Zwischen Gröbener Kiez und Blankensee (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 16.10.2005, 14:43 (vor 6984 Tagen)

Hallo

Am Donnestag hatte ich noch einen freien Tag, und das Wetter lockte mich mit Sonnenschein und angekündigten 18°C wieder hinaus zum Wandern. Wie immer hatte ich mir eine Strecke auf der Karte ausgesucht, die ich nicht kannte, aber von der ich annahm, dass das schon gehen würde. Diesmal war das allerdings ein Irrtum.
Ich fuhr zunächst mit dem Auto nach Gröben, ca. 15 km südlich von Potsdam, wo ich im Gröbener Kiez parkte. Unter einem Kiez im ursprünglichen Sinn, hat man eine Fischersiedlung zu verstehen, die vom eigentlichen Dorf ein bisschen abgelegen in einer Niederung liegt. In früheren Zeiten hat dort die heute kanalisierte Nuthe durchaus gelegentlich für Überschwemmungen gesorgt, was dazu führte, das in einem solchen Kiez nur Fischer und die ärmeren Leute wohnten. Hier kann man sogar noch alte Fischerhütten und einen ehemaligen Kahnhafen finden.
Vom Gröbener Kiez ging ich dann zur Nuthe, um an ihrem nördlichen Ufer flussaufwärts über einen herrlichen Sandweg zu wandern. Ein Angler fragte mich, ob das nicht zu kalt wäre, womit er zweifellos meine Füße meinte. Ich kam mit ihm ins Gespräch und übergab ihm dann eines meiner Faltblätter. Bei Jütchendorf erreicht man dann eine Brücke und wechselt auf das andere Nutheufer, wo es genauso angenehm weitergeht. Hinter der Nuthebrücke bei Kleinbeuthen ging ich über einen Trampelpfad weiter und erreichte nach wenigen Metern eine sehr seltsame Brücke. Vermutlich wurde sie bei einer militärischen Übung aufgebaut und später vergessen. Sie bestand aus fünf mal zwei in der Mitte zusammengefügten und mit Drähten untereinander verknüpften Stahlteilen, die sich angenehm begehen ließen. Ein Geländer besaß sie nicht, aber dennoch war es nicht verboten sie zu überqueren. Ich hätte in solchen Situationen Schilder erwartet, die das Betreten wegen größter Lebensgefahr unter Strafe stellen. :-)
Ich ging dann weiter in Richtung auf die Glauer Berge, die ich an ihrem nördlichen Fuß umging. Hier sind verschiedene breite Fahrbahnen vorhanden, die aus weichem Sand bestehend unglaublich angenehm zu begehen waren. Allerdings wurde mir auch etwas kühl an den Armen, da hier nun der dichte Schatten des Waldes die Wärme der Sonne abhielt. In diesem Bereich trainieren Pferdesportler das Fahren mit Sulkys, wodurch der Boden auch sehr schon aufgelockert wird.
Nach einer Weile erreichte ich kurz vor Blankensee die Landstraße nach Jütchendorf, die ich überquerte. Gleich darauf war ich in Blankensee, dass ich dann erst mal erkundete. Teilweise gibt es dort nicht so schöne Schotterstraßen, teilweise aber auch gepflasterte angenehm begehbare Straßen. In der Museumsschänke des Bauernmuseums aß ich zu Mittag, na ja es war eigentlich schon 16:00 Uhr. Beim Essen hörte ich wie sich andere Gäste durchaus positiv über Barfüssigkeit unterhielten. Ich verstand allerdings nicht alles. Beim gehen verabschiedete ich mich dann in die Runde, worauf man mir zulächelte, irgendwas murmelte und ich kurz fragte: "Iss was?" Dann kamen wir ins Gespräch. Ich legte eines meiner Faltblätter auf den Tisch, worauf man mich fragte, ob ich noch ein zweites hätte, da man aus verschiedenen Orten angereist wäre und Interesse daran hätte. Natürlich hatte ich noch eins.
Anschließend sah ich mir von außen noch die Dorfkirche an, wo vor langer Zeit mal ein Herr von Thümen mit seinem Pferd auf die Kanzel ritt und dabei verunglückte. Dann kam ich zur Nieplitzbrücke, von wo aus ein markierter Wanderweg am Westufer des Grössinsees entlang nach Tremsdorf führen sollte. Leider gibt es diesen Weg gar nicht!
In der Hoffnung ihn doch noch zu finden, fragte ich eine Frau, die gerade Gartenarbeit verrichtete. Sie schickte mich auf einen Weg, der an einem elektrischen Weidezaun endete. Sie meinte zwar, da könne man weitergehen, das täten andere auch, aber da weder eine Fortsetzung des Weges erkennbar war und das Betreten auch ausdrücklich verboten war, kehrte ich um. Ich fand dann noch eine alte Kirchenruine am sogenannten Seechen, landete aber wieder in Blankensee. Nun wurde die Zeit knapp. Bald würde die Sonne untergehen, und dann würde mir recht kühl werden, also war Beeilung angesagt. Ich überquerte die Nieplitz, um die Landstraße in Richtung Jütchendorf entlang zu gehen, fand aber bald einen Feldweg nach links. Sollte das der gesuchte Wanderweg sein? Er bog bald nach links ab und endete direkt an der Nieplitz. Mit einem Angler unterhielt ich mich dort über diesen seltsamen weg, den er aber auch nicht kannte. Ich fragte ihn, ob man denn hier irgendwie weiterkäme, worum er meinte, da könne man nirgends lang fahren. Als ich ihm dann sagte, dass ich zu Fuß unterwegs sei, wunderte er sich offensichtlich über meine nackten Füße, sagte aber nichts.
Ich musste erneut umkehren, konnte aber wenigstens über ein Feld hinweg den Weg zur Straße abkürzen. Es folgten fast 2 km Landstraße mit zwar recht angenehmem Asphalt, aber der wenn auch schwache Verkehr störte doch. Kurz vor Schiaß bog ich nach links auf den Sandweg in Richtung Tremsdorf ein, der sehr angenehm zu begehen war. Der ursprüngliche Weg ist dort bereits so ausgefahren, dass die meisten Autofahrer auf das danebenliegende Feld ausweichen, wodurch dort ein weiterer, teilweise sogar ein dritter Weg entstanden ist.
Kurz vor Tremsdorf erreichte ich dann die alte Landstraße nach Gröben, die wegen des schlechten Zustands seit Jahren für den Verkehr gesperrt ist. Nur landwirtschaftliche Fahrzeuge dürfen dort mit höchstens 10 km/h fahren. Die Straße bestand ursprünglich aus angenehmem Kopfsteinpflaster, wurde aber mal hauchdünn überasphaltiert, wodurch überall Löcher im Asphalt entstanden mit entsprechend reichlich Splitt. Streckenweise konnte ich aber auf ein benachbartes Feld ausweichen oder am Straßenrand durch dichte Herbstlaub wandern.
Bei Sonnenuntergang erreichte ich in erstaunlich kurzer Zeit und bei bereits deutlich gesunkenen Temperaturen wieder mein Auto.
Ich werde mir nun demnächst eine neue Wanderkarte von der Gegend besorgen. Ich kann es ja noch akzeptieren, dass mal ein Weg auf einer Karte vergessen wird, aber das ein Weg eingezeichnet ist, den es gar nicht gibt, ist mir unbegreiflich. Den muss sich ja irgendwer ausgedacht haben.
Naja, abgesehen vom Rückweg war diese Wanderung aber auch wieder ein voller Erfolg und wunderschön.

Viele Grüße

Ulrich

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