Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea... (Hobby? Barfuß! 2)

Michael (KO), Tuesday, 04.10.2005, 13:50 (vor 6931 Tagen)

so kann man überspitzt meine letzten erlebnisse als ganzjahresbarfüssler zusammenfassen. ich schreibe ja in diesem forum äußerst selten - genaugenommen nur, wenn ich unangehme begenungen erfahren habe. war es vor jahren einmal eine polizeikontrolle einer zivilstreife (ich berichtete hier), so war es dieses mal ein aufsichtsbeamter im hauptbahnhof koblenz. am sonntag war ich (bis auf die fehlenden schuhe durchaus ordentlich gekleidet und sogar mit langer hose) unterwegs zu einem ec, der mich ein wenig näher an die plandampfveranstaltung in der südpfalz bringen sollte, da stellt sich mir ein aufsichtsbeamter in den weg mit den worten "Sie haben keine Schuhe an...". ich wollte ihm schon zu seinen vortrefflichen augen gratulieren, da ging's schon weiter: "Sie wissen doch, dass dieses als unhygienisch angesehen werden kann". er musste diesen satz mehrfach wiederholen, da ich ihn sowohl akustisch als auch inhaltlich nicht recht verstehen wollte. auf meine frage, wo denn das problem sei und dass ich seit jahren genau so und unbeanstandet durch's leben schreiten würde, ging's weiter: "Wenn ich jetzt den Grenzschutz hole (Anm.: gemeint war wohl die Bundespolizei), dann kann ich sie des Bahnhofs verweisen. Außerdem laufen Sie Gefahr, dass Sie im Zug Probleme mit dem Zugbegleiter bekommen.". da noch etwas zeit war, bis mein zug kommen sollte, versuchte ich soetwas wie eine diskussion mit diesem db-mitarbeiter. ich wiederholte, dass ich das seit jahren machen würde und wo denn überhaupt festgelegt sei, dass dieses verboten sei? es kam keine direkte antwort, außer dass der herr mehdorn dieses nicht gerne sehen würde. (wer das jetzt nicht glaubt - ich konnt's auch nicht glauben, das albernste argument, was ich auf dem gebiet jemals gehört habe). weiter ging's mit der bemerkung, dass 99% der weltbevölkerung schuhe tragen würden und ob ich dem zustimmen könnte? da gerade ein zug in den bahnhof einfuhr, signalisierte ich ihm, ihm in kürze zu antworten - was er wohl missverstand und triumpfierend erhöhte: 99,5%...99,8%. als der eingefahrene zug den bahnhof verlassen hatte und wieder etwas ruhe eingekehrt war, entgegnete ich, dass ich nicht glauben würde, dass 99% der "weltbevölkerung" schuhe tragen würde und verwies ihn beispielsweise auf papua-neuguinea. die antwort war schlicht: "Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea, da können Sie dann barfuß laufen...". so langsam schwoll mir der kamm - eine diskussion war schlichtweg nicht möglich. schließlich wurde ich noch gefragt, ob ich denn eine fahrkarte hätte (was ich noch verneinen musste, da die fahrkartenausgabe erst gegen 9:00 öffnen würde und es jetzt erst kurz vor 8:00 sei) und wohin ich denn fahren wolle (nach neustadt a.d.w.). nachdem eine ernsthafte diskussion mit diesem individuum nicht möglich war und er mir persönlich auch immer unangenehmer vorkam (lachen, beifallheischende blicke zu einer in der nähe ebenfalls wohl auf diesen zug wartenden db-zugbegleitern), kürzte ich das verfahren ab und ließ mir seinen namen geben. ich begab mich dann mehr oder weniger grußlos an den platz, an dem die wagen der 1.klasse des zuges halten sollten, sah noch im weggehen, dass er mit seinem funkgerät spielte und wartete in gedanken schon auf die "grünen", die aber nicht kommen wollten...
im zug fragte ich dann beim lösen des fahrausweises den zugchef, ob er probleme mit meiner barfüssigkeit hätte und ob's da bestimmungen seitens der db gäbe? die antwort war schlicht: "Also, ich bin jetzt seit 1968 dabei und mir sind keine solchen Bestimmungen bekannt. Ich kann's leider nicht machen - das würde komisch aussehen". ich antwortete, dass ich verstehen könnte, dass es vielleicht ungewöhnlich aussieht, worauf er noch erwiderte, dass es ihm bei diesen temperaturen auch schon zu kalt sei. nunja, da habe ich kein problem mit und mein frieden mit der db war dann auch schon wieder gefunden, als ich im zug (nach ein paar telefonaten mit freunden, die ich in der südpfalz zu treffen gedachte) die entscheidung traf, nicht nach neustadt, sondern über karlsruhe in die pfalz zu fahren und mir der zugchef kurz vor mannheim auf meine bitte nach nachlösung/umschreiben der fahrkarte einfach sagte: "Dann bleiben Sie doch bis KA im Zug, ich bleibe auch bis KA im Zug und vom Tarif ist's fast das gleiche..." (Anm.: bc50 in der 1.klasse sind's 8 eur, die ich hier durch die freundlichkeit des zugchefs gespart habe).
ich weiß jetzt leider nicht, ob in neustadt ein empfangskommitee umsonst wartete, jedenfalls waren auch zwei tage südpfalz barfuss nahezu kein problem, auch wenn das wetter eher durchwachsen war. allerdings wurden 2 jahre dauerbarfüssigkeit für knapp 3 stunden unterbrochen, da einer der geplanten fotostandpunkte dermaßen mit brombeer- und anderem stacheligen gesträuch bewachsen war, dass ich mir dies nicht dauerhaft antun wollte. in den 2 jahren eingeschlossen war auch eine 4-tägige fototour nach wolsztyn/polen ende mai dieses jahres und hier noch der tipp für diejenigen, die auf schwarze sohlen stehen: nach bezahlen eines kleinen eintrittsgeldes ist auch der besuch des bw wolsztyn (eines der wenigen, die noch plandampf betreiben) möglich und hier sahen die füsse nach einigen stunden aufenthalt entsprechend aus - wer's mag, dem sei es empfohlen, ich hatte meine liebe müh' und not, die füsse für die nacht wenigstens so "sauber" zu bekommen, dass der dreck nicht in der wäsche des hotels hängenblieb...
zum schluss - nachdem ich dies hier berichtet habe, werde ich nun eine offizielle anfrage an die db richten, mich gleichzeitig über das gehabe des aufsichtsbeamten beschweren und der dinge harren, die da kommen mögen. ich werde dann hier die antwort veröffentlichen...

gruß michael

Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea...

Andi, Tuesday, 04.10.2005, 14:41 (vor 6931 Tagen) @ Michael (KO)

zum schluss - nachdem ich dies hier berichtet habe, werde ich nun
eine offizielle anfrage an die db richten, mich gleichzeitig über
das gehabe des aufsichtsbeamten beschweren und der dinge harren, die
da kommen mögen. ich werde dann hier die antwort veröffentlichen...

Sicherheitsleute sind eine ganz bestimmte Art von Menschen. Ausnahmen mag es geben, die spezielle Kombination von Autorität/Uniform macht den Beruf jedenfalls schmackhaft für Leute von schlechtem Charakter --- arme Würstchen mit Minderwertigkeitskomplexen, die das bisschen an "Macht", dass sie bekommen, voll und ganz auskosten wollen. Ohne sie wäre der alte Adolf nichts gewesen.

Der größte Fehler, den man machen kann, ist mit ihnen zu diskutieren --- dadurch bestätigt man erst ihr Gefühl der eingebildeten Wichtigkeit. Einfach kurz mit "jaja" abnicken und sonst ignorieren.

Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea...

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 05.10.2005, 12:53 (vor 6930 Tagen) @ Michael (KO)

Hallo Michael,

"war es vor jahren einmal eine polizeikontrolle einer zivilstreife (ich berichtete hier), so war es dieses mal ein aufsichtsbeamter im hauptbahnhof koblenz. am sonntag war ich (bis auf die fehlenden schuhe durchaus ordentlich gekleidet und sogar mit langer hose) unterwegs zu einem ec, der mich ein wenig näher an die plandampfveranstaltung in der südpfalz bringen sollte, da stellt sich mir ein aufsichtsbeamter in den weg mit den worten "Sie haben keine Schuhe an...". "

Offensichtlich wird man, wenn man "Michael" heißt, häufiger von Polizisten, Grenzschützern, "Rotdeckeln" usw. schikaniert, wenn man barfuß ist (und offensichtlich nicht nur, wenn man gleichzeitig noch eine kurze Hose trägt). Beim letzten Dezemberbarfußtreffen in Düsseldorf wurde ich, als ich im Kölner Hauptbahnhof auf den Anschluß warten mußte, von einer älteren Frau mit rotem "Deckel" auf dem Grind behandelt, wie wenn ich der letzte Dreck war. Sie erinnerte mich an eine russische Agentin in einem James-Bond-Film, die jeden Moment eine Schutzkappe von ihrem Schuh ziehen würde, um mich dann mit der vergifteten Schuhspitze zu treten. Das geschah zwar nicht, jedoch gebrauchte sie Worte wie: "Eigentlich muß ich Sie vom Bahnhof weisen" und "Wir haben doch keinen Hochsommer mehr!"

"Wenn ich jetzt den Grenzschutz hole (Anm.: gemeint war wohl die Bundespolizei), dann kann ich sie des Bahnhofs verweisen. Außerdem laufen Sie Gefahr, dass Sie im Zug Probleme mit dem Zugbegleiter bekommen."

Mit Grenzschützern ist wirklich nicht zu spaßen. Die halten jeden Menschen, der barfuß Bahn fährt (und in manchen Fällen sogar einen, der in kurzen Hosen, aber mit Schuhen Bahn fährt, für einen Schwarzfahrer. Wenn man dann noch eine gültige Fahrkarte vorweisen kann, dann unterstellen sie einem, man hätte diese unehrlich erworben (z.B. daß man aus dem Papierkorb eine Tageskarte von Verkehrsverbünden gefischt hat, um sie weiterzuverwenden, nachdem sie ein anderer entsorgt hat).

"Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea, da können Sie dann barfuß laufen...".

So etwas ähnliches hat mir auch schon der Chef der Zofinger Kantonspolizei gesagt, nachdem er mich wegen barfußlaufen in Kombination mit kurzen Hosen im vergangenen März von zu Hause abholen ließ und mich behandelte, wie wenn ich ein Schwerverbrecher gewesen wäre. Nur benutzte er den Ausdruck "Urwald".

"im zug fragte ich dann beim lösen des fahrausweises den zugchef, ob er probleme mit meiner barfüssigkeit hätte und ob's da bestimmungen seitens der db gäbe? die antwort war schlicht: "Also, ich bin jetzt seit 1968 dabei und mir sind keine solchen Bestimmungen bekannt. Ich kann's leider nicht machen - das würde komisch aussehen". ."

Mit normalen Schaffnern habe ich noch nie wegen barfuß Probleme gehabt.

"ich weiß jetzt leider nicht, ob in neustadt ein empfangskommitee umsonst wartete"

Wäre interessant gewesen zu erfahren, ob eine Hundertschaft bis an die Zähne bewaffneter Grenzschützer in Neutstadt auf Dich wartete. Noch interessanter wäre es aber gewesen, wenn Du Dich im Zug umgezogen hättest und ausgestiegen wärst, als wäre nichts geschehen. Dann hättest Du Dich über die dummen Gesichter freuen können, ohne selber Schaden zu nehmen. Da es aber für einen überzeugten Barfüßer eine Zumutung ist, nur für Testzwecke einmal Schuhe anzuziehen, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, Du hättest einen anderen Menschen gebeten, die Grenzschützer zu filmen, während Du anderswo hinfährst.

"zum schluss - nachdem ich dies hier berichtet habe, werde ich nun eine offizielle anfrage an die db richten, mich gleichzeitig über das gehabe des aufsichtsbeamten beschweren und der dinge harren, die da kommen mögen. ich werde dann hier die antwort veröffentlichen..."

Im Normalfall bleiben derartige Beschwerden folgenlos, sowohl für den arroganten Rotdeckel, als auch für Dich. Man wird Dir kaum das Bahnfahren verbieten. Anders bei Beschwerden über Polizisten bei der vorgesetzten Dienststelle. Wer sich einmal beschwert hat, egal ob zu Recht oder zu Unrecht, wird registriert. Was zur Folge hat, daß etwa bei einem ganz gewöhnlichen Verkehrsunfall bei unklarer Schuldfrage die Beamten eher auf Seiten "des anderen" stehen. Oder, falls bei Dir eingebrochen wird, die Polizei weniger Interesse hat, den Einbrecher zu finden als es normalerweise der Fall ist.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Dann ziehen Sie doch nach Papua-Neuguinea...

John Lupus, Stammposter, Wednesday, 05.10.2005, 14:36 (vor 6930 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Wer sich einmal beschwert hat, egal ob zu Recht oder zu Unrecht, wird registriert. Was zur Folge hat, daß etwa bei einem ganz gewöhnlichen Verkehrsunfall bei unklarer Schuldfrage die Beamten eher auf Seiten "des anderen" stehen. Oder, falls bei Dir eingebrochen wird, die Polizei weniger Interesse hat, den Einbrecher zu finden als es normalerweise der Fall ist.

Ein bißchen paranoid bist du aber schon, gelle?

Schmunzel

John

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