Von Belzig nach Treuenbrietzen (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 09.10.2005, 10:42 (vor 6992 Tagen)

Hallo

Gestern verabredete ich mich mit Timo aus Potsdam bei 20°C und strahlendem Sonnenschein eine etwa 22 km lange Wanderung von Belzig nach Treuenbrietzen zu unternehmen. Wir trafen uns morgens am Bahnhof Potsdam-Rehbrücke und fuhren mit dem Regionalexpress bis Belzig, wo unsere Wanderung begann.
Den Weg kannte ich zwar größtenteils noch nicht, aber im Vertrauen darauf, dass die Wege schon barfußgeeignet sein werden, und im Wissen, dass Timo auch ein gut trainierter Barfüßer ist, brauchte ich keine Bedenken zu haben diese Tour ohne Ortskenntnisse nur nach der Karte bewältigen zu können.
Wir wurden auch nicht enttäuscht. Fast überall waren angenehme Sandwege vorhanden, teils altes versandetes Kopfsteinpflaster, streckenweise auch mal ein bisschen Splitt, aber es wurde nirgends problematisch.
Ein spontaner Abstecher durch ein Rummel war zwar nicht geplant, aber dadurch wurde die Landschaft sogar noch etwas abwechslungsreicher. Unter einem Rummel versteht man im Fläming übrigens ein eiszeitliches Trockental, das beim Abtauen der Gletscher als Abflussrinne entstanden ist.
Hinter Mörz erreichten wir eine Wiese, die als Flugplatz bezeichnet wird, auf der eine Veranstaltung stattfand. So um die hundert Drachen lies man hier steigen, Buden waren aufgestellt und jede Menge Autoverkehr auf einem Feldweg. Es war sehr interessant da eine Weile zuzusehen.
Die Altstadt von Truenbrietzen sahen wir uns auch noch an, was allerdings durch eine Veranstaltung auf dem Marktplatz erschwert wurde. Dort erklang mittelalterliche Musik, optisch schien aber nichts mittelalterliches geboten zu werden. Jede Menge Buden mit Ess- und Trinkbarem waren aufgebaut und dafür sollte man Eintritt zahlen. Wir haben darauf verzichtet.
Von Treuenbrietzen aus fuhren wir mit dem Zug wieder zurück nach Potsdam-Rehbrücke. Diese Fahrt war besonders günstig. Da es in Treunbrietzen weder einen Fahrscheinautomaten noch einen Verkauf am Schalter gibt und im Zug nichtmal ein Schaffner mitfuhr, hatte man gar keine Möglichkeit die Fahrt zu bezahlen!
Hoffentlich wird die Strecke nicht eines Tages wegen zu geringer Einnahmen stillgelegt. Der Zug war aber durchaus gut besetzt.
Eine genaue Beschreibung der Wanderroute habe ich in der Wander-Wiki von Lorenz versucht unterzubringen, das klappt aber irgendwie noch nicht, so dass ich den Link hier noch nicht einbauen kann. Ich werde das nachholen.

Viele Grüße

Ulrich

Drachen und Treuenbrietzen

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 10.10.2005, 08:39 (vor 6991 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich!

"Hinter Mörz erreichten wir eine Wiese, die als Flugplatz bezeichnet wird, auf der eine Veranstaltung stattfand. So um die hundert Drachen lies man hier steigen, Buden waren aufgestellt und jede Menge Autoverkehr auf einem Feldweg. Es war sehr interessant da eine Weile zuzusehen."

Auch in Aarau gab es gestern (Sonntag) ein Drachenfest. Ich war mit dem Fahrrad in die Gegend gefahren (barfuß natürlich). Lange hielt ich mich dort allerdings nicht auf, da noch nicht viele Drachen am Himmel waren. Dann wurde es so heiß (gut 20°C), daß ich es vorzog, etwa 2 Kilometer weiter ans Aareufer zu fahren. Zum Baden war es allerdings zu kalt. Ich war nicht der einzige Barfüßer, die anderen entledigten sich aber erst vor Ort ihrer Schuhe und Socken. Am Ufer selbst regte sich keiner über meine Aufmachung auf. Als ich gegen 18 Uhr noch einmal Richtung "Drachenplatz" radelte, gab es jedoch einige große Glotzaugen. Sogar von zwei Rollerbladefahrer mit Hund. Die beiden (Mann und Frau) hatten sich vorher auf einer Kiesinsel aufgehalten und mit dem Hund gespielt. Für den Aufenthalt auf der Kiesinsel hatten sie extra Sandalen mitgenommen (Rollerblades sind dort ja ungeeignet, und barfuß ist man dort auch nicht allzu wendig, zumal da auch einige angeschwemmte Abfälle usw. liegen). Sie gingen sogar mit den Schuhen ein paar Schritte ins Wasser, der Mann trug sogar Socken dabei. Speziell die Frau starrte fassungslos auf meine Füße, während sie dort, wo der Asphalt begann, ihre Sandalen auszog und die Rollerblades anzog - ohne Socken. Kurz vor Olten riefen zwei ca. 13-jährige Jungen hinter mir her: "He, es ist doch Winter! Der Sommer ist vorbei!" Was mich dabei überrascht? Sie kamen mit dem Fahrrad vom Fußballspielen und trugen noch ihr Fußballtrikot, daß vom Bedeckungsgrad ja auch nicht gerade für Winter spricht. Macht das Nichttragen von Schuhen/Socken soviel aus?

Der "richtige" Sommer scheint aber trotz 20°C und Sonne tagsüber vorbei zu sein. Morgens ist es neblig, und abends wird es schon früher dunkel und kühlt rasch ab. Bis gegen 18 Uhr konnte ich mich noch ohne T-Shirt am Strand aufhalten, als ich aber gegen 19.30 Uhr zu Hause ankam, war es mir fast schon zu kalt im Träger-T-Shirt. Und um 21 Uhr zeigte das Thermometer 11°C. Jetzt ist es gerade 7°C und neblig. Irgendwann wird wohl die Sonne durchbrechen und es ähnlich schön werden wie gestern. Aber leider nützt mir das nichts, weil ein "blöder" Kunde im Laufe des Tages zu Besuch kommt und mir einen frühen Feierabend verunmöglicht.

"Die Altstadt von Treuenbrietzen sahen wir uns auch noch an, was allerdings durch eine Veranstaltung auf dem Marktplatz erschwert wurde. Dort erklang mittelalterliche Musik, optisch schien aber nichts mittelalterliches geboten zu werden. Jede Menge Buden mit Ess- und Trinkbarem waren aufgebaut und dafür sollte man Eintritt zahlen. Wir haben darauf verzichtet."

Treuenbrietzen im Mittelalter? Das war doch gefährlich. Da gab es doch einen Schuhmacher, der seinen Lohn versoffen hat und selbst vor Frauenmord nicht zurückschreckte. Ob so einer nicht auch vor Mord an Barfüßern, die ja quasi schuld daran sind, daß er nicht soviel saufen kann wie er will, zurückschreckt? Aber keine Angst, dieser Schuster wurde am Galgen aufgehängt. Vielleicht hättet Ihr, wenn Ihr Eintritt bezahlt hättet, sogar den Strick am Galgen noch bewundern können.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Drachen und Treuenbrietzen

Ulrich (Berlin) ⌂ @, Stammposter, Monday, 10.10.2005, 18:41 (vor 6990 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Kurz vor Olten riefen zwei ca. 13-jährige Jungen hinter mir her: "He, es ist doch Winter! Der Sommer ist vorbei!"

Und ich dachte immer der Winter beginnt erst am 21. Dezember, oder ist das in der Schweiz anders? :-)

Treuenbrietzen im Mittelalter? Das war doch gefährlich. Da gab es doch einen Schuhmacher, der seinen Lohn versoffen hat und selbst vor Frauenmord nicht zurückschreckte. Ob so einer nicht auch vor Mord an Barfüßern, die ja quasi schuld daran sind, daß er nicht soviel saufen kann wie er will, zurückschreckt? Aber keine Angst, dieser Schuster wurde am Galgen aufgehängt. Vielleicht hättet Ihr, wenn Ihr Eintritt bezahlt hättet, sogar den Strick am Galgen noch bewundern können.

Schön, dass Du die Moritat von Sabinchen kennst. Dieses Sabinchenlied wird in der "Sabinchenstadt Treuenbrietzen" tatsächlich immer gerne vorgetragen, bei entsprechenden Anlässen, es gibt auch einen Sabinchenbrunnen, aber auch einen Haken bei der ganzen Sache. In dem Lied heißt es nämlich in der ersten Strophe: "Da kam aus Treuenbrietzen ein junger Mann daher, der wollte gern Sabinchen besitzen und war ein Schuhmacher." Er kam also aus Treuenbrietzen. Das heißt, die Geschichte kann überall stattgefunden haben, nur eben nicht in Treuenbrietzen!

[image]
Der Sabinchenbrunnen

Ein Galgen war übrigens auch auf dem Gelände nicht vorhanden. Wir haben es zwar nicht betreten, aber man konnte durchaus über die Absperrungen hinübersehen und das erkennen.
Leider haben wir auch niemanden barfuß gesehen, obwohl das ja im Mittelalter absolut üblich war.

Viele Grüße

Ulrich

[image] Das Sabinchenlied

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