--- an der Knock --- (c) by bix ---

Von Freitag Nachmittag bis Dienstag Abend war ich mal wieder an der Nordsee. Ich war natürlich nicht mutig genug, die Schuhe gleich zu Hause zu lassen, aber auf den Transport der Gummistiefel und Wanderschuhe habe ich diesmal großzügig verzichtet. Ich bin alleine gereist und würde mit niemandem in "festem Schuhwerk" schritthalten müssen. Nur zum Ausgehen mit meiner ortsansässigen Freundin und "für alle Fälle" hatte ich ein einziges Paar Schuhe mit - und ein paar Flip-Flops für die evtl. zu kalten Bodenfliesen im Haus, die ich aber nicht benötigt habe.

Ich darf voller Stolz verkünden: ich habe meinen persönlichen Rekord gebrochen, was die "Barfußsaison" angeht

Aber fange ich doch einfach am Anfang an. Freitag, punkt 11 Uhr habe ich das Büro verlassen, um vor dem drohenden Verkehrschaos (verlängertes WE in NRW wegen Feiertag) die A3 hinter mir zu haben. Rein ins Auto, Schuhe aus, Radio an und mit offenem Schiebedach bei allerbestem Wetter ging es los. Das erste Lied im Lokalfunk "What a Feeling" passte einfach hervorragend zum Freiluftfußgefühl !!!

Nach vier Stunden und 353 Kilometern (meine weiteste, barfuß zurückgelegte Strecke, Rekord 1 kam ich in Emden an. Bei strahlend blauem Himmel kannte ich nur ein Ziel: Sofort an "die Knock" und bewegen! Ich hatte Glück, es war Ebbe. Ich hatte neben Wiese und Sandstrand auch noch Watt und Pfützen. Mein Gasfuß erholte sich blitzschnell vom Pedalgefühl.

Es waren außer meinen Spuren noch andere nackte Fußabdrücke im nassen Sand und Watt, gekreuzt durch Hundespuren. Leider habe ich keine Barfußgängerin mit Hund gesehen, auch kein Kind, für einen Mann waren die Spuren viel zu klein. In der Nähe des Cafés war dann gleich eine ganze Familie barfuß im Watt, bis auf den ältesten Sohn, um die 15 schätze ich, der sass mit seinem U-Boot-artigen Turnschuhen gelangweilt auf der Bank. Ohne Schuhe im Schlick herumlaufen ist sicher nicht "cool" genug Vater und jüngster Sohn trampelten durch den Schlamm und machten eine Art Wettbewerb, wer die lustigsten Spuren hinterlassen kann. Mutter und Töchter sammelten Muscheln. Rund um sie waren alle Wattgänger übrigens in Gummistiefeln...

Mit sandigen Füßen setzte ich mich auf die Terasse des Strandcafés und bestellte einen Milchkaffee... Die junge und sehr freundliche Bedienung kommentierte meine nackten Füße mit einem grinsenden "Sie sind eisern!!!" Wir plauderten ein wenig über Abhärtung und Gesundheit durch barfußlaufen, ich trank aus und fuhr zu meinen Freunden.
"Ist Dir nicht zu kalt?"
"Wäre ich wohl barfuß, wenn mir das zu kalt wäre?"
Thema erledigt.
Zum Essen gehen zog ich dann aber doch Schuhe an, nach Einbruch der Dunkelheit war es mir zu frisch. Beide sagten mir sofort, dass ich nicht ihretwegen Schuhe tragen müsste und dem Inhaber des Restaurants wäre es sicher auch egal... Barfußfreundliches Ostfriesland

Am Samstag hiess es früh aufstehen, wir hatten einen Ausflug nach Holland geplant, um ein Boot nach Emden zurückzuholen. Ich startete in Schuhen, es war morgens um 7 dunkel und kalt. Dann begann eine Irrfahrt per Bundesbahn und Bus, da sich in Holland eine Selbstmörderin auf die Schienen geworfen hatte... Ich vergaß glatt, die Schuhe auszuziehen. (Diese Fahrt ist eine Geschichte für sich, aber leider nur Off-Topic-Forum-tauglich

Mit immerhin nur einer Stunde Verspätung kamen wir in Groningen (NL) am Boot an, an Board flogen sofort die Schuhe in die nächste Ecke. Die "Alwine" ist ein alter Fischkutter, fast alles ist aus warmem, restaurierten Holz, sehr fußbequem! Freundliches Gespöttel des Skippers, "Hat als Einzige ne dicke Strickjacke an, aber barfuß laufen!" Während der fünfstundigen Fahrt war das auch die einzige Bemerkung, und Schuhe zog ich mir an diesem Tag nicht mehr an.

Am Sonntag in Emden-City waren Schuhe angebracht, rund um den Marktplatz liegen viele Kneipen und die berühmten Scherben in allen Farben und rauhen Mengen ! Erst nachmittags an der Knock wanderten die Schuhe wieder in den Rucksack.

Montag war ich vom Verlassen des Hauses bis zur Rückkehr den ganzen Tag in Schuhen unterwegs, wir waren Shoppen in Leer und Winschoten (NL) und ich fand das in Schuhen doch "bequemer", wenn auch nicht angenehmer.

Am Dienstag war ich dann wieder fast den ganzen Tag barfuß. Am 1. November war ich das noch NIE ! (Rekord 2 Es war windig, stark bewölkt und ziemlich kühl, aber an den Füßen war es sehr erträglich. Als ich gegen 11 Uhr die Papiertonne reinholte grüßten zwei junge Männer sehr breit grinsend aus dem Auto heraus, ich sah aber mit meinem labberigem T-Shirt und weisser Stoffhose glaub ich aus, als käme ich gerade aus dem Bett, da kam es auf die nackten Füße wohl auch nicht mehr an Ich war kurz einkaufen, danach wieder an der Knock spazieren und im Watt, hielt mich kurz am Schöpfwerk auf, zog aber dann, als ich Tee trinken fuhr, doch im Ort Schuhe an, weil es mir zu kalt war. Erst als ich spät abends gegen 22 Uhr zu Hause in KöWi war lief ich in meiner Wohnung und zum Ausladen des Autos wieder barfuß.

Tscha, und nun sitze ich mit Schuhen im Büro und frage mich, ob ich wohl dieses Jahr nochmal barfuß draussen herumlaufen werde. Wir werden sehen - bisher bin ich aber mit meiner Saison sehr zufrieden.

Liebe Grüße an alle, die tatsächlich bis zum Ende gelesen haben

bix

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**Still, sei leise, es sind Engel auf der Reise. Sie können alle Farben sehen und barfuß auf den Wolken gehen. Weht ein Wind an mildem Tag, denk an ihren Flügelschlag.**