Vom Seeztal ins Rheintal (Hobby? Barfuß! 2)
Die Reihe schöner Tage lässt einen nicht zur Ruhe kommen. Im Gegensatz zum Sommer kann man im Herbst meist mit stabiler Witterung rechnen. Also muss man sich nicht beeilen, vor dem abendlichen Gewitter wieder zu Hause zu sein.
Die Barfusstour von gestern dauerte (reine Marschzeit) etwa acht Stunden. Dank der mehrmonatigen Abhärtung konnten die "Rettungsboote", sprich Sandalen, auch beim Abstieg im Rucksack bleiben.
Der Aufstieg aus dem Seeztal ist ausgesprochen steil. Eine Verschaufpause gewährt die wunderschöne Alpterrasse von Palfris, doch dann geht es nochmals steil aufwärts durch den Südabsturz der Alvierkette. Aufwärts lässt sich hier das Barfussgehen noch verantworten, abwärts würde ich Bergschuhe vorziehen, denn der Weg ist teilweise staubig/schuttig und entsprechend rutschig. Nach den letzten Metern auf einer steilen Leiter durchs "Chemmi" (Kamin) öffnet sich der Blick ins Rheintal bzw. diesmal auf ein gewaltiges Nebelmeer, das bis zur Taltrennung von Sargans reicht. Der letzte Anstieg auf der Südseite des Gipfelkopfes erfordert noch eine Art bescheidener Kletterei, wohl gesichert mit einem Drahtseil. Bei der Hütte auf dem Gipfel geniessen bereits die wenigen Besucher die Sonne. Die freundliche Hüttenwirtin hat gerade den Rucksack gepackt, um über Nacht ins Tal zu gehen, nimmt sich aber doch noch die Zeit, den Barfüsser, den sie seit vielen Jahren als Alvierbesucher kennt, mit einem Bier und Gebäck zu versorgen. Bald geht es auf dem steinigen Weg mit seinen um die 80 Kurven auf der Ostseite hinunter. Das ist der Abschnitt, der den Barfüsser am meisten auf die Probe stellt. Nach Möglichkeit vermeide ich den Weg. Das ist aber nur teilweise möglich, denn das Gelände ist steil und das trockene Gras rutschig.
Ständig das näher rückende Nebelmeer vor Augen geht es über den Barbielergrat, wo sich drei Ostaufstiege treffen, Richtung Alp Arin und Sevelerberg. Dann, plötzlich, auf etwa 1100 m, bin ich im Nebel. Doch schon nach etwa 100 Höhenmetern tiefer ist der Nebel weg, er liegt als Hochnebeldecke über dem Tal. Es ist nun empfindlich kalt geworden, und der barfüssige, nur mit Hemd und Shorts bekleidete Mensch, der eilends dem Bahnhof zustrebt, zieht schon ein paar erstaunte Blicke auf sich. Die schlammverkrusteten Füsse mögen das ihre dazu beitragen! Nun, wie schon anderswo gesagt, Buchs SG hat (noch) keine Stadtpolizei, und so bleiben mir Michaels Erfahrungen erspart. Die SBB-Zugbegleiter sind seltsamen Reisenden gegenüber tolerant, solange sie sich anständig aufführen (wenigstens ist das bis heute mein Eindruck; hoffentlich muss ich ihn nicht korrigieren!), und so erreiche ich ungehindert meinen Wohnort. Allerdings, ein wenig Hemmungen hatte ich: auf den letzten Metern im Wald war ich in irgend einen Kothaufen getreten, der vermutlich von einem Fleischfresser stammte, und solche Haufen pflegen nicht wohlriechend zu sein. Notdürftig säuberte ich die Füsse mit feuchtem Laub, aber ich fürchtete doch, eine Duftwolke mitzuziehen. Da sich aber der Eisenbahnwagen trotz meiner Anwesenheit nicht leerte, nehme ich an, der Duft hätte sich in Grenzen gehalten!