind (Bise). Gegen 13 Uhr verließ ich meine Wohnung, die Schuhe durften drinnen bleiben. Ich gehöre sicher nicht zu den militanten "Barfuß-um-jeden-Preis-Fanatikern", aber anderseits sehe ich auch nicht ein, ich mich den "Spießern" beugen muß, denen es nicht paßt, wenn sie aus ihren überheizten Wohnungen durchs doppeltverglaste Fenster bei vorgezogener Gardine den Anblick eines auf der Straße vorbeiziehenden barfüßigen und auch ansonsten geringfügig weniger winterlich als die anderen vermummten Mannes ertragen zu müssen. Aber rasch hatte ich die Spießergegend hinter mir.

Ich wanderte in Richtung Wald, als ein Auto an mir vorbei fuhr. Es bog auf einen Bauernhof ab. Die Kinder auf dem Rücksitz starrten mich fassungslos an und blickten auch noch lange in meine Richtung, nachdem sie ausgestiegen waren. Der Waldweg war geschottert, anfangs konnte ich aber daneben durch Gras gehen. Als der Weg aber vereist war und noch dazu in eine Richtung führte, in die ich nicht wollte, verließ ich den Weg kurzerhand und stieg einen Hügel hinauf. Der Boden war belaubt, teils trocken, teils naß, teils leicht vereist. Hier mußte ich aufpassen auf Unebenheiten, denn wenn die Füße kalt sind, spürt man manche Dinge nicht. Erst als ich wieder einen Weg erreicht hatte, der sich gut und schnell barfuß begehen ließ, wurden meine Füße warm. Den kritischen Punkt hatte ich überstanden.

Über die Strengelbacher Höhe gelangte ich zu einem asphaltierten Feldweg mit Blick aufs Wiggertal. Hier war ich dem kalten Ostwind ausgeliefert. Obwohl ich eine Windjacke trug (zweifellos eine, die eigentlich für sommerliche Temperaturen "gedacht" ist), wurden meine Arme kalt, während Füße und Beine dank der Bewegung gut durchblutet waren. (Warum Nase und Ohren nicht froren, obwohl ich beides nicht bewegte und gleichzeitig barnasig und barohrig war, entzieht sich meiner Kenntnis).

Ich kam an einem Bauernhof vorbei, auf dem Dachboden standen ein Mann und ein Junge, vermutlich Vater und Sohn, beide mit Mützen dick vermummt. Der Junge rief immer nur: "Barfuß!" Ein Ehepaar, daß etwa 50 Meter hinter mir ging, kam auch an dem Haus vorbei. Der Vater rief den beiden zu: "Habt ihr so was schon mal gesehen, barfuß im Winter?" Die Antwort konnte ich nicht hören.

So gelangte ich nach Rothrist, mußte ein Stück die vielbefahrene Kantonsstraße gehen (wieder die üblichen Blicke aus den vorbeifahrenden Autos), dann über die Grütbrücke (hier hupte ein Auto) in Richtung Aare, dort wo früher das alte Wehr stand. Der Uferweg in Richtung Aarburg war zwar mit Schotter belegt, aber vielfach ließ er sich relativ gut begehen. Eine Gruppe älterer Leute kam mir entgegen, eine Frau sagte nur "Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr". Wenn ich ein Pferd gewesen wäre, hätte ich angehalten, aber ich bin kein Pferd! Wieher!

In Aarburg kam ich an einer Sporthalle vorbei, Leute standen davor, jemand fragte, ob es nicht zu kalt sei. Meistens aber blieb es bei den "großen Glotzaugen". Unbehelligt kam ich über wenig befahrene Asphaltwege nach Zofingen, die Altstadt lag nicht direkt auf dem Weg, aber ich ließ es mir nicht nehmen, einen kleinen Umweg zu machen. Da kein Weihnachtsmarkt mehr war, waren auch nicht allzu viele Leute dort. So gab es auch keinerlei negative Bemerkungen, dafür grüßten ein paar Leute freundlich. Ein Thermometer auf einem Dach zeigte die Temperatur an, 0°C. Aber immerhin PLUS NULL. Nun war es nicht mehr weit bis nach Hause, wo ich um 17.30 Uhr ankam. Eine ganz "gewöhnliche" Barfußwanderung im Dezember ging zu Ende, viel spektakulär als vor genau einem Jahr in Düsseldorf. Aber auch ohne Straßenbahnen und "viel-zu-kalt" sagende Kinder im Aquazoo kann barfuß laufen im Dezember Spaß bringen, vor allem dann, wenn sich Vorfälle wie vor dem Benrather Schloß, in der U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee, in der Karlsruher Straßenbahn und an den Hauptbahnhöfen von Düsseldorf und Karlsruhe nicht wiederholen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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