Ich habe nicht geschrieben, daß ich wegen Barfüßigkeit nicht in eine Kirche eingelassen worden sei. Ich war zweimal barfuß im Kölner Dom, ohne daß es Schwierigkeiten gegeben hätte, und auch aus anderen Kirchen, in denen ich barfuß war, bin ich nicht rausgeschmissen worden.
Das habe ich auch mit keinem Wort behauptet. Ich schrieb: "Dann geschieht es euch ganz recht, wenn...
Mir scheint, als werde hier barfüßigkeit als Tabubruch und "Vorstufe zur völligen Nacktheit" behandelt.
Unsinn.
Mit dieser Betrachtungsweise bin ich nicht einverstanden. Ganzkörperbekleidung ist nur in wenigen Teilen der Welt und auch nur für Frauen üblich (afghanische Burka in Kombination mit Handschuhen und dikken Strümpfen). Bei uns sind Gesicht und Hände stets nackt, und wenn es die Füße dazu sind, ist der "Nacktanteil" jedenfalls bei langen Hosen sowie langärmeliger Oberbekleidung nicht wesentlich größer als mit Schuhen; er ist sogar kleiner als bei einer Person, die Schuhe und Sokken, dafür aber eine kurze Hose oder kurzärmelige Oberbekleidung trägt.
Au weia. Dann kann ich also - wenn ich im übrigen gut eingehüllt bin - ohne weiteres meine nackten Hintern rausblitzen lassen, und warum sollte eine Frau nicht ihre blanken Brüste wippen lassen? Wenn es doch nur um den "Nacktanteil" geht? Von anderen Körperregionen habe ich noch gar nicht geredet... Nun ja, ich hätte ja nichts dagegen (wie man weiß), aber "die Leute"...
Es geht hier doch ausschließlich darum, was als anstößig betrachtet wird. Und da stellt sich für andere Kirchenbesucher eben die Frage bei der Barfüßigkeit ebenso wie für dich bei den kurzen Hosen oder dem Hawaii-Hemd. Die haben ihre Konventionen, und du bastelst dir deine eigenen. Es ist nichts als deine BEHAUPTUNG, daß Barfüßigkeit nicht unter die Normverletzung zu fallen hat. Ich unterstütze dich ja dabei und verfechte genau diese Haltung. Ich wehre mich nur dagegen, daß du in Bezug auf Kleidung eben genau dies tust, was du anderen Menschen in Bezug auf deine Füße verwehren willst.
Das sehe ich nicht so, denn ich laufe nicht barfuß, um Konventionen zu verletzen, sondern weil ich mich so am wohlsten fühle.
Auch das habe ich nirgend auch nur ansatzweise behauptet.
Ich laufe auch nicht in kurzen Hosen, um Konventionen zu verletzen. Und ich wandere nicht eine Sekunde nackt, um Konventionen zu verletzen. Ich tue es NUR für mich und mein eigenes befinden. Aber ich verletze Konventionen und sollte mir dessen stets bewußt sein.
Gleichwohl nehme ich zähneknirschend zur Kenntnis, daß gewisse Zeitgenossendamit Probleme habben, so daß ich mir das Leben dadurch erleichtere, indem ich am Arbeitsplatz oder im Altarraum einer orthodoxen Kirche nicht barfuß laufe.
"Gewisse Zeitgenossen"??? Nana - wozu diese überflüssige Überheblichkeit? DU bist es, der mit seiner Barfüßigkeit außerhalb der "Norm" steht, außerhalb dessen, was die Erziehung dieser Menschen ihnen hergibt. Ich bin es auch. Auch ich finde es nicht gut, wenn ich Einschränkungen daurch erfahre. Aber so ist es nun mal: Immer der, der "anders" ist, muß sich behaupten.
übrigen sehe ich in dem Hinweis, daß ich "ansonsten korrekt" angezogen bin, keine "Relativierung des Barfußlaufens". In schlampiger, zerrissener, drekkiger oder sonstwie unangemessener Bekleidung fühle ich mich weder barfuß noch mit Schuhen wohl, so daß hier kein barfußspezifischer Zusammenhang vorliegt
"...sonstwie unangemessener Kleidung"??? Nun, erstens hattest du ursprünglich nicht von dreckiger Kleidung geschrieben. Es ging um "korrekte" Kleidung. Mit dem Hinweis darauf, daß ja wohl niemand etwas gegen Barfüßigkeit einwenden dürfte, solange man ansonsten "korrekt" und "anständig" gekleidet ist. Markus, bleib bitte bei dem, was du schriebst. Es ist nach wie vor so, daß du hier Maßstäbe zurechtbastelst, die du dann auf andere überträgst.
Barfüßigkeit ist Normverletzung. Und du postulierst, daß sie nicht als solche angesehen darf, weil... Und es folgt eine durchaus nachvollziehbare Begründung.
Eine zerrissene Hose ist ebenso Normverletzung. Aber diese läßt du nicht gelten. Aus einem durchaus dumpfen "Das tut man eben nicht" heraus. Sag mir doch mal, wem eine zerrissen Hose schadet. Oder ein quietschbuntes Hemd beim Weihnachtsoratorium.
Der Hinweis auf die ansonsten korrekte Bekleidung soll vielmehr verdeutlichen, daß Barfüßer entgegen einem weitverbreiteten Vorurteile mehrheitlich keine Gammler sind.
Dann hättest du das schreiben sollen. Hast du aber nicht.
Ich sehe keine Überheblichkeit darin, wenn ich eine bestimmte Kleiderordnung für den Kirchenbesuch postuliere, und offensichtlich stehe ich mit dieser Meinung vielleicht in diesem Forum, bestimmt aber nicht auf der ganzen Welt alleine da.
Schon wieder au weia. Und zwar ein heftiges.
Damit hast du deine gesamte Argumentation schon wieder ins Jenseits geschossen.
Du läßt also eine "Kleiderordnung" gelten. Ja, Markus, ich will dir mal ein Geheimnis verraten: Zur gängigen "Kleiderordnung" in Mittel- und Westeuropa gehören Schuhe! Ehrlich! Kein Flachs!
Nur weil es dir in den Kram paßt, willst du die Barfüßigkeit aus dieser Ordnung herausnehmen, den Rest aber bestehenlassen.
Du handelst genauso wie jemand, der überall in seinem Bezirk das Parkverbot nicht nur achtet, sondern sogar einfordert. Nur nicht vor dem eigenen Haus. denn da ist das natürlich ganz etwas anderes!!!
Ich mag diese Haltung nicht. Ich mag sie überhaupt nicht. Sie ist mir zu deutsch. Aus genau dieser Haltung resultieren die unsäglichen "Verkehrserzieher" auf unseren Straßen. Regen sich über jeden auf, der schneller fährt als erlaubt, steht aber in der zweiten Reihe, um beim Bäcker Brötschen zu holen, denn das ist dann ja in Ordnung.
Verzeih, wenn ich jetzt ein wenig bissig geworden bin.
Aber das ist ein Thema, bei dem ich sehr hellhörig bin.
Und wenn es in irgendwelchen Kirchen und Institutionen "Wächter und Wärter" gibt, denen dies und jenes nicht paßt, ist das ärgerlich genug. Da müssen wir nicht noch selber mitmachen und die Nase rümpfen über jene, die eben nichts dabei finden, ebenso unkonventionell rumzulaufen wie wir. Denn vielleicht schüttelt eben jener Kurzbehoste den Kopf darüber, wie man barfuß rumlaufen kann, wie du es über ihn tust.
Grüße
John