"Bekannt" wegen barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 24.10.2005, 12:22 (vor 6911 Tagen)

Samstag, 22.10.2005: Ich war beim Tag der offenen BusgAARage http://www.aar.ch/content.php?id=50 in AARau gewesen, nun radelte ich von dannen. Ich verließ auch die Stadt AARau (und gleichzeitig den Kanton AARgau) und befand mich dann im Kanton Solothurn, womit ich nun auch wieder auf "normale" Rechtschreibung (barfuß statt bAARfuß) übergreifen darf.

Wie so oft begab ich mich ans Aareufer in der Nähe des Stauwehrs Schönenwerd. Die Sonne schien vom Himmel, so daß sich hier das T-Shirt als überflüssig erwies. Trotz des Spätsommerwetters war ich diesmal der einzige Barfüßer hier, alle anderen waren fett beschuht. Vor 2 Wochen sah es noch anders aus. an diesem Ort. "Der mit Mütze" war auch nicht. Aber keiner der anwesenden Leute störte sich an meiner Barfüßigkeit.

Bei der Gelegenheit möchte ich betonen, daß die Scherben allmählich wieder zunehmen. Besonders gemein fand ich einige Riesenscherben, die auf einer Kiesschicht lagen. Darüber befand sich Sand, so daß man das Glas nicht sehen konnte. Fast könnte man annehmen, als ob jemand absichtlich die Flaschen zerdeppert hat und Sand drübergeschüttet, damit sich jemand verletzt. Ich entdeckte die Scherben nur durch Zufall, ohne darauf zu treten, eine halbe Plastiktüte voll Scherben sammelte ich ein! Als ich die Tüte etwa 100 Meter zum nächsten Papierkorb brachte, drehte sich ein auf einer Bank sitzender Mann nach mir um, starrte jedoch nicht auf meine Füße, sondern auf den Papierkorb. Handelte es sich etwa um einen Polizisten in Zivil, der den Auftrag hat, Leute aufzuspüren, die widerrechtlich Hausmüll in öffentlichen Papierkörben entsorgen? Aber es war nicht an dem, also brauchte ich keine Ausrede zu meiner Verteidigung erfinden.

Kurz vor 18 Uhr verließ ich den Ort. Während ich wegfuhr, starrten Kinder mit großen Glotzaugen auf meine Füße. In Schönenwerd selbst kam mir ein ehemaliger Arbeitskollege im Auto entgegen. Er erkannte mich sofort, lästerte aber nicht. Später kam mir noch ein anderer Arbeitskollege entgegen, auch ohne Kommentar.

In Winznau passierte das, was mir gar nicht gefiel: Plattfuß! Sogar der Pneu hatte ein großes Loch, so daß mein Flickzeug nicht ausreichte. Jetzt mußte ich das Rad schieben, was mir peinlich war. Wenn nun zufällig ein Polizeifahrzeug vorbeikommt und anhält und dann meine nackten Füße entdeckt? Allerdings mußte ich nur etwa 300 Meter entlang der Straße schieben. Dann verlief der Fußweg direkt am Aareufer, von der Straße durch Bäume abgetrennt. Somit konnte man meine Barfüßigkeit nicht erkennen. Der Weg war aus rauhem Asphalt, jedoch war er stellenweise mit Laub bedeckt. Bucheckern lagen auch noch nicht da.

Auch in Olten schob ich das Rad direkt am Ufer entlang. In Bahnhofsnähe hielt sich zwielichtiges Gesocks auf, sie lallten irgendwie wirres Zeug hinter mir her. 50 Meter weiter, dort, wo der Fußweg wieder an die Straße führt, standen gerade zwei Stadtpolizisten. Die Wut stieg in mir hoch! Da sitzen nun jede Menge schräge Sieche in der Nähe, und mir wollen die nun was anhängen? Aber die Wut war verfrüht. Sie waren so in die Unterhaltung vertieft, daß sie wohl mich nicht registriert. Vielleicht waren sie auf Radfahrer aus, die hier widerrechtlich fahren (habe ich auch schon getan). Anders als auf Straßen außerhalb von Ortschaften fiel ich wohl hier nicht sonderlich auf, daß ich mein Rad schob. Da ich aus Sicht der Polizisten hinter dem Fahrrad ging, noch dazu in der Dämmerung, konnten sie wohl auch meine Füße nicht als "Barfüße" identifizieren. Weshalb sie mir wegen Tragen von kurzen Hosen bei Temperaturen um 17°C keine Schwierigkeiten machten, kann ich nicht sagen.

So schob ich weiter, wobei mir ein Auto auffiel, das mich überholte und dann in einer Omnibushaltestelle anhielt. Der Fahrer öffnete die Seitenscheibe der Beifahrertür und sprach mich an: "Sie wohnen doch in Zofingen in der Nähe des Sportplatzes. Haben Sie Plattfuß? Ich kann das Velo hinten einladen und Sie nach Hause bringen." Normalerweise ist gegen die Ehre eines Radfahrers (egal ob barfuß oder nicht), sich wegen eines defekten Velos, schlechten Wetters oder was auch immer mit dem Auto mitnehmen zu lassen. Da aber dieser Fahrer derart viel über mich wußte, willigte ich ein. Im Auto erfuhr ich, daß er, den ich gar nicht kannte, im benachbarten Strengelbach wohnte, mich aber schon häufiger in meiner Wohnstraße gesehen habe, weil er dort ab und zu Bekannte besuchte. Auch hätte er mich schon mal in Biel und in Ascona gesehen. Ihm war auch aufgefallen, daß ich oft barfuß unterwegs war. Er hätte gehört, daß das gesund sei, wollte aber noch wissen, in welcher Weise es gesund sei. Er fand es interessant, daß bei mir durchs Barfußlaufen die Knie- und Rückenbeschwerden weniger geworden seien. Als ich ihm auch noch erzählte, daß ich deswegen öfters von der Polizei angehalten werde, schüttelte er nur mit dem Kopf mit den Worten: "Was geht denn DIE das an? Das ist doch nicht verboten."

Während der Unterhaltung kamen uns in kurzen Abständen wirklich 3 "Bullenschleudern" entgegen, ohne daß einer von uns das näher erwähnte. Da auch Polizisten nicht durch Autoblech durchsehen können, kriegten die auch nicht mit, daß ich barfuß war und kurze Hosen trug. Daß eine heimliche Schadenfreude in mir hoch kam, überrascht wohl nicht.

Vergleichsweise schnell ging die Zeit im Auto vorbei. Vor meiner Wohnung wurde das Rad ausgeladen, dann verabschiedete sich der Fahrer von mir. Es gibt also auch in der Schweiz Menschen, die, ohne selber barfuß zu laufen, diesem positiv gegenüber stehen. Vermutlich hätte mich der Mann nicht mitgenommen, wenn er mich genauso oft gesehen hätte, ich aber dann immer Schuhe und lange Hosen getragen hätte. Weil er einfach nicht mitbekommen hätte, daß es sich immer um den selben Menschen in Zofingen, Olten, Biel oder Ascona gehandelt hätte.
Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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