Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass ich dazu übergegangen bin, bei angenehmen Bodentemperaturen auch in der Arbeit barfuß zu sein. Bei Außentemperaturen von über 30 Grad habe ich sogar zwei Nachahmer gefunden. Sonst bin ich der einzige Barfüßer, aber es wird von allen problemlos akzeptiert, auch vom Chef. Nur die Putzfrau kann sich nicht so ganz damit abfinden.

Als ich am Freitag vormittag das Büro verließ und in einen anderen Teil des Gebäudes gehen wollte, wurde gerade der Gang geputzt.
"Sie holen sich bestimmt gleich eine Grippe!", sprach sie mich an.
"Wieso?", fragte ich unschuldig.
"Na weil doch schon Oktober ist und Sie immer noch barfuß gehen."
"Aber es ist doch warm heute. Darf ich nicht an einem warmen Oktobertag barfuß gehen, wenn ich dafür an einem kalten Julitag Schuhe trage?"
"Na ja, eigentlich haben Sie recht."

Ich dachte schon, es sei mal wieder ausgestanden und ging weiter. Aber da ruft sie hinterher: "Aber doch nicht mit Ihren dreckigen - oh äh Entschuldigung äh - mit ihren bloßen Füßen über meinen frischgeputzten Boden. Sie hinterlassen ja Spuren. Da sehen Sie mal!" Es kam gerade ein Kollege des Wegs (mit Schuhen, wie ich wohl nicht eigens zu erwähnen brauche), der ihren Ausspruch hörte, und wir verglichen nun seine und meine Spuren. Und sie hatte tatsächlich recht: Meine Füße gaben eine schön klare und kräftige Spur, vom Fersenende bis zu den Zehenspitzen. Von seinen Schuhen aber waren nur der Absatz und der Ballenbereich abgedruckt. Das kurze Gespräch mit der Putzfrau endete dann, wie eigentlich immer, doch wieder recht freundlich, und jeder wünschte jedem noch einen schönen Tag.

Und die Moral von der Geschicht'? Wer im Leben kräftige Spuren hinterlassen will, muss barfuß gehen!

Gruß
Pedro