Ausgiebiger Abschied (Hobby? Barfuß! 2)

Vesa Local @, Stammposter, Tuesday, 22.11.2005, 07:35 (vor 6882 Tagen)

Hi, @all!
Hi, Wolli!

Wolli, Du hattest gefragt, wer jetzt "denn jetzt noch barfüssig unterwegs" sei. Ich habe es am Wochenende "gewagt"! :-)
Das Waldgebiet nahe der "Schwarzen Berge", wo auch schon MichaelF nach seinen Berichten zufolge war, hat mich wieder einmal gelockt.
Wie "versprochen" hatte ich Not-Schuhe und Not-Socken dabei.

Als ich die ersten Meter Meter hinter mir gelassen hatte, dachte ich schon "Oha! Wenn ich das mal schaffe..."
Das Laub, das im Herbst noch ein gewisses Wärmepuffer gegen den Boden gebildet hatte, war kalt und naß. ("Naß" allerdings nur dort, wo der Rauhreif bereits in der Spätvormittagssonne oder unter meinen Füßen geschmolzen war.)

Ich hatte mir die Fußrücken, Zehen, die Zwischenräume und teilweise die Sohlen "etwas mehr als ausreichend" eingefettet bevor ich losgegangen bin - trotzdem waren die Zehen nach kurzer Zeit absolut ausgekühlt.

Als ich dann wieder für ein Stück aus dem Wald kam, habe ich die Wärme der Novembersonne gespürt. Ich ging langsamer, um möglichst viele Sonnenstrahlen einzufangen; leider waren ein paar Wolkenschleier am Himmel (Sollten das wirklich die angekündigte schneebrigende Bewölkung sein, die sich dort zusammenzog?)

Ein Jogger überholte mich und fragte im Vorüberlaufen, ob es "dafür nicht ein wenig kalt" sei. "Kurze oder lange Antwort?" fragte ich (wie noch so häufig an dem Tag). Er sagte: "Kurz" und ich sagte "Nein." (Ein "Nur ein wenig." wäre der Wahrheit viel näher gekommen...)

Ein Ehepaar(?) überholte mich und es blieb bei einem gegenseitigen "Guten Tag."

Ich mußte eine kurze Strecke durch hochliegendes Laub, und diese Meter waren die schlimmsten: Die Füße wurden rundum feucht, so daß mich die Physik (Verdunstungskälte) beinahe verzweifeln ließ. Es muß wirklich schlimm sein, wenn man diese Erfahrung - aus welchen Gründen auch immer - machen MUSS! (Ich hatte ja jederzeit die Möglichkeit, meinen Füßen einen Wärmeschutz zu geben.)

Die "verlaubte" Strecke war überstanden und ein härterer sonnenbeschienener Waldweg lag vor mir auf dem meine Füße wieder etwas "auftauen" konnten, denn die Wolken hatten sich ein entscheidendes Stück verzogen.

Zwei andere männliche Personen, die an ihrem Wagen standen (Ich war mittlerweile in einer kleinen Siedlung angekommen.), haben ihr Gespräch frühestens wieder aufgenommen, als ich wieder außer Hörweite war.

Als ich wieder im Wald war, haben mir die Nadeln und Blätter ganz schön zu schaffen gemacht: Die aufgenommene Wärme war nach ein paar Schritten im Boden verschwunden. (Auf dem Asphalt ging es: Da war die Kontaktfläche wesentlich kleiner.)

Später wählte ich einen kleinen Weg, den ich zwar schon kannte aber lange nicht mehr gegangen war, so daß ich nicht genau wußte, wo ich rauskommen würde. (Ich meine, ihn "entdeckt" zu haben, als ich das Gebiet noch nicht so gut kannte, ich keinen Kompaß dabei hatte und die Sonne hinter einer geschlossenen Wolkendecke verschwunden war. (Das war zu meinen Zeiten, in denen ich fast nur in der Natur barfuß gelaufen bin. (Also laaange her...))) Ich wußte nur ganz genau, daß ich mich auf keinen Fall verlaufen konnte.

Links von mir knackte es in einiger Entfernung im Unterholz. Bestimmt irgendwelche "Touris", die es tatsächlich geschafft hatten, vom Weg abzukommen? Aber so schnell in der Fortbewegung?
Die Lärmverursacher haben dann auch meinen Weg gekreuzt und ich hatte mich ein wenig geirrt, als ich dachte es seien schnelle Wanderer. Es waren Wildschweine!
So etwas erlebt man bestimmt nur, wenn man auf "ganz leisen Sohlen" unterwegs ist und jeden Zweig meidet!?

Wieder auf einem etwas größeren Weg traf ich einen (nur etwas) älteren Herren der auf "meinen" Weg einbog. Er sah meine Füße und bewunderte mich. "Nicht bewundern, sondern einfach selber machen. Aber bitte nicht jetzt wenn Sie es nicht gewohnt sind, sondern im Frühjahr!"

Wir haben dann ein Stück gemeinsam zurückgelegt, er bewunderte mich noch einmal, wie ich es bei dem Wetter aushalten könne (Ich sagte, daß ich heute wahrscheinlich an meine Grenze gestoßen wäre und meine "Flip-Flop-Saison" morgen beginnen würde (Im nachhinein: Was für ein Irrtum!) und er erzählte, das Wildschweine im Winter um die Mittagszeit gar nicht so selten seien, weil sie jede Gelegenheit nutzen würden, Futter zu finden und dafür sogar bis in die Siedlungen vordringen würden.

Wieder zurück in der Sonne, traf ich eine Frau mit Nachwuchs, die ein "Huch!" von sich gab; ich war gerade mit dem Hund beschäftigt. Ich habe ihr dann gezeigt, daß auch die Steine auf den Waldwegen mit ein wenig Übung zu schaffen sind, indem ich einfach über eine steinige Stelle gegangen bin.

Ein Ehepaar kam mir entgegen, er schaute, beide blieben stehen, sagten nichts, sondern schauten nur. Ich drehte mich auch um und sagte: " Ja! Und seit Jahren nicht mehr erkältet!" "Und Sie können es aushalten!?!" "Ja ich habe seit dem Frühjahr 'geübt'!"

Ein weiteres Ehepaar kam mir ebenfalls entgegen, er setzte sich auf eine nasse (Die Frau hatte recht damit.) Bank und band sich einen Wanderschuh zu, dessen Schnürsenkel aufgegangen oder locker war.
Ich konnte nicht anders und sagte: "DAS Problem habe ich nicht."
"Ja", sagte sie "das stimmt. Ich habe eben schon gedacht 'Was ist denn jetzt los?'" Ich sagte, es sei heute schon ziemlich extrem und Schuhe und Socken seien im Rucksack, weil ich ja nicht wissen konnte, wie es im Wald sei. "Schließlich will ich ja nicht krank werden." "Nein, das auf gar keinen Fall!"

Die Sonne hatte mittlerweile dafür gesorgt, daß die dunklen Zweige der Äste so warm geworden waren, daß sich das Eis, das für glitzernde Bäume gesorgt hatte, löste und zu Boden fiel.

Nun kann ich sogar sagen: "Ich bin über Eis gegangen!" ;-))

Als ich Waldwege hinter mir gelassen hatte, spülte ich mir über einem Gulli meine Füße sauber. Zum Glück war es ja nicht so unerträglich warm gewesen, so daß ich noch mitgenommenes Wasser übrig hatte. ;-)

Alles in allem: Ein wunderschöner Tag mit ganz neuen, hauptsächlich tollen Erfahrungen. :-)))

Viele Grüße
Vesa Local


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