Sonniger Samstag, ideal für barfuß (Hobby? Barfuß! 2)
Wer von mir jetzt einen Bericht erwartet, wie ich barfuß im Schnee gewandert bin den muß ich enttäuschen, mangels Schnee! Da für mich zum Barfußlaufen Schnee nicht zwingend notwendig ist - im Gegenteil - entschied ich mich doch für eine Wanderung am letzten Samstag, den 19.11.2005. Ausnahmsweise war es nicht neblig, sondern die ganze Nacht klar geblieben und somit abgekühlt. Als mein Thermometer -1°C anzeigte, war es gerade 9.30 Uhr. Für "Fichtelgegirgsverhältnisse" wäre wohl "kühl" das passende Wort. Ich merkte sehr wohl den kalten Asphalt, aber wenigstens bestrahlte die Sonne die Fußoberseiten. Viele Leute waren noch nicht unterwegs, und diejenigen, die unterwegs waren, waren mit Handschuhen, Mützen, langen Hosen und fetten Schuhen doch geringfügig winterlicher angezogen als ich.
In Brittnau war gerade der "Trödler an der Ecke" dabei, seinen im Schopf eines Bauernhofes eingerichteten Laden kundenkonform herzurichten. Der Mann war früher Gabelstaplerfahrer in der Firma, in der ich arbeite, und seit seiner Pensionierung hat er mehr Zeit für sein Hobby, den Trödelladen. Da ich häufiger an dieser Stelle vorbeigehe oder radle, ist auch ihm nicht entgangen, daß ich oft und gerne barfuß bin. Aber bei diesem Wetter überraschte es selbst ihn. Als ich ihm erzählte, daß bei mir durch Barfußlaufen meine Knie- und Rückenbeschwerden verschwunden sind, zeigte er auf seine Schuhe (oder ist Stiefel bereits die passendere Bezeichnung?) und sagte: "Die sind mit Luft gefedert, zwar teuer, aber man bekommt nie Blasen!" Sicher sind solche Schuhe besser als barfuß, wenn man wie er im Winter im ungeheizten Schopf, durch den der Wind nur so pfeift steht und nicht in Bewegung ist.
Hinter Brittnau ging ich über einen Weg zwischen zwei Gewässern, nach dem letzten Hochwasser sandig und mit Laub bedeckt. Nun aber war das Laub noch mit Rauhreif bedeckt, da die Bäume eine direkte Sonnenbestrahlung verhinderten. Bis Dagmersellen wechselten sich Asphalt und Schotter ab, jedoch war es möglich, auf teilweise noch mit Rauhreif gedecktes Gras auszuweichen.
Wie war ich doch froh, daß sich dann eine längere Passage aus glattem Asphalt anschloß. Da dieser Asphalt in der Sonne lag, war er auch leicht erwärmt, so daß ich hier gar nicht mehr registrierte, daß ich barfuß war, oder besser daß es mir vorkam, als ob barfuß das selbstverständlichste ist was es auf der Welt gibt (so wie es für die Maler, die kürzlich im Forum erwähnt waren, auch natürlich war). Weniger selbstverständlich war barfuß jedoch für die Kinder, die mit dicken Mützen im Schatten vor dem Haus spielten und dem Vater zuriefen: "Papi, lueg! Bluttfues!" Die Leute, die mir zu Fuß entgegenkamen, grüßten meist freundlich.
Über Altishofen gelangte ich nach Nebikon, wo ich oberhalb des Friedhofes eine Bank fand, mitten in der Sonne, aber im Windschatten. Hier machte ich eine Pause. Es war aber immer noch so kalt, daß ich die Jacke anbehalten mußte. Hinterher überquerte ich den Friedhof und schritt in Richtung Dagmersellen, erst in der Sonne, dann aber auf einem schattigen Wegstück (Veloweg parallel zur Verkehrsstraße), wo der Asphalt noch deutlich kälter war und das Gras mit Rauhreif bedeckt. Im Ortskern von Dagmersellen einige erstaunte Blicke, ebenso vor der Kirche. Es folgte eine schmale verkehrsarme Straße aus glattem Asphalt in Richtung Reiden, hier schienen die Spaziergänger nicht allzu erstaunt zu sein. Ein Bauer fragte mich, ob es bei dem Ostwind nicht zu kalt sei? Ausgerechnet an einem Ort, an den der Ostwind nicht hinkam, weil die Straße dicht am Hang entlangführte. Auch schien ein Junge ziemlich erstaunt zu sein, er starrte immer nur auf meine Füße und sagte: "Barfuß! Und ohne Hose!"
Es folgte ein Fußweg aus Schotter, aber ich schritt über das etwas matschige Gras, dann folgte ein asphaltierter Fußweg. In einem Wohnquartier östlich der Kirche waren viele Kinder mit ihren Eltern auf der Straße, hier war auch der Prozentsatz an großen Glotzaugen recht hoch. Ein Mädchen sagte immer nur: "Ganz blutt!" Kinder neigen halt zum Übertreiben!
Zwischen Reiden und Wikon benutzte ich einen Feldweg, der teilweise noch mit Rauhreif bedeckt war. Zwischen Wikon und Zofingen führte der Weg durch den Wald direkt am Hang. Hier schien die Sonne und das Laub war herrlich warm. Leider verbarg sich unter dem Laub ab und zu ein größerer eckiger Stein, weswegen ich nicht allzu schnell vorankam. Einige Wanderer waren schneller, aber nicht alle. Niemand nahm zu meinen nackten Füßen Stellung. Als die Sonne unterzugehen drohte, war der Wald zu Ende.
Ich machte noch einen Umweg über den Hirschplatz und Heiternplatz. Auch hier waren noch einige Eltern mit ihren Kindern, letztere waren meist erstaunt. Ein Mädchen rief immer nur: "Blutte Fües, gell? Blutte Fües, gell?" Es wurde dunkel, ich ging hinunter in die Zofinger Altstadt, spürte das Kopfsteinpflaster unter den Füßen. Das Thermometer beim Bahnhof zeigte +2°C an. Kurz vor meiner Wohnung spielten bemützte Kinder auf der Straße, sie fragten mich, ob es nicht zu kalt sei. Darauf sagte ich, daß barfuß laufen gesund sei. Als ich etwa 50 Meter weiter war, rief ein Junge dieser Gruppe hinter mir her: "Das ist NICHT gesund!" "Woher willst DU das denn wissen?" fragte ich und ging weiter. So sind halt Kinder. Die plärren nur das nach, was ihre Eltern ihnen eintrichtern. Etwa 8 Stunden war ich barfuß unterwegs gewesen, und das mitten im November. Als ich so alt war wie die Kinder, hätte ich vielleicht auch ähnlich reagiert, wenn mir damals ein barfüßiger Mann begegnet wäre.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen