Spätsommer im Elsaß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 31.10.2005, 09:38 (vor 6904 Tagen)

Samstag, 29.10.2005: Es war Nachmittag und über 20°C warm in Mülhausen. Ich hatte mein "Straßenbahnpensum" erfüllt und konnte den Tag so einteilen, daß ich gegen Abend wieder im Raum Basel war, wo ich die Nacht verbringen wollte. Barfuß und nur mit einer kurzen Hose bekleidet radelte ich Richtung aus dem Westen in Richtung Innenstadt. Zunächst kam ich aber durch einen überwiegend von Nichtfranzosen bewohnten Vorort. Viele Leute waren auf den Straßen, auch Kinder. Die meisten Frauen und Mädchen trugen Sandalen ohne Socken und waren somit nicht allzu "kalenderkonform" gekleidet. Trotzdem gab es große Glotzaugen, nur weil ich noch ein wenig weniger winterlich gekleidet war als sie? Oder weil ich als Mann diese Unverfrorenheit besaß?

Ich erreichte die Altstadt, durch die ich das Rad schob. Die Stadt ist wirklich sehenswert, das Pflaster der Fußgängerzone war angenehm barfuß begehbar. zwischen dem Rathaus
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und der Kirche
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waren Karussells aufgebaut. Einige Leute in der Stadt waren relativ sommerlich gekleidet. Sandalen ohne Socken, kurze Hosen, bauchfreie Tops waren nichts außergewöhnliches, aber ich war der einzige, der keine Schuhe an hatte. Die meisten schienen das aber nicht zu merken, höchstens Kinder. Auch einige Jugendliche lästerten darüber, aber was soll's. Nicht einmal die Polizisten schienen sich für mich zu interessieren, ich war halt nicht in der Schweiz. Auch wenn ich schon mehrfach gehört habe, daß französische Polizisten im Umgang mit "richtigen" Verbrechern weniger zimperlich umgehen als deutsche oder Schweizer Polizisten, so habe ich noch nie gehört, daß das Tragen von kurzen Hosen oder das Nichttragen von Schuhen in Frankreich je einen Polizisten zum Einschreiten nötigte.

Auch ein Grund, nicht das letzte Mal in Mülhausen gewesen zu sein. Ob zur Einweihung der Straßenbahn im nächsten Frühjahr irgendein Fest stattfinden wird? Etwa kostenlos alle Tramlinien benutzen? Oder eine verbilligte Fahrkarte wie zur Einweihung der S-Bahn Basel-Mülhausen, mit der man eine Tag lang alle Verkehrmittel in Basel und Mülhausen benutzen kann?

Was mir auch auffiel in Mülhausen: in der Innenstadt hing schon die Weihnachtsbeleuchtung, die natürlich tagsüber nicht eingeschaltet war. Und zu einer weihnachtlich geschmückten Straße paßt barfuß natürlich ausgezeichnet, oder liege ich da falsch? Oder war es etwa ein Fehler, den Matsch, den ich mir eingefangen hatte, wieder abzuwaschen, bevor ich in die Innenstadt fuhr?

Ich verließ die Altstadt in Richtung Westen, um einen beschilderten Radweg am Flußufer Richtung Illzach zu benutzen. Unterwegs sah ich die erste barfüßige Person, eine etwa dreißigjährige Frau. Sie hockte auf dem Trottoir und hatte die Pumps neben sich abgestellt. Da sich dort weder eine Bushaltestelle befand, noch ein Hauseingang oder eine Einfahrt, und auch der Platz auch ansonsten nicht gerade einladend zum Barfußlaufen war, nahm ich an, daß die Frau die Schuhe "nur" ausgezogen hatte, weil sie schmerzten.

Ich radelte bis zu einer Brücke, hier kam mir ein Mann entgegen, der lediglich eine kurze Hose und Sandalen trug. Ich radelte auf Straßen bis zu einem Kanal, an dem ein beschilderter Radweg Richtung Basel führt. Hier wimmelte es nur so von Radfahrern und Rollerbladfahrern unterschiedlichsten Alters. Viele waren recht sommerlich gekleidet. Leider befand sich dieser Uferweg weitgehend im Schatten der Bäume.

Ich machte Pause an einem Schiffsanleger, hier war auch eine Baumlücke, so daß ich hier die Sonne genießen konnte. Ein Privatboot mit Schweizer Flagge legte an. Der Mann war übrigens barfuß, die Frau trug Schuhe. Auch sie nutzten gerade hier die Sonne. Der Mann ging übrigens noch vom Boot für wenige Augenblicke ins Wasser. Gegen 17.45 Uhr verschwand aber auch hier die Sonne, so daß ich ein T-Shirt anziehen mußte und weiterradelte.

Schlagartig wurde es auch weniger mit Radfahrern und Rollerbladefahrern, auch wurde die Kleidung winterlicher (außer bei Joggern). So erreichte ich die Stadt Hüningen, wo sich am Kanalufer ein Park Wildwassergelände, eine Kletterwand und ein Kinderspielplatz befindet. Einige Leute sahen mich erstaunt an, als ich das Rad barfuß durch den Park schob, aber niemand lästerte. In Hüningen aber endete der Kanal. Ein kurzes Stück führte der Radweg noch am Rheinufer entlang, dann mußte ich auf Straßen durchs Industriegebiet weiter. Dann über die Grenze, wo sich kein Zöllner für meinen Paß, meine Füße oder sonst was interessierte: Ich war in Basel, die Schweiz hatte mich wieder!

Das war übrigens das zweite Mal, daß ich barfuß in Frankreich war, und das erste Mal im Oktober.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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